Bürgermeister aus Honolulu zu Gast Bürgermeister aus Honolulu zu Gast: Von Coswig nach Hawaii

Coswig - Ein Bürgermeister sieht von seinem Büro den Friedhof, auf dem Heinrich Berger seine letzte Ruhe fand, der andere muss nur ums Rathaus gehen und steht vor dem Wohnhaus des Mannes, der Coswig mit Honolulu verbindet. In dieser Woche trafen sich die beiden Stadtoberhäupter zum ersten Mal. Kirk Caldwell, Bürgermeister der Stadt Honolulu auf Hawaii, war am Donnerstag zu Gast bei seinem Amtskollegen Axel Clauß in Anhalt.
Anlässlich der Ausstellungseröffnung zum 90. Todestag von Heinrich Berger im Coswiger Rathaus am Donnerstagnachmittag besuchte Caldwell mit einer kleinen Delegation schon am Vormittag Anhalt, nahm die Ausstellung in Augenschein und trug sich in das Goldene Buch der Stadt ein.
Den Bundesstaat Hawaii, die Stadt Honolulu und die Stadt Coswig verbindet mit Heinrich Berger eine große Besonderheit und eine nicht minder spannende Geschichte um den gebürtigen Coswiger Berger, den man im US-Bundesstaat Henry nennt. Die Nationalhymne Hawaiis schrieb der Coswiger Kapellmeister, Komponist und Arrangeur Heinrich Berger (1844-1929), dessen Todestag sich in diesem Jahr zum 90. Mal jährt.
Die letzte Ruhestätte Heinrich Bergers befindet sich auf dem Friedhof der Kawaiaha o Church in Honolulu. Die Musikschule Coswig trägt wiederum mit Stolz den Namen des berühmten Sohnes der Stadt.
15 Jahre kein Eintrag
15 Jahre ist es inzwischen her, dass eine Delegation aus Hawaii an der Elbe weilte. Von diesen Gästen findet sich auch der letzte Eintrag im städtischen Ehrenbuch, so dass Kirk Caldwell sich mit seinen Zeilen lückenlos an die seiner Landsleute anschließen kann, als er im Coswiger Ratssaal den Füller zückt.
Da haben Otto, Maja und Felix, begleitet von ihrer Musiklehrerin Dorislava Kuntschewa, bereits ein Ständchen für den Besuch gesungen. Die Zehnjährigen der Musikschule „Heinrich Berger“ studierten eigens ein hawaiianisches Lied ein. Caldwell und seine Begleiter sind entzückt von der Darbietung.
Für ihn sei es ein Weg zu den Wurzeln des Mannes, dem Hawaii sehr viel zu verdanken hat, sagt Kirk Caldwell in Coswig. „Heute schließt sich ein Kreis für mich.“ Aus seinen Worten geht hervor, wie präsent Heinrich Berger auch heute noch auf Hawaii ist. Berger wird in seiner Wahlheimat als „Vater der hawaiianischen Musik“ hochverehrt.
Der preußische Militärmusiker war gewissermaßen eine Leihgabe von König Wilhelm I. an den König des Königreichs Hawaii Kamehameha V. Der hatte ein schriftliches Gesuch nach Preußen geschickt, in dem er um einen Kapellmeister für die 1836 gegründete Royal Hawaiian Band bat.
Von Heinrich Berger war man zu diesem Zeitpunkt auf Hawaii schon begeistert, hatte der Coswiger sich doch mit Platzkonzerten in die Herzen der Inselbevölkerung gespielt. Als er 1869 als Mitreisender einer Wirtschaftsexpedition wegen eines Taifuns auf Hawaii gezwungenermaßen einen Nothalt einlegen musste, begeisterte die militärische Bordkapelle die Hawaiianer mit österreichischer und preußischer Marschmusik.
Nach Bergers offizieller Entsendung für vorerst vier Jahre formte er die Royal Hawaiian Band in kurzer Zeit zum führenden Musikensemble der Insel. Zwar kam Berger noch einmal kurz nach Deutschland zurück, doch die Sehnsucht nach Hawaii führte ihn alsbald dorthin zurück. Er schrieb mit „Hawaii Pono’i“ die Hymne des Königreiches, die noch heute State Song des Bundesstaates Hawaii ist.
Völlig unkompliziert
„Wir sind sehr stolz darauf, dass dieser Mann aus Coswig kommt“, versichert Coswigs Bürgermeister Axel Clauß seinen Besuchern. „Es ist ein toller Farbklecks für die Stadt und die Region, dass sie heute hierher gefunden haben“, so Clauß. Die Kommunikation zwischen ihm und seinem Amtskollegen sei so unkompliziert gewesen, dass daraus nun vielleicht noch engere Kontakte zwischen Coswig und Honolulu erwachsen könnten. (mz)
In einer ursprünglichen Fassung dieses Textes ist uns ein Fehler unterlaufen. Der Komponist Heinrich Berger ist nicht in Coswig, sondern am 4. August 1844 in Berlin geboren. Mit Dank an den Hinweisgeber.