Tradition Dorffest im Annaburger Ortsteil: Bethau auf den Pfaden von Karl Mays Winnetou und Old-Shatterhand

Bethau - Karl May wäre ganz sicher voran geritten, hätte er den Festumzug in Bethau miterlebt! Der Traum des legendären Schriftstellers, der Winnetou - Häuptling der Apachen - und das Bleichgesicht Old-Shatterhand zu Blutsbrüdern werden ließ, ist im Annaburger Ortsteil wahr geworden. Das Kriegsbeil ist hier endgültig begraben, dem Dorffest-Motto „Rauchzeichen über Bethau“ folgend wurde sogar die Kirchturmspitze zwei Tage lang kräftig von Wildwestluft umweht.
Quer durchs Dorf
Sämtliche Stammesmitglieder - es sind hier „bekanntlich“ die „Schwarzhacken“ zu Hause - haben friedlich miteinander gefeiert, so manches Feuerwasser geleert und Friedenspfeifen geraucht. Wer zuvor noch nicht zu den „Alteingesessenen“ gehörte, aber seit längerem ehrsam in ihrer Gemeinschaft lebt, bekam zu guter Letzt das schwarze Stammeszeichen an den Fuß gemalt und ward somit aufgenommen. Diese Ehre wurde am Sonntagnachmittag Michaela Gießberg und Petra Schmidt zuteil.
Ausnahmslos alle „Schwarzhacken“ und ihre zahlreichen Gäste von nah oder fern beheimateten Stämmen haben zum Fest auch dem „Glücksspiel“ gefrönt – in Form einer Tombola. Als Preise wurde nach Wild-West-Manier feines „Frischfleisch“ von unterschiedlichem Getier beschafft, jeweils von der besten bäuerlichen Sorte. Über den Hauptgewinn - ein 40-Kilogramm-Schwein - und dessen kulinarische Verwertung freut sich nun übrigens Bernd Reiche aus Gehmen.
Das Fest hatte bereits am Samstagnachmittag mit einem urigen Beisammensein im großen Tipi auf der Festwiese begonnen - mit süßen Kuchenschnitten und belebendem Türkentrank. Selbst von einem verirrten „Alm-Öhi“ ließen sich die Bethauer nicht stören. Die Jüngsten des Ortes zeigten - angeleitet von der Squaw Sandra Matzke - den quirligen Tanz des „roten Pferdes“ und bekamen dafür riesigen Beifall.
Die Bethauer hatten zwar schon mächtig die Trommeln geschlagen, um alle „Schwarzhacken“ aus den Häusern zu locken. Damit jedoch niemand den abendlichen Festeinzug hin zum großen Tipi verpasst, holten sie - in alter Verbundenheit - die Trommler vom Jessener Spielmannszug und ihre Kameraden herbei. Mit den Musikanten vorneweg ging es quer durchs Dorf.
Showtanz einstudiert
„Die Schlange hinter uns wurde immer länger und das Festzelt richtig voll“, berichtet Häuptling Andreas Nowack der Mitteldeutschen Zeitung. Er frohlockt: „Schön, dass sich auch diesmal wieder viele Bethauer beteiligt haben. Das macht eben unser Dorffest aus: Wir stellen alles allein auf die Beine - und das bereits zum fünften Mal.“ So wirbelten die Bethauer Cowboys schwungvoll über die Bühne und tanzten dabei gewissermaßen „nach der Pfeife“ von Andrea Matzke. In vielen Übungsstunden hatte sie mit den Männern den Showtanz einstudiert.
Nach einer ausgelassenen Sommernacht im Festzelt steuerten die Rothäute und ihre weißen Brüder und Schwestern am Sonntagvormittag viele „eiserne Kühe“ mit tuckerndem Antrieb zur Festwiese. Dort sorgte die „Mini Brass Band“ aus Falkenberg für einen zünftigen Frühschoppen, und sämtliche Cowboys und Indianer lieferten einen Freudentanz im besten Country-Stile. Das bunte Treiben hat viel Spaß gemacht, aber auch an den Kräften gezehrt. Wie es im „Buschfunk“ flüsterte, soll manch eine(r) am frühen Abend beinahe das siegreiche EM-Achtelfinale des „Jogi-Stammes“ verschlafen haben!
(mz)
