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Crossgolf Crossgolf: Mit dem Schläger durch Wittenberg

Von Andreas Benedix 17.05.2016, 17:30
Mit dem Golfschläger durch die historische Innenstadt: Crossgolf in Wittenbergs Straßen.
Mit dem Golfschläger durch die historische Innenstadt: Crossgolf in Wittenbergs Straßen. Andreas Benedix

Wittenberg - Staunende Gesichter bei Einwohnern und Touristen. Junge Männer mit Golfsäcken und Trolleys ziehen durch die Straßen und Gassen, durch die einst schon Luther schritt. Fahnen an Papierkörben, ein alter aufgeklappter Koffer im Hof der Stadtkirche sowie andere, nicht unbedingt in die City gehörende Utensilien rufen Verwunderung hervor. „Achtung! Fliegende Golfbälle!“ heißt es am Sonntag in Wittenberg.

Zum vierten Mal ist die Lutherstadt Austragungsort eines Turniers. „In diesem Jahr eröffnen wir die Saison der Mitteldeutschen Crossgolf-Liga“, erklärt Mario Prell. Der Cheforganisator frönt diesem Sport selbst mit großer Leidenschaft. „Mit dem Golfspielen habe ich 1998 in Schottland angefangen. Zurück in Deutschland musste ich feststellen, dass es hier dazu einer Genehmigung bedarf und man zwingend in einem Club organisiert sein muss. Im Internet bin ich dann auf Crossgolf gestoßen. Das darf man, bei Beachtung einiger Grundregeln, uneingeschränkt spielen“, erzählt er. Nach seinen Angaben starten 20 Teilnehmer, um ihr Können auf elf Bahnen unter Beweis zu stellen.

Kurz vor Beginn der Wettkämpfe gibt Prell den Aktiven noch einige Regeln mit auf den Weg. „Jeder hat maximal zehn Schläge pro Bahn, Abschlagshilfen aller Art dürfen genutzt werden“, so der Organisator. Für Bernd Geilenberg ist dieses Turnier ein Heimspiel. Der Wittenberger schwingt seit 2013 den Golfschläger. „Unsere Innenstadt ist immer wieder eine Herausforderung.

Das Kopfsteinpflaster lässt die Bälle unberechenbar springen. Die offenen Bachläufe stellen ein zusätzliches Problem dar. Trotzdem macht es großen Spaß. Außerdem kommt man, anders als im Gelände, mit Zuschauern ins Gespräch“, so seine Erfahrung. Sein Bruder, Jörg Großmann, kann bereits auf beachtliche Erfolge verweisen. 2015 schaffte er es, sich für die Europameisterschaften in London zu qualifizieren. „Die EM war ein unvergessliches Erlebnis“, schwärmt Großmann und fährt fort: „Es war eine Bombenstimmung. Selbst auf der Fähre nach Großbritannien haben wir Crossgolf gespielt. Am Ende war es ein dritter Platz“.

In diesem Jahr hat er mit Stefan Hagendorf von der Cross-Golf-Crew Elster einen würdigen Nachfolger. Vor zwei Wochen konnte er sich in Aachen die Fahrkarte zur Europameisterschaft in Amsterdam sichern. „15 Nationen haben gemeldet. Wir werden alles tun, um den Pokal wieder nach Deutschland zu holen“, lautet seine Devise. Das Turnier in Wittenberg sieht Hagendorf daher auch als Vorbereitung auf diesen Höhepunkt in seiner bisherigen sportlichen Laufbahn.

Auf dem Parcours rund um die Stadtkirche werden die ortstypischen Schwierigkeiten offensichtlich. Oftmals zeigt der Ball nach der Landung ein völlig anderes Verhalten, als vom abschlagenden Spieler vorausberechnet. So springt er mitunter zurück und bleibt weiter entfernt vom „Loch“ liegen, als es zuvor der Fall war. Regenschauer plus Windböen tun ein Übriges dafür, dass die nur 14 Gramm schwere Soft-Kugel ein Eigenleben zu entwickeln scheint.

Als gute Idee erweist sich der im Vorfeld des Turniers an alle Spieler ergangene Hinweis, den Kescher nicht zu vergessen. Oft sieht man die Aktiven das „Eisen“ mit diesem Gerät tauschen, um den Ball aus den Fluten des Rischebaches zu fischen. Auch Kevin Heider und seinem Freund Benno aus Berlin-Spandau bleibt diese Erfahrung nicht erspart. Mit weiteren vier Sportfreunden sind sie als „Wiederholungstäter“ angereist.

Das Turnier gewinnt Nationalspieler Stefan Hagendorf (Elster) vor Mario Kupferschmidt (Berlin) und Mario Prell (Elster). Den vierten Rang teilen sich Bernd Geilenberg (Wittenberg) und Steffen Richter (Wüstemark). Den sechsten Platz teilen sich Jörg Großmann (Berlin) und Jens Zoberbier (Listerfehrda). Rang acht belegt Andreas Kette (Rottenburg). Bei den Frauen siegt Kathleen Weichert und bei der Jugend gewinnt Nico Weichert (beide Berlin). (mz)