Fußball-Verbandsliga Fußball-Verbandsliga: Joker Markus Jahnke heizt den Titelkampf an

Piesteritz - Solche Geschichten schreibt nur der Fußball. Ausgerechnet ein ehemaliger Dessauer sorgt vor dem Derby zwischen dem FC Grün-Weiß Piesteritz und Dessau 05 (Anstoß am Samstag im Volkspark um 15 Uhr) für eine große Portion Extra-Spannung. Markus Jahnke ist der Matchwinner am Mittwochabend im altehrwürdigen Magdeburger Germerstadion mit seinem Doppelpack beim 3:1-Sieg gegen die Preussen vor 86 Fans. Mit einer starken kämpferischen Leistung melden sich die Piesteritzer - auch wenn das offensichtlich nicht allen in der Chefetage gefällt - eindrucksvoll im Titelkampf und Aufstiegsrennen zurück. Das ist die beste Reaktion auf die Hiobsbotschaften des Vorstands („schwierige Sponsorensuche“), der bisher immer noch keinen Treffer vermelden konnte, und dem massiven Störfeuer auf der Vereinshomepage. Im Gästebuch kann jeder anonym Gerüchte verbreiten. Demnach ist die Liste der Spieler, die Piesteritz in Richtung Elster verlassen, lang. „Schön wäre es“, kommentiert Detlef Stache. „Im Moment passiert gar nichts“, sagt der Geschäftsstellenleiter von Eintracht Elster. Der Piesteritzer Vorstand reagiert nicht, dafür geben die Kicker auf dem Rasen die richtige Antwort: Sie kämpfen mit großem Engagement um die sportliche Sensation.
Übungsleiter mit mutigem Wechsel
In Magdeburg sieht es aber zunächst gar nicht gut aus. Es steht - die Piesteritzer Defensive hat vor allem in der ersten Halbzeit große Probleme - sehr schmeichelhaft 1:1. Das ist deutlich zu wenig, um Spitzenreiter Barleben noch unter Druck zu setzen. Trainer Uwe Ferl geht auf volles Risiko und wechselt in der 65. Minute zum zweiten Mal offensiv. 180 Sekunden später wird der Mut belohnt. Die Gastgeber haben Jahnke noch nicht auf der Rechnung. Bei einer Ecke fehlt die Zuordnung und der 28-Jährige bedankt sich mit einem wuchtigen Kopfball zum 2:1. Die Platzherren antworten mit wütenden Angriffen und laufen in einen Konter. Jeffrey Neumann spurtet der Konkurrenz davon und passt den Ball exakt auf Jahnke, der mit der Innenseite einschiebt (73.). „Nicht mein erster, aber mein schnellster Doppelpack“, freut sich der Torschütze, der fast einen echten Hattrick schafft. Doch sein Kopfball - wieder nach einer Ecke - geht knapp vorbei (80.). „Darüber ärgere ich mich nicht. Wichtig ist, dass die Mannschaft gewonnen hat und wir am Spitzenreiter dran bleiben“, sagt der Joker bescheiden. Und beim Siegestänzchen nach dem Abpfiff versprechen sich die Spieler gegenseitig, in den noch vier ausstehenden Spielen alles zu geben - für den Verein.
Der Rückstand auf Spitzenreiter FSV Barleben konnte von sechs auf drei Punkte verkürzt werden. Damit ist vor der Begegnung nicht unbedingt zu rechnen. Die Preussen geben sich selbstbewusst. „Die Mannschaft brennt und will sich für das 1:4 im Hinspiel, das ist unsere höchste Niederlage in dieser Saison überhaupt, revanchieren“ so Trainer Alexander Daul. Was die Magdeburger besonders wurmt: Die Niederlage im Volkspark kostet die Preussen die Tabellenführung. Und für den Schlussspurt gibt es ein klares Ziel. „Unser Team hat nach wie vor die große Chance, den dritten Rang aus der vergangenen Spielzeit erfolgreich zu verteidigen. Dies wäre ein Riesending“, sagt Mannschaftsleiter Egbert Kagelmann. Dementsprechend engagiert beginnen die Preussen. Kapitän Nils Oliver Göres - auch ein ehemaliger Dessauer - spielt sehr auffällig. Seine Elf hat hochkarätige Möglichkeiten. „Magdeburg hatte zwar die besseren Chancen, doch wir waren im Angriff effektiver“, so der Piesteritzer Co-Trainer Olaf Aßmann.
Herrliches Tor aus dem Nichts
Ein Beleg dafür ist das 1:0. Michael Müller zieht überraschend aus knapp 30 Metern ab und trifft zur Führung (28.). „Ich habe nur gedacht, man kann es ja mal probieren“, kommentiert das Piesteritzer Urgestein. Er bekommt die Gratulationen - „Was für ein herrliches Tor“ - seiner Mitspieler. Doch die Freude währt nur 240 Sekunden.
Nach einem Querschläger in der Piesteritzer Abwehr kommt Stefan Mensch an den Ball und lupft das Leder über Torwart Alexander Glaser. Danach kollidieren beide Spieler. „Ich kann mich nicht in Luft auflösen“, sagt der Schlussmann. Das stimmt. Aber auch Schiedsrichter Sven Schweinefuß liegt mit seiner Elfmeterentscheidung richtig. Philipp Glage verwandelt den Strafstoß sicher. Glaser, der in dieser Partie sehr stark hält, ist dabei ohne Chance (32.).
Nach dem Wechsel steigern sich die Gäste und erarbeiten sich auch ihre Möglichkeiten. Florian Freihube leitet mit einem lehrbuchreifen Pass in den Lauf von Jeffrey Neumann eine spektakuläre Szene ein. Der Torjäger umspielt gekonnt den Keeper Dominik Schumann, trifft aber aus spitzem Winkel das verwaiste Gehäuse nicht (46). Der Chance muss jedoch nicht nachgetrauert werden. „Weil wir noch eiskalt zugeschlagen haben“, so Ferl. (mz)
Piesteritz: Alexander Glaser, Philipp Schlüter, Sebastian Töpfer (6. Jeffrey Neumann), Florian Freihube, Pawel Wojciechowski, Michael Müller (65. Markus Jahnke), Frank Lehmann, Tim körnig, Oliver Hinkelmann, Kevin Redlich (90. Dennis Marschlich)