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Autohaus Otto in Annaburg Autohaus Otto in Annaburg: Es ist Schluss

Von Frank Grommisch 01.01.2019, 08:25
Eine Ära geht zu Ende. Werner Otto (rechts), Susann Otto und Fabian Gräbner schließen das Tor zum Autohausgelände in Annaburg.
Eine Ära geht zu Ende. Werner Otto (rechts), Susann Otto und Fabian Gräbner schließen das Tor zum Autohausgelände in Annaburg. F. Grommisch

Annaburg - Das Tor ist geschlossen. Das Autohaus Otto in Annaburg stellt zum 31. Dezember offiziell seinen Betrieb ein. Der Wunsch, dass sich ein Nachfolger findet, hat sich für Werner Otto nicht erfüllt. Aus der Familie wollte niemand den Staffelstab übernehmen. Das Rentenalter hat er überschritten, sagt der 67-Jährige. So bleibe nur, aus Altersgründen und da sich kein Übernehmender gefunden habe, den Betrieb aufzugeben.

Einer der Ersten

In den letzten Tagen vor diesem gravierenden Einschnitt in das Leben sind bei ihm und seiner Frau etliche Erinnerungen wach geworden. Werner Otto nimmt eine Urkunde von der Wand, die ihm mit dem Datum vom 1. April 1990 bestätigt, dass er ein Autohaus führen darf, ausgestellt im damaligen Rat des Kreises Jessen. „Ich war damals einer der Ersten.“

Zuvor hatte Werner Otto, der einst in der LPG Pflanzenproduktion Groß Naundorf gearbeitet hatte, sich mit einem Automarkt und einem Imbiss selbständig gemacht. 1989 war das. Werner Otto legt ein Foto auf den Tisch, das ihn allein auf einer Brachfläche zeigt, dem künftigen Standort des Autohauses in der Bahnhofstraße. Die Anfangszeit sei schon abenteuerlich gewesen. Da das Autohaus noch über keinen Telefonanschluss verfügte, war das Planen eine entscheidende Tagesaufgabe.

Mit der Liste der erforderlichen Teile ist er dann zur Post gefahren, um über den öffentlichen Fernsprecher die entsprechenden Aufträge auszulösen und Lieferzeiten zu vereinbaren. Dass er sich für die Automarke Renault entschied, hatte mit seinem ersten Nachwendeauto zu tun. Das hat ihm gut gefallen, wie auch andere Modelle der Franzosen. Der Renault 19 sei einst das Zugpferd gewesen, sagt er.

Die Nachfrage war groß. In Spitzenzeiten sind Mitarbeiter des Autohauses dreimal in der Woche nach Frankfurt (Main) gefahren, um dort Neuwagen zu holen. „Das hat Spaß gemacht.“ In Spitzenzeiten waren 20 Leute im Unternehmen beschäftigt, am Ende sind es noch vier.

Die Entwicklung in der Autobranche sei schon enorm. Sie hat für kleine Betriebe aber auch ihre Schattenseiten, lässt der Fachmann deutlich werden. Modernere Technik in Fahrzeugen erfordert auch immer wieder Modernisierung in den Werkstätten mit den entsprechenden finanziellen Lasten. „Die Investitionen sind schon enorm für so einen kleinen Betrieb.“ Wer auf dem Markt bestehen wolle, der müsse immer wieder Geld in die Hand nehmen.

Noch keine konkreten Pläne

Wie wird das Rentnerleben aussehen. „Da werde ich mir wohl ein Hobby suchen.“ Aber so eine Abwicklung eines jahrzehntelangen Geschäftsbetriebs einschließlich des Verkaufs des Objekts ist nicht ohne und erfordert noch einiges an Arbeit.

Keine guten Erinnerungen hat Werner Otto an die Silvestertage. Da sei er ständig in Anspannung gewesen, dass die ausgestellten Fahrzeuge nicht durch Raketen oder Böller beschädigt werden. Nicht jeder Jahreswechsel sei da schadlos abgelaufen.

Wenn er auf die vergangenen knapp drei Jahrzehnte schaut, kommt er zu dem Schluss: „Das war schon richtig. Ich bereue den Schritt in die Selbständigkeit nicht“. Die Entscheidung zum Schließen des Autohauses ist nicht überraschend gefallen. Getroffen wurde sie vor etwa zweieinhalb Jahren.

(mz)