Betreuungsforstamt Betreuungsforstamt: Tag der offnen Tür zur Woche des Waldes in der Heidestadt Annaburg

Annaburg - Die Woche des Waldes in Sachsen-Anhalt hat in Annaburg einen würdigen Auftakt erfahren: Beim 15. Tag der offenen Tür im Betreuungsforstamt Annaburg werden Rekorde gebrochen. Weit mehr als 1.000 Menschen genießen jede Menge „Waldeslust“ mitten in der Heidestadt.
Eingestimmt von den Jagdhornbläsern der Gruppe „Weidmannsheil“ und dem Forstlichen Gesangverein Annaburg machen sich die Besucher am Vormittag auf den Weg, die zahlreichen Angebote des Aktionstages zu entdecken. Dabei nutzt ein Großteil des Publikums auch den Shuttlebus, um die Landessamendarre zu besichtigen. Waldbesitzer informieren sich zudem über Technik und forstwirtschaftliche Belange.
Die kulinarischen Verlockungen tragen dazu bei, dass Gäste meist über Stunden hinweg am Forstamtshaus in geselliger Runde verweilen: Blechkuchen vom Holzdorfer Heimatverein, Wildspezialitäten und Fisch - alle Versorgungsstände sind am Ende ausverkauft und alle anderen Händler glücklich über eine tolle Resonanz.
Bei den vielbeachteten Technikvorführungen des Wittenberger Fuhrunternehmens Schulze hatten Waldbesitzer die Möglichkeit, je nach Bodenbeschaffenheit zwei Varianten der Bearbeitung kennenzulernen: Erstens das Anlegen eines klassischen Pflanzstreifens mittels Pflug. Dabei müssen vorhandene Stubben aus der aufgeworfenen Erde meist nachträglich entfernt werden. Zweitens der Einsatz einer Streifenfräse. Diese steht seit etwa drei Jahren zur Verfügung. Beim Anlegen des Pflanzstreifens werden Baumreste gleich mitgeschreddert.
Im Rahmen der Woche des Waldes wird am Freitag, 23. September, zu einer Försterwanderung per Rad nach Bad Schmiedeberg eingeladen. Anmeldung und Infos unter der Telefonnummer 0340/216670.
Trotz hochsommerlicher Temperaturen ist die „Kaminecke“ von Matthias Kurzrock dicht umlagert. Der Kaminbauer aus Brandis (Elbe-Elster) zählt zu den treuesten Ausstellern der Veranstaltung. Wer sich die behagliche Wärme einer Holzheizung ins Haus holen möchte, lässt sich gern von ihm beraten: „Hier, wo sich alles um Wald und Holz dreht, habe ich in den vergangenen Jahren schon viele Kunden gewinnen können“, verdeutlicht der Handwerker.
„Grünzeug“ ausgebreitet
Holz künstlerisch zu bearbeiten, das lernen jüngere Besucher beim Team der Waldpädagogen: Auf Baumscheiben aus Lindenholz sind Tiere des Waldes vorgezeichnet. Ihre Umrisse werden mit Stechbeitel und Klüpfel herausgearbeitet. Lissy Kliem und Eva Ihrke stellen sich schon recht geschickt an. Dicht umringt ist der Tisch von Petra Höhne, auf dem „Grünzeug“ ausgebreitet ist: „Das stammt von Bäumen, die in unseren heimischen Wäldern wachsen“, erklärt sie.
Blätter und Früchte von Kastanie, Buche und Eiche können die meisten Kinder und Erwachsenen zuordnen, doch beim Lärchenzweig oder den unterschiedlichen Kieferarten gibt es manches Rätselraten. Die elfjährige Weda Harm aus Gallin kennt sich dagegen gut aus und setzt einen grünen „Propeller“ auf ihre Nase. Damit outet sie sich als „Ahorn-Nashorn“. Großvater Hans-Joachim strahlt und bemerkt: „Wir spazieren oft durch den Wald, dabei lernt sie solche Sachen.“
Tausende Bäume hat Hans Jahn aus Mügeln in seinem Leben gepflanzt: „Nicht allein, sondern mit meiner Familie“, erzählt er. Der 87-jährige ist Eigentümer einer mehrere Hektar großen Waldfläche und will sich, wie alle anderen Waldbesitzer vor allem über Forstschädlinge informieren. Diese sind Schwerpunkthema der Ausstellung. „Es gibt keinen Bereich, der nicht von Schädlingen befallen ist“, erläutert Axel Wendelberger, Revierförster in Coswig. Zahlreiche Bildtafeln und Übersichtskarten zeigen, was sich gegenwärtig in den heimatlichen Wäldern abspielt.
Bäume sterben ab
Forstamtsleiter Frank Ackermann bezeichnet diesen Teil der Ausstellung als „Gruselkabinett“. Nachdem im Sommer der Eichenprozessionsspinner bei Spaziergängern und Radfahrern allergische Reaktionen ausgelöst hat, sorgt jetzt der Pilz „Diplodia“ für Ungemach, weil er ganze Kiefernwälder befällt: „Erst verfärben sich die Kronen, dann stirbt der ganze Baum ab.
Das Schlimme ist, dass selbst Wissenschaftler nicht voraussagen können, wie der Pilz weiter reagieren wird“, zeigt Ackermann auf. Allerdings weiß man mittlerweile die Ursache: Die Bestände seien durch die Kiefernbuschhornblattwespe und die Kiefernnadelscheidengallmücke geschwächt. Letztere kenne man seit drei Jahren im Territorium. Als Hauptursache vermuten die Forstfachleute den stetigen Klimawandel.
Das zeigt, welcher Herausforderung sich die Branche in den nächsten Jahren und Jahrzehnten stellen muss. Auch deshalb ist Frank Ackermann froh, dass sich im Nachwuchsbereich künftig einiges tun wird: „Wir werden im nächsten Jahr Studenten bekommen, die hier Praktika für den gehobenen Forstdienst absolvieren.“

