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Elbfähre Pretzsch und Mauken Elbfähre Pretzsch und Mauken: Fährmann dringend gesucht

Von Klaus Adam 26.02.2019, 14:39
Fährmann Wolfgang Methe (li.) gibt den Mitarbeitern einer Metallbaufirma Hinweise, die eine veränderte Aufhängung für eine Gierseilrolle anpassen. Am Sonnabend soll diese dann an dem Wasserfahrzeug installiert werden.
Fährmann Wolfgang Methe (li.) gibt den Mitarbeitern einer Metallbaufirma Hinweise, die eine veränderte Aufhängung für eine Gierseilrolle anpassen. Am Sonnabend soll diese dann an dem Wasserfahrzeug installiert werden. Klaus Adam

Pretzsch/Mauken - Es ist kein Wunder, sagt Pretzschs Fährmann Wolfgang Methe, wenn Radfahrer am Wochenende vor den geschlossenen Schranken stehen. „Es gibt keine Fährleute“, meint er lapidar. Und im Tonfall klingt ein Schwung Resignation mit. Seit geraumer Zeit bleibt deshalb die schwimmende Verbindung von Pretzsch und Mauken übers Wochenende am Ufer liegen.

„Das muss man den Leuten auch immer mal wieder sagen“, meint Methe, „es liegt nicht an uns. Wir wollen fahren. Wir verdienen schließlich auch nur, wenn die Fähre unterwegs ist.“ Mit vier Mann bzw. Frau Besatzung wäre der Betrieb normal gewährleistet. Seit Anfang Dezember war Methe, der ohnehin nur auf eine Dreier-Besatzung - sich eingerechnet - bauen konnte, mit Mario Richter allein.

Der dritte Fährmann war langfristig krank und wird wohl auch nicht aufs Schiff zurückkehren. Als dann in der vergangenen Woche auch noch Mario Richter krankheitsbedingt ausfiel, „bin ich von früh bis abends Doppelschichten gefahren“, berichtet Methe. Seit Montag ist Richter wieder an Bord. Dennoch hat das mächtig geschlaucht, konnte Bernd Hage hautnah beobachten, wie er bestätigt.

Situation nicht komfortabel

Die personelle Besetzung bleibt also angespannt, will Methe mit seiner Schilderung sagen. Auch wenn der 54-jährige Pretzscher Bernd Hage seit drei Wochen „der Neue“ auf der Fähre ist. Die Besetzungsplanung kann er deshalb noch lange nicht entlasten. Denn 180 Tage bleibt der gelernte Installateur der Lehrling auf dem Fahrzeug. Das schreibt das Gesetz vor.

Da darf und muss er alle Handgriffe lernen, um die Fähre aus dem Effeff beherrschen zu können. Aber eben nur unter Anleitung eines erfahrenen Fährmannes. Dann folgen noch die nötigen Prüfungen. Gesetzlichkeiten, Beherrschen des Funkverkehrs, Wasserstraßenverkehrsordnung und was sonst noch dazu gehört. Erst dann bekommt er seine Zulassung und darf eigenständig auf dem Wasserfahrzeug agieren.

Dann, so meint Methe, fängt das Lernen aber erstmal richtig an. „Die Situation verändert sich jeden Tag, oft sogar mehrmals innerhalb einer Schicht“, erklärt Methe, der übrigens der Ehemann der Fährpächterin ist. Der Wind beeinflusst das Verhalten des Fahrzeugs, der Wasserstand, nicht zuletzt die jeweilige Beladung. Fährt etwa ein 40-Tonner-Sattelzug mit auf, reagiert die Fähre anders, als wenn nur Pkw übergesetzt werden.

„Das kann man nur durch eigene Erfahrung beherrschen lernen“, so 61-Jährige. Er selbst ist immerhin schon 34 Jahre quasi der Chef auf der schwimmenden Uferverbindung. Und auch, wenn er manches Mal die jeweilige Situation verflucht, bekennt er: „Ich hänge an meinem Beruf. Mit würde was fehlen.“ Die Fähre liegt am Pretzscher Ufer. Daher macht es für den Chef eigentlich nur Sinn, wenn ein Interessent für den Job auch aus dem Umfeld der Stadt kommt.

Mario Richter, der inzwischen drei Jahre an Bord ist, soll in dieser Hinsicht die Ausnahme bleiben. Er wohnt auf der Maukener Seite des Flusses. „Wenn mal irgendwas ist, dann muss er mit dem Auto über Torgau fahren. Das ist viel zu umständlich“, meint der Fährmann.

Sobald Bernd Hage sein Fährbuch in der Tasche hat, sind sie zumindest wieder zu dritt. Ein vierter Mann wird dann immer noch gebraucht, macht Methe klar. Er hofft, dass seine Suchanzeigen - auch im Internet - bei der Agentur für Arbeit so bald wie möglich fruchten, wie sie das bei Bernd Hage getan haben.

Reparatur steht an

Am kommenden Sonnabend wird sich die Aufmerksamkeit aber erstmal auf Naheliegenderes richten. Eine Metallbaufirma aus Sachau fertigt eine neue Aufhängung für das Gierseil auf Pretzscher Seite.

Die soll das Seil etwas aus dem Wasser heben, damit es sich an der Rolle in der Bordwand, über die es momentan läuft, nicht weiter abschleift. Diese Aufhängung soll am Sonnabend installiert werden. Auch solche Reparaturen sind Sache der Fährbesatzung - in Zusammenarbeit mit den beauftragten Firmen freilich. (mz)