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Heidecamp der Bundeswehr Heidecamp der Bundeswehr: 52 Jugendliche erleben den Soldatenalltag

Von Ute Otto 28.07.2017, 08:00
Sehen, aber nicht gesehen werden. Tarnen und täuschen gehören zur Grundausbildung eines Soldaten und wird auch im Camp vermittelt.
Sehen, aber nicht gesehen werden. Tarnen und täuschen gehören zur Grundausbildung eines Soldaten und wird auch im Camp vermittelt. Otto

Holzdorf-Ost - Eine Gruppe Jugendlicher im Feldanzug der Bundeswehr kommt in Marschformation aus dem Wäldchen im Fliegerhorst Holzdorf. Sie unterhalten sich. „Ich könnte jetzt reich werden, wenn ich für jedes Wort im Glied zehn Cent nehmen würde“, sagt Franz-Dieter Hibbeler, Stabsfeldwebel der Reserve, schmunzelnd.

Aber es sind schließlich keine Soldaten, die er hier vor sich hat, sondern Schüler, die eventuell Soldaten werden wollen und sich deshalb in ihren Ferien für das von der Karriereberatung Wittenberg in Zusammenarbeit mit dem Bundeswehrstandort Holzdorf und dem Reservistenverband Sachsen organisierte Heidecamp im Lager Rosenfeld angemeldet haben.

Neuland Kaserne

52 junge Frauen und Männer sind am Montag in den Fliegerhorst Holzdorf eingerückt. Dabei sind auch Auszubildende der Bundeswehr-Werkstatt, für die das Camp Bestandteil der Berufsausbildung ist, „um das Gesamtbild der Streitkräfte kennenzulernen, erst recht wenn man sich für eine spätere technische Verwendung interessiert“, wie der Stellvertretende Standortälteste Oberstleutnant Mario Czybik erklärt.

Die Mehrheit der jungen Leute aber hat mit der Bundeswehrkaserne Neuland betreten. Hier sollen sie Einblicke bekommen in den Soldatenalltag jenseits von Imagefilmen und Werbeflyern. „Da wird doch manches beschönigt“, meint Thore Klopfer und macht das am Beispiel der Stube fest, die in der Truppenunterkunft im Lager Rosenfeld eben sehr einfach sei.

Der 18-jährige Gymnasiast kommt aus der Nähe von Schleswig. Über einen Freund, der im vergangenen Jahr Teilnehmer des Camps war, hat er von dieser Möglichkeit erfahren. „Ich finde das toll, dass uns alles so gezeigt wird, wie es ist“, sagt er. Wenn er wieder zu Hause ist, will er die Bewerbung als Offiziersanwärter angehen. Jetzt aber trainiert er in seiner Gruppe, wie man sich im Wald tarnt.

Elemente der Grundausbildung werden den jungen Frauen und Männern im Verlauf der Woche vermittelt: Geländearbeit, Erste Hilfe, Sport... Dabei ist vor allem eins gefragt: Teamgeist. Die Reservisten fungieren als Ausbilder, als Betreuerin ist diesmal Hauptmann Peggy Fuhrmann von der Karriereberatung Wittenberg dabei.

Nach dem Einkleiden und dem Beziehen der Stube am Montag lernen sie am Vormittag des zweiten Tages im Stationsbetrieb Zeltaufbau, Feuer machen und das Tarnen. Das ist die Vorbereitung für das kleine Feldlager, das am Nachmittag draußen im Lager Rosenfeld in der Annaburger Heide errichtet werden und in dem auch die Nacht verbracht werden sollte, mit Wache und allem, was so an Militärischem dazu gehört.

Teamgeist gefragt

Stabsfeldwebel Hibbeler teilt seinen Zug in drei Gruppen und schickt sie an verschiedenen Stellen ins Wäldchen, wo Zeltbahnen, Gestänge, Seile und Erdnägel bereit liegen. 20 Minuten gibt er den Teilnehmern Zeit, daraus ein schützendes Zelt zu bauen.

Elisa Bischoff hat das Prinzip schnell erkannt. „Ich war schon öfter zelten“, sagt sie. Die 18-Jährige Gesamtschülerin aus Aken, die im nächsten Jahr das Abitur macht, gibt ihren Teamkameradinnen Tipps und reicht ihnen die Erdnägel zu, während sie erzählt, warum sie dabei ist: „Ich sehe bei der Bundeswehr abwechslungsreiche Berufsmöglichkeiten und gute Fortbildungschancen. Das Gemeinschaftsgefühl finde ich gut und erstrebenswert.“ Sie will in den Sanitätsdienst, im humanmedizinischen oder pharmazeutischen Bereich.

Das Regenwetter habe einen Vorteil, so Czybik: „Wir dürfen Feuer machen - bei Waldbrandstufe vier wäre das nicht möglich.“ Äste, Zweige, Birkenrinde allerdings sind gut durchfeuchtet. Da müssen der Anzünder aus dem Überlebens-Kit und ein Stück Zellstoff her, um Pyramidenfeuer, Grubenfeuer oder Sternfeuer in Gang zu bekommen. Florian Bauer macht das geschickt.

Über „Youtube“ habe er von dem Heidecamp erfahren, erzählt der 15-jährige Schüler der Zoberberg-Schule Dessau. „Ich finde es gut, dass man hier solche Einblicke bekommt und Kontakt mit Soldaten hat“, sagt er. „Beruflich hat die Bundeswehr in viele Richtungen etwas zu bieten“, meint er. Wohin es für ihn gehen soll, weiß er jedoch noch nicht. (mz)

Auch Feuer machen - mit nassem Material - will gelernt sein.
Auch Feuer machen - mit nassem Material - will gelernt sein.
Otto