1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Wittenberg
  6. >
  7. Heimatgeschichte in Wörlitz: Heimatgeschichte in Wörlitz: Bungeroth spricht bei Cohen

Heimatgeschichte in Wörlitz Heimatgeschichte in Wörlitz: Bungeroth spricht bei Cohen

Von Ilka HillgerA 12.01.2019, 07:46
Die Gedenkstätte am Jüdischen Friedhof in Wörlitz wurde im Jahr 2010 eingeweiht.
Die Gedenkstätte am Jüdischen Friedhof in Wörlitz wurde im Jahr 2010 eingeweiht. Th. Klitzsch

Coswig - Zu einem Vortrag, der die Geschichte Anhalts aus einer besonderen Sicht darstellt, lädt die Cohen-Gesellschaft am 17. Januar, um 17 Uhr, in den Coswiger Klosterhof ein. „Erinnerung an den 80. Jahrestag der Reichspogromnacht – was wurde aus den Jüdischen Gemeinden in Anhalt?“ hat Pfarrer i. R. Dietrich Bungeroth aus Dessau sein Referat überschrieben, er spricht über das Ergebnis seiner Untersuchung und zeigt dazu historische Bilder.

Bungeroth hat bereits 2012 bei der Cohen-Gesellschaft gesprochen und an den Ursprung der Coswiger Jüdischen Gemeinde erinnert, die 1800 aus der Wörlitzer Jüdischen Gemeinde hervorgegangen ist, als in Coswig ein Friedhof angelegt und eine Synagoge erbaut wurden.

Die Anfänge einer kleinen jüdischen Gemeinschaft in Coswig lassen sich spätestens in den 1770er Jahren finden, als Familien vom Anhaltinisch-Bernburger Fürsten dort Wohnrecht erhielten. 1800 erbauten die Coswiger Juden in der Domstraße ihre eigene kleine Synagoge, einen schlichten Fachwerkbau, etwa 100 Jahre später erfolgte ein Umbau.

Die Gemeinde gehörte seit 1832 zum Landrabbinat Anhalt-Bernburg und gab sich 1859 ein Statut. Ab Ende der 1880er Jahre konnte die immer kleiner werdende Coswiger Judenschaft keinen eigenen Kantor mehr beschäftigen, sodass man die Dienste des Wörlitzer Kantors in Anspruch nahm. Die Wörlitzer Gemeinde stellte ihre Tätigkeit um 1903 ein, Coswig erhielt zwei Thorarollen zur Nutzung.

Von dem um 1800 angelegten jüdischen Friedhof in der Heidestraße sind heute nur noch wenige Grabsteine erhalten; das Gelände war in der NS-Zeit eingeebnet, die Grabsteine zweckentfremdet worden. Vor 1800 diente der jüdische Friedhöfe in Wörlitz beziehungsweise Wittenberg als „Guter Ort“.

Referent Dietrich Bungeroth ist in Wörlitz als Pfarrerssohn aufgewachsen, war selber anhaltischer Pfarrer bis 2009 und widmet sich seitdem der Jüdischen Geschichte in Anhalt. In der Reihe der Dessauer Moses-Mendelssohn-Gesellschaft ist 2013 eine Broschüre zur Geschichte der Wörlitzer jüdischen Gemeinde erschienen.

Die Gedenkstätte in Wörlitz am ehemaligen Jüdischen Friedhof entstand 2010 und zeigt Grabsteine, die 1938 als Hofpflasterung missbraucht wurden, nachdem der Judenfriedhof zerstört worden war. Seit 2013 werden durch die Parkstadt Führungen auf dem Toleranzweg angeboten.

(mz)