Diensthundeführerschule Pretzsch Diensthundeführerschule Pretzsch: Schöner wohnen mit Hund

Pretzsch - Lutz Gutewort sieht zufrieden aus. Der Polizeirat ist guter Dinge angesichts der Wände, die allmählich empor wachsen auf dem weitläufigen Gelände, angesichts der Qualität des Betons, der speziell angemischt wurde für diesen Auftrag. Gutewort führt eine Schule der besonderen Art, eine eher seltene, eine, die sich wesentlich auf die Ausbildung von Tieren konzentriert: die Diensthundführerschule in Pretzsch, die seit den 1950er Jahren existiert.
Dass auf dem Gelände aktuell für knapp 1,5 Million Euro gebaut wird, freut den Polizisten. Nicht zuletzt deshalb, weil die damit verbundene Botschaft lautet: Der entlegene Standort hat Zukunft, in ihn wird investiert. „Die Schule ist inzwischen gut positioniert“, betont Gutewort denn auch. Das sei nicht immer so gewesen.
Nach der energetischen Sanierung von Gebäuden vor zwei Jahren werden jetzt die Zwinger der Hunde komplett neu errichtet. Die alten stehen zwar noch nicht sonderlich lange, rund 20 Jahre, wurden damals allerdings in Eigenleistung aufgebaut. Sie haben Risse bekommen, die sich nicht einfach flicken lassen. „Eine Sanierung wäre unwirtschaftlich“, sagt der Chef. Nach Gutachten und etlichen Gesprächen erklärte das Land sich bereit, das nötige Geld zur Verfügung zu stellen.
Dass es eine Herausforderung ist, den laufenden Betrieb aufrecht zu erhalten neben den Bauarbeiten, die sich voraussichtlich bis Ende des Jahres hinziehen werden, räumt der Schulleiter ein. Deshalb ist bislang auch nur die Hälfte der alten Zwingeranlage abgerissen worden. Die andere wird noch genutzt.
Hundeführer bei der Polizei müssen bereit sein, sich über den Dienst hinaus zu engagieren. Die Tiere sind stets in den Familien integriert, betont Ausbilderin Katja Hillert, die mit ihrer vierjährigen Hündin „Rakete Käthe vom Holzhäuser Flur“ bisweilen auch noch Einsätze absolviert. Sie gehörte mehrere Jahre lang zur Hundestaffel der Polizeidirektion Ost, bevor sie 2015 zur Diensthundführerschule Pretzsch wechselte. Die Dessauer Polizeidirektion verfügt derzeit über 16 Diensthunde, darunter Fährtenspürhunde, Rauschgiftspürhunde, Sprengstoffspürhunde sowie Schutzhunde.
Die Diensthundführerschule bei Pretzsch ist eine Ausbildungsstätte, steht aber außerdem für Dienstberatungen und Tagungen zur Verfügung: „Das ist so etwas wie unser drittes Standbein“, sagt Leiter Lutz Gutewort. 2017 sind 412 Lehrgangsteilnehmer und 683 Gäste gezählt worden, die meisten übernachten dort auch.
Die neu entstehende Anlage ist ein bisschen kleiner, bietet künftig statt 60 lediglich 48 Hunden Unterkunft, was völlig ausreicht. Den Tieren mit ihren feinen Nasen stehen zwei Räume zur Verfügung, auch einer, in den sie sich zurückziehen können etwa nach einem harten Training. Im Winter kann die Temperatur auf zehn Grad gebracht werden, eine Heizung wird installiert. Nicht zu vergessen der Wirtschaftstrakt mit Hundebad und Futterküche, der neben einem Sozialbereich für das Personal ebenfalls vorgesehen ist.
Die Bedingungen für Mensch und Tier verbessern sich also grundlegend in der Hundeschule bei Pretzsch, in der für den Bedarf der Polizei ebenso ausgebildet wird wie für den der Justiz. Und zwar im Blick auf mehrere Bundesländer. Neben Sachsen-Anhalt sind das Thüringen und Brandenburg (Polizei) sowie Thüringen und Hessen (Justiz). Die Justiz benötigt insbesondere Tiere, die für Handys und Rauschgift eine besonders gute Nase haben. Handyspürhunde werden seit 2013 in Pretzsch geschult - nebst ihren Führern natürlich.
Für die Polizei sind sämtliche Spezialrichtungen interessant, auf die die Tiere konditioniert werden. Ausgebildet werden zudem Brandmittelspürhunde, Sprengstoffspürhunde, Leichenspürhunde, Fährtenspürhunde, Personenspürhunde.
Die Diensthundführerschule bietet mehrtägige Kurse für Hund und Herrchen beziehungsweise Frauchen ebenso an wie eine zwölfwöchige Grundausbildung. Und kümmert sich, zumindest was Sachsen-Anhalt betrifft, um den Erwerb geeigneter Tiere, meist deutsche oder belgische Schäferhunde. Dass das eine schwierige und zeitaufwendige Angelegenheit ist, weiß Ausbilderin Katja Hillert sehr genau: „Wir fahren weite Strecken, um die Tiere zu überprüfen. Manchmal stellt sich heraus, dass sie nicht geeignet sind.“ Bisweilen ist es auch eine Frage des Preises, natürlich gibt es da ein Limit. 2015 etwa sind von 24 überprüften Hunden 13 angekauft worden, bei 5 703 gefahrenen Kilometern. (mz)
