Fischerei in Priesitz Fischerei in Priesitz: Jörg Flemming sitzt auf dem Trockenen

Priesitz - „Dieses Jahr kann ich das nicht wieder machen.“ Der Priesitzer Fischer Jörg Flemmig hat den letzten Regenzyklus noch abgewartet. Aber jetzt ist klar: „Abfischen“ ist dieses Jahr nicht drin. Sonst drohe eine Katastrophe wie die im letzten Jahr.
Karpfen für Weihnachten
Flemmig hat eine Fischaufzucht an den Lausiger Teichen. Im großen hält er Karpfen, die im Frühjahr ausgesetzt werden. Ende Oktober wird dann abgefischt - sprich: Das Wasser wird abgelassen bis nur noch eine kleine Pfütze in der Mitte des Großen Lausiger Teiches bleibt.
Die Fische im Restwasser werden dann entnommen und „gehältert“, also lebend in Aufbewahrungsquartiere gebracht. Dreijährige Karpfen sind groß genug zum Verzehr und werden unter anderem für das Weihnachtsgeschäft verkauft - zum Teil im eigenen Fischladen, zum Teil verkauft Jörg Flemmig seine Fische weiter an Großabnehmer. Sechs bis sieben Tonnen Fisch kämen so jährlich zusammen, sagt er. Sein Geschäft besteht daraus, dass er junge Fische kauft, groß werden lässt und wieder verkauft.
Dieses Abfischen, so sagt Flemmig, kann dieses Jahr aber wohl nicht stattfinden. Die Trockenheit im Sommer und auch die eher geringen Niederschläge im Herbst würden nicht ausreichen, damit der Große Lausiger Teich anschließend wieder volllaufe. „Ich mache das jetzt seit 35 Jahren. Seit zwei Jahren spitzt sich die Lage immer weiter zu - so ist das noch nie vorgekommen“, sagt der 51-jährige Fischer, der nun um sein Weihnachtsgeschäft bangt.
Niedrige Wasserstände sind ein bundesweites Problem: In Nordrhein-Westfalen wurde kürzlich vermeldet, dass es bis Februar durchregnen müsste, um das Minus in der Niederschlagsbilanz im Bundesland auszugleichen. Im Landkreis Wittenberg war im Hochsommer insbesondere die Region um Bad Schmiedeberg (die MZ berichtete) von der Trockenheit betroffen. So fielen im August nur vier bis fünf Millimeter Niederschläge.
Starke Ertragseinbußen
Im letzten Jahr seien ihm 80 bis 90 Prozent der abgefischten Fische gestorben. „Der Winter war zu warm. Außerdem gab es keine Zuflüsse in den Teichen, in denen sie gehältert werden, weil das Wasser fehlte“, sagt er. Daraus habe sich ein niedriger Sauerstoffgehalt im Wasser ergeben. Die Folge: Viele Fische verendeten, weil sie im Wasser erstickten.
Noch gebe es eine kleine Hoffnung, erzählt der Fischer. Ein kalter November könnte helfen. Sinken die Wassertemperaturen auf etwa vier Grad Celsius, fallen die Fische in eine Kältestarre und schwimmen relativ tief im Gewässer. „Dann könnte ich sie mit einem Zugnetz abfischen“, sagt Flemmig.
Dennoch bleibe das Problem, dass er kaum Wasser habe, um die Fische in ihren Hälterungsquartieren unterzubringen. Der Ladenverkauf sei vom Ausfall des traditionellen Abfischens im Oktober aber wahrscheinlich nicht betroffen und könne trotzdem bestückt werden.
Dabei gibt der Große Lausiger Teich längst nicht so ein trauriges Bild ab, wie die fast völlig ausgetrockneten Wasserstellen im Wörlitzer Park. Aber das Gewässer speise auch die kleinen Nebengewässer daneben - und dort herrscht inzwischen - siehe Bild - völlige Trockenheit. Hier würden aber sonst die Fische gehältert.
Schon im letzten Jahr hatte Flemmig Probleme mit der Trockenheit. Hinzu waren zahlreiche Kormorane gekommen, die seine Fischbestände im seichten Wasser dezimierten. Er sagt: Viele dieser schlechten Jahre kann er wirtschaftlich nicht mehr verkraften.
(mz)