Exkursion nach Pratau Exkursion nach Pratau: Förderschule Gräfenhainichen besucht Zahntechniker

Pratau - Jedes Gebiss ist ein komplexes Kunstwerk, findet Sabrina Hartung. Die Zahntechnikermeisterin öffnet ein Programm auf dem Computer, schon hat sie Zugriff auf einen dreidimensionalen Abdruck einer Zahnprothese. Nun kann sie von allen Seiten das Gebiss begutachten und eine passgenaue Zahnschiene erstellen. „Viele Abläufe geschehen bei uns digital“, erklärt die 33-Jährige und klickt auf „Speichern“.
Erfahrungen zu neuer Technik
Vor der neuen Technik muss man keine Angst haben, beruhigt Sabrina Hartung die Lehrer der Gräfenhainichener „Förderschule an der Lindenallee“. Sie haben am Montag in Pratau das zahntechnische Labor „Wittenberg Dental Dr. Eikel“ besucht, um einen Einblick in die digitalen Fähigkeiten eines Dental-Labors zu erlangen.
„Wir sind gerade dabei, unsere Schule umzukrempeln und ,smart’ zu machen“, berichtet deren Leiter Torsten Kunze. Mit der Exkursion will Kunze seinen Lehrerkollegen verdeutlichen, dass die Digitalisierung eine große Hilfestellung sein kann. „Ein sanftes Heranführen an die digitale Welt sozusagen“, erklärt der Schulleiter schmunzelnd.
In der anderthalbstündigen Führung durch das Dental-Labor im Pratauer Gewerbegebiet erhielten die 14 Lehrer eine genaue Einsicht: Wie entstehen Kronen, Brücken oder Implantate? Sie sahen Mitarbeiter, die mit winzigem Schleif- und Fräswerkzeug an Gebissrohlingen arbeiteten. Sie sahen Maschinen, die per Knopfdruck einen 3D-Abdruck erstellten und sie sahen das fertige Produkt: eine Zahnprothese mit Keramik -Elementen.
In den vergangenen Jahren hat sich in dem zahnmedizinischen Labor viel verändert, erklärt die Geschäftsführerin Janette Eikel. Etliche Prozesse werden mittlerweile von dem Computer oder von der Maschine übernommen. „Die Geräte sind in der Lage, viel präziser zu arbeiten als ein Mensch.“
Anfänglich gab es bei den Mitarbeitern Bedenken. Als vor einigen Jahren eine etwa 250.000 Euro teure Fräsmaschine angeschafft wurde, hielt sich bei den Mitarbeitern die Freude in Grenzen. „Sie waren daran gewöhnt, alles manuell zu erstellen“, sagt die Geschäftsführerin. Heutzutage kann sich niemand mehr vorstellen, auf die technischen Helferlein zu verzichten. „Es erspart wertvolle Zeit und liefert ein bestmögliches Ergebnis“, konstatiert Janette Eikel.
Die zunehmende Digitalisierung im Dental-Labor hat tatsächlich zu keinem Abbau an Mitarbeitern geführt. Lediglich die Aufgabengebiete der etwa 40 Labormitarbeiter haben sich verändert. Nicht nur bei der Fertigung, sondern auch bei der Erstellung eines Auftrages werden technische Hilfsmittel genutzt.
Jedem Mitarbeiter steht ein Tablet zur Verfügung. Dort kann er Fotos, Daten und gegebenenfalls Terminveränderungen eintragen. „Jeder ist somit auf dem Stand der Dinge“, berichtet Eikel.
Damit will in Zukunft auch die Schule an der Lindenallee in Gräfenhainichen glänzen. Bis 2022 soll dort ein neues Schulzentrum entstehen, mit modernster Ausstattung. „Wir bekommen Tafeln mit Touch-Funktion und wir wollen Notenbücher und Stundenpläne digitalisieren“, erklärt Lehrerin Maria Borrmann. Einige ältere Lehrkräfte tun sich mit der fortschreitenden Digitalisierung schwer. „Sie sind vielleicht manchmal etwas zaghaft und müssten mehr ausprobieren“, findet die Lehrerin.
Digitaler Unterricht
Die Verständigung mit den Schülern während der zweimonatigen Corona-Pandemie hat gut geklappt, berichtet Schulleiter Torsten Kunze. Über ein Internetportal konnten die Lehrer mit ihren Schülern kommunizieren, Aufgaben besprechen und auswerten. „Die Schüler haben das ernst genommen - das hat uns sehr gefreut.“
Trotzdem hofft Kunze, dass dieser Zustand nicht wieder eintreten wird: Durch die lange Hausarbeitsphase hätten einige Schüler abgebaut. „Es ist ja logisch, dass wir nicht das gleiche Wissen vermitteln konnten wie an regulären Schultagen“, berichtet der Schulleiter.
Er freue sich auf die digitale Zeit, so Kunze, und hoffe, dass er mit der Exkursion ins zahntechnische Labor einigen Lehrern die Scheu vor der neuen Technik nehmen konnte. (mz)