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Elbe Elbe: Renaturierung von Altarm hat über eine Million Euro gekostet

Von Thomas Kirchner 07.10.2016, 04:00
Die Alte Elbe bei Klieken wurde entschlammt. So sicherten die Initiatoren Lebensraum für seltene Tiere.
Die Alte Elbe bei Klieken wurde entschlammt. So sicherten die Initiatoren Lebensraum für seltene Tiere. Kirchner

Klieken - Das Thema Nachhaltigkeit ist allgegenwärtig und wichtig für die Zukunft sowohl für Umwelt und Natur als auch für die Menschen. So formuliert das auch der Coca-Cola-Konzern. Bei einer vom Unternehmen ins Leben gerufenen Studenten-Challenge in Klieken geht es eben um diese Nachhaltigkeit. Es sind Studenten, die ganz verschiedene Studienrichtungen einschlagen, was für dieses wichtige Thema von Vorteil ist, gibt es doch kaum einen Bereich, wo Nachhaltigkeit nicht von Bedeutung ist.

Die Frage „Wie siehst du das Thema Nachhaltigkeit im Jahr 2025?“ ist Diskussionsgrundlage der dreitägigen Zusammenkunft, die der Konzern gemeinsam mit Europarc Deutschland und dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis vom 4. bis 6. Oktober veranstaltet. Europarc ist der Dachverband der deutschen Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparks.

Im Zuge dieses Studentenwettbewerbes wird das Projekt „Renaturierung der Alten Elbe bei Klieken“, das Ende März diesen Jahres abgeschlossen wurde, vorgestellt. Das Projekt Renaturierung Alte Elbe bei Klieken hat Coca-Cola aus vier Projekten deutschlandweit ausgewählt und den Löwenanteil der Finanzierung übernommen.

Etwas mehr als eine Million Euro hat das Entschlammen des südwestlichen Abschnittes der Alten Elbe bei Klieken gekostet. 850.000 Euro hat der Global Player übernommen, 75.000 Euro kamen von der Lotto-Toto GmbH und 60.000 Euro vom Land Sachsen-Anhalt.

Es geht um den Erhalt und die Schaffung von Lebensraum und Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren. Laut Angaben des Bundesamtes für Naturschutz sind von 72 000 Tier- und Pflanzenarten gut die Hälfte gefährdet, manche mehr, manche weniger. „Knapp drei Jahre hat das Vorhaben gedauert, davon haben wir mehr als zwei Jahre für sämtliche Genehmigungsverfahren benötigt, acht Monate hat dann das Ausbaggern des Schlammes gedauert“, erklärt Katja Arzt von Europarc, die Träger des Projektes sind. „Das Baggern musste zudem außerhalb der Brutzeit erfolgen.“

Das Biosphärenreservat Mittelelbe bietet für Naturfreunde viele interessante Veranstaltungen an. „Die Spur der Oranier in Anhalt“ heißt es am Sonntag ab 10 Uhr in Oranienbaum. Dabei handelt es sich um eine Wanderung durch den ältesten Park des historischen Anhalt-Dessau, in dem eine artenreiche Pflanzenwelt zu bewundern ist. Eine Rarität ist dabei der Königsfarn. Historische Beziehungen der Oranier zum damaligen Fürstenhaus Anhalt-Dessau, die sich unter andrem in der Parkgestaltung und im Stadtbild Oranienbaums abbilden, sind ebenfalls Thema der Führung von Lothar Händler. Treffpunkt ist der Parkplatz vor der Orangerie in der Dessauer Straße in der Barockstadt Oranienbaum.

Die Elbauen, Feuchtgebiete und der Arm der Alten Elbe gelten als Brutgebiet und sogar als Platz zur Überwinterung für zahlreiche seltene Vogelarten. Im Moment rastet ein Schwarm Saatgänse auf dem Gewässer. Das Gebiet ist ebenso bekannt für den Reichtum an seltenen Pflanzen. Die Projektverantwortlichen hoffen jetzt nach Fertigstellung auf weitere Ansiedlung von Pflanzen und Tieren und so auf eine positive Entwicklung im Bezug auf die Artenvielfalt und den Artenschutz.

Wie denn Anwohner und Landwirte auf das Projekt reagiert haben, möchte ein Student wissen. „Das ist wie meist bei solchen Projekten nicht immer ganz einfach. Viele Gespräche, Aufklärung und viele Gespräche“, antwortet Guido Puhlmann, Leiter der Reservatsverwaltung vom Biosphärenreservat Mittelelbe.

„Es kann immer nur mit Aufklärung und Gesprächen funktionieren, man muss die Menschen überzeugen und mitnehmen, um Akzeptanz für das Vorhaben zu schaffen. Das ist nicht immer einfach. Jeder hat einen anderen Blick auf den Fluss und die Natur“, so Puhlmann weiter. Mehrere 10.000 Kubikmeter Schlamm wurden mit einem Schwimmbagger aus dem südwestlichen Abschnitt des Altarms entfernt. Was denn damit passiert ist, möchte ein anderer Student wissen.

„Wir hatten die Möglichkeit, große Teile des Schlammes an verschieden Stellen hier in der Natur zu platzieren, teils als Schutzdamm, teils auf Brachflächen. Kompliziert und teuer würde es, wenn der Schlamm mit Schadstoffen konterminiert wäre. Dann gilt er als Sondermüll und die Entsorgung würde kostspielig, das war zum Glück hier nicht der Fall“, erklärt Guido Puhlmann.

Eine erneute Verschlammung der Alten Elbe ist kurz- und mittelfristig nicht zu erwarten. Es dauert in der Regel 100 bis 150 Jahre, bis eine Verschlammung wieder so stattgefunden hat, wie sie hier vorgefunden und entfernt wurde.

„Ich würde mir wünschen das dieses Beispiel Schule macht und viel mehr Firmen und Konzerne sich finanziell an solchen Projekten beteiligen. Wir haben nur positive Erfahrungen gemacht. Der Coca-Cola-Konzern hat sich in das Projekt selbst überhaupt nicht eingemischt. Axel Bachmann hat als Nachhaltigkeitsverantwortlicher des Konzerns das Vorhaben begleitet und stand bei Problemen und als Mittler stets zur Verfügung“, freut sich Katja Arzt.

„Es gab natürlich auch kritische Stimmen, bis heute, die meinen mit einem großen Konzern könne man solch ein Projekt nicht machen. Das wäre doch widersprüchlich. Es ist doch nur folgerichtig, wenn Firmen und Konzerne, die auf wichtige Ressourcen wie beispielsweise Wasser angewiesen sind, ein Stück an die Natur zurück geben und sich an solchen Vorhaben finanziell beteiligen“, fügt Puhlmann hinzu. „Es wäre schön, wenn andere dem Beispiel folgen.“ (mz)

Guido Puhlmann erklärt den Studenten das Projekt.
Guido Puhlmann erklärt den Studenten das Projekt.
Kirchner