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Handball Handball: Stars von morgen auf Parkett

Von Reinhard Schultz 28.12.2016, 09:34
Elvis Kretzschmar (8) - Sohn von SCM-Legende Stefan - ist hier im Angriff gegen das Team aus Coswig.
Elvis Kretzschmar (8) - Sohn von SCM-Legende Stefan - ist hier im Angriff gegen das Team aus Coswig. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Sportliche Abstinenz nach den Feiertagen? Fehlanzeige. Der Handball ist es, der die Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren für zwei Tage in ihren Bann zieht. Das beliebte Nachwuchshandballturnier besitzt inzwischen eine große Anziehungskraft.

Wenn es so etwas wie Fankultur gibt, dann ist sie bereits am ersten Tag, am Dienstag, beim F-Jugendturnier in der Wittenberger Stadthalle zu erleben. Mütter, Väter, Omas, Opas und Freunde sorgen dafür, dass der Stimmungspegel beachtliche Lautstärken erreicht.

Cheforganisator Maik Pannicke und Tochter Anne-Kathrin bekamen tags zuvor allerdings noch mal Nervenflattern. „Die letzte Meldung ging erst am Montag ein. Da musste ich den Turnierplan noch mal völlig ummodeln. Heute bin ich erleichtert, dass alles bisher glatt läuft“, schildert Pannicke die Nöte eines Organisators.

Der SC Magdeburg hat das Handballturnier der F-Jugend am Dienstag in der Wittenberger Stadthalle souverän gewonnen (6:0 Punkte, 17:3 Tore). Den zweiten Platz belegte Coswig (4:2; 10:4) vor TuS Radis (1:5; 2:10) sowie Grün-Weiß Wittenberg (1:5, 5:14). Die Grundschulen spielten außerhalb der Wertung. Als bester Torhüter wurde Theo Thiele aus Radis geehrt. Erfolgreichster Torschütze ist Elvis Kretzschmar mit neun Treffern vom SC Magdeburg.

Der Handballabteilungsleiter von SV Grün-Weiß Wittenberg Uwe Kunert (51) zeigt sich zufrieden: „Es hat sich gelohnt, dass wir an einigen Schulen Handball-Arbeitsgemeinschaften gegründet haben. Die Begeisterung für diese Sportart ist übergeschwappt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.“

Da sind die Heinrich-Heine-, die Engels-, die Geschwister-Scholl- und die Evangelische Grundschule, bei denen Handball inzwischen eine feste Größe geworden ist, erklärt Kunert.

Unterdessen wird Ann-Sophie (Evangelische Grundschule, acht Jahre) von ihrer Mutter Ulrike Hasse angefeuert. Der Weihnachtsbesuch aus Hannover, Patenonkel Christian Siems, ist gleich mitgekommen. „Das ist doch klar, dass ich heute mein Patenkind anfeuere“, erklärt er gegenüber der MZ.

Ähnlich verhält es sich bei Ruwen Garbacki (8) aus Wittenberg. Auch er braucht auf moralische Unterstützung nicht zu verzichten. Mutter Christel und die Oma beflügeln den jungen Handballer offenbar so sehr, dass am Ende drei Tore auf dem Konto von Ruwen stehen.

Dass alles auch regelkonform über die Bühne geht, dafür sorgen die beiden Schiris Siegfried Bischoff und Bernd Rohmann, die immerhin fast sieben Stunden „non stop“ ihre Arbeit auf dem Parkett leisten müssen. „Unsere Kondition ist noch gut. Wir schaffen das“, erklären beide mit einem Lächeln.

Voller Spannung verfolgen Diana Hähne und Jürgen Gärtner aufmerksam die Spiele ihres Sohnes Tim (8), der bei TuS Radis seit sechs Monaten sich im Handball probiert. „Für einen Anfänger macht er sich nicht schlecht“, lautet der fachmännische Kommentar der Eltern.

Coswigs Trainerin Waltraud Ritze gibt von der Außenlinie mal wieder lautstarke, nicht zu überhörende Anweisungen: „Ihr dürft die Deckung nicht vernachlässigen. Der Konter muss sitzen“, lauten ihre kritischen Worte.

Ehrgeiz wird groß geschrieben. Oftmals fragt man sich, wo ist er größer - bei den Eltern und Großeltern oder bei den jungen Sportlern.

Matthias Senf (Reinsdorf, 8) und Opa Olaf analysieren gerade das letzte Spiel. „Du musst besser abgeben“, ermahnt der Opa seinen Enkel. Der kleine Tim Ludley, der ebenfalls die Reinsdorfer Farben vertritt, trainiert einmal in der Woche, verrät sein Vater.

„Dafür sieht es nicht mal schlecht aus“, meint er anerkennend. Auch dies gehört dazu: den Kindern Mut machen, mit Lob nicht geizen, sie zu motivieren, wenn der eine oder andere Spielzug mal nicht klappt. Hinter jeder Mutter, jedem Vater oder Opa verbirgt sich ein „verkappter Trainer“.

Wenn allerdings eine Mannschaft wie der SC Magdeburg im Turnier auftritt, dann klaffen bereits im F-Jugendbereich gewaltige Qualitätsunterschiede zu den übrigen Teams. Und wenn ein gewisser Elvis Kretzschmar (8), Sohn der Handballikone Stefan Kretzschmar, in diesem Team dabei ist, setzt ein solcher bereits Zeichen.

Man kommt unwillkürlich zu dem Schluss, dass da wohl etwas dran sein muss an den vielzitierten Genen, die dem kleinen Elvis in die Wiege gelegt wurden.

(mz)