Biosphärenreservat Mittelelbe Biosphärenreservat Mittelelbe: Guido Puhlmann mit Ehrennadel ausgezeichnet

Oranienbaum - Er ist ein Mann, der langen Atem braucht. Bei dem, was Guido Puhlmann und sein Team anschieben, handelt es sich bisweilen um Generationen-Aufgaben. Ehe sich Erfolge einstellen, dauert es da naturgemäß seine Zeit. Puhlmann ist Chef der Verwaltung des Biosphärenreservats Mittelelbe.
Und wurde in dieser Woche geehrt, auch für sein freundliches Beharrungsvermögen. In erster Linie aber für sein Engagement bei der Förderung des europäischen Gedankens, der Grieboer erhielt aus der Hand von Staatsminister Rainer Robra (CDU) in der Staatskanzlei in Magdeburg eine Ehrennadel des Landes Sachsen-Anhalt.
Denn der 55-Jährige war als Chef des hiesigen, im Übrigen ältesten Biosphärenreservats der Republik auch neun Jahre lang Vorstandsvorsitzender der AG Biosphärenreservate beim Verein Europarc Deutschland, des Dachverbands der Nationalen Naturlandschaften. In dieser Funktion wiederum hat der Wittenberger maßgeblich zur Zusammenarbeit mit dem größten Netzwerk der europäischen Schutzgebiete, der Europarc Federation, beigetragen.
Eine anstrengende und zugleich erfüllende Arbeit, wie er bemerkt. Puhlmann war viel unterwegs, musste zahlreiche Grußworte sprechen, sein Englisch polieren, er kennt jetzt eine Reihe von Schutzgebieten - längst nicht nur die zwischen dem Wattenmeer und Berchtesgaden. Kennengelernt hat der studierte Meliorations-Ingenieur, der mehrere Jahre beim Hochwasserschutz arbeitete, zudem etliche wichtige Menschen.
Nicht zuletzt solche, die dem riesigen Biosphärenreservat Mittelelbe nützlich sein können: „Es ist gut, ein Netzwerk zu haben.“ In seiner aktiven Zeit bei Europarc Deutschland sind nicht zuletzt Kriterien zur Evaluierung von Schutzgebieten entwickelt worden: „Ein großer Wurf, international beachtet und von mehreren Ländern übernommen“, sagt Puhlmann. Im Übrigen werde sich Europarc im kommenden Jahr umbenennen - in „Nationale Naturlandschaften“. Auch das sei gar nicht so einfach durchzusetzen gewesen.
Freilich viel leichter als das, was ihn nun zunehmend beschäftigen wird. Die Umsetzung des Sohlestabilisierungskonzeptes. „Das ist auch unser Kind. Und da steckt eine Menge Kraft drin.“ Die Elbe gräbt sich immer tiefer in ihr Flussbett, die einzigartigen Auen an ihren Ufern trocknen aus. Besonders betroffen ist der Abschnitt vom brandenburgischen Mühlberg bis zur Saalemündung in Sachsen-Anhalt.
Mittendrin das Biosphärenreservat Mittelelbe und das Gartenreich Dessau-Wörlitz, Unesco-Welterbe beides. Flussbau-Maßnahmen, die die Fließgeschwindigkeit erhöhen, sind ein Grund, jetzt kommt noch der Klimawandel hinzu.
Das inzwischen beschlossene Sohl-stabilisierungsprogramm soll helfen. Puhlmann nennt es ein Naturschutzgroßprojekt, das von der Sielmann-Stiftung unterstützt wird. „Wir hoffen, dass wir noch in diesem Jahr starten können. Mit der Planungsphase, die auf drei Jahre angelegt ist.“ Rund 100 Millionen Euro sollen investiert werden, etwa um Buhnen umzubauen, Altarme wieder zu erschließen, um die Fließgeschwindigkeit zu senken.
Auf rund 170 Kilometer Elbe soll das passieren, der erste Abschnitt liegt zwischen Pretzsch und Gallin: „Ein Generationenwerk“, sagt Puhlmann. Und eines, bei dem es eine breite politische und gesellschaftliche Unterstützung braucht, bei dem viele Partner eingebunden sein müssen, zum Beispiel Landwirtschaft und Schifffahrt.
Dass in der Region ein Vertrauensverhältnis existiere, kein Gegen- sondern eher ein Miteinander, erleichtere die Aufgabe. Dass die Zeit drängt, sagt der Fachmann aber auch: „Seit 2013 hatten wir kein richtiges Hochwasser mehr. Das ist untypisch.“ Und ein Problem für Flora und Fauna in der Elbaue. (mz)