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Gastspiel Aschenputtel wird im Phönix in Wittenberg gefeiert

Das Liberi-Ensemble überreicht in der Wittenberger Theaterwelt Märchen-Klassiker der Gebrüder Grimm.

Von Rainer Schultz 24.01.2022, 08:00
„Aschenputtel - das Musical“ war jetzt in der Phönix Theaterwelt  Wittenberg zu erleben.
„Aschenputtel - das Musical“ war jetzt in der Phönix Theaterwelt Wittenberg zu erleben. FOTO: Thomas Klitzsch

Wittenberg/MZ - Vor der Phönix Theaterwelt Wittenberg hat sich am Freitagnachmittag eine lange Schlange gebildet. Grund dafür ist die Aufführung des Märchenklassikers „Aschenputtel“. Und der Hunger nach Theaterkultur. Eltern, Großeltern und Kinder hatten im Vorfeld weder Mühen noch Entfernungen gescheut, um für zwei Stunden in die Märchenwelt einzutauchen. Aus Berlin, Leipzig, Halle, Potsdam und Dessau ist man angereist, um das Musical „Aschenputtel“ vom Ensemble des Theaters „Liberi“ zu erleben.

Wichtige Zutaten

Endlich geschafft! Die Corona-Kontrolle ist passiert. Aufgeregt debattieren die Kleinen im Foyer, einige davon stilecht im Prinzessinnenkostüm. Die spannende Frage: Wird der Prinz Aschenputtel heiraten? Für Lara (8) und Laila (4) aus Schnellin steht das schon fest. „Natürlich“, lautet die Antwort. Mit ihrer Mutti verfolgen sie aus der ersten Reihe das Geschehen auf der Bühne. Sie fiebern mit, wenn die böse Stiefmutter (Rosa Enzi) wieder einmal das arme Aschenputtel (Anastasia Ivanova) schikaniert.

 „Erheben Sie sich, der König kommt!“ Dieser Aufforderung kam praktisch der ganze Saal nach.
„Erheben Sie sich, der König kommt!“ Dieser Aufforderung kam praktisch der ganze Saal nach.
FOTO: Thomas Klitzsch

Tanz und Musik sind die wichtigsten Zutaten bei einem Musical. So auch hier. Beides erfüllt in vollem Umfang die Erwartungen. Da sind zum einen einschlägige Melodien, echte Ohrwürmer, die rasch vom jungen Publikum mitgesungen werden. Aber auch die tänzerische Komponente, die bei gekonnten Choreografien des sechsköpfigen Ensembles nicht zu kurz kommt. Was würden wohl die Gebrüder Grimm heute sagen, wenn ihr Märchen nach über 200 Jahren eine solche Form der Auferstehung erlebt. Entdeckt werden einige neue Handlungselemente - so hält die Stiefschwester zu Aschenputtel und die Stiefmutter wandelt sich am Ende und versöhnt sich mit Aschenputtel.

Gestandene Darsteller

Das gesamte Ensemble besteht aus gestandenen Musical-Darstellern, die aus Hamburg, Berlin, Leipzig, Wien, Köln und Frankfurt stammen. Sie alle vereint eine fundierte Ausbildung. In zahlreichen Musicalproduktionen kam das Sextett bereits zum Einsatz. Am Freitag jedoch verkörpern sie die Protagonisten im „Aschenputtel“: Alexander Mikliss (Prinz Erik), Anastasia Ivanova (Aschenputtel), Sina Aimee Dekker (Fee, Diener und Magd), Rene Britzkow (König und Knecht), Sandra Mennicke (Stiefschwester, Hofnarr), Rosa Enzi (Stiefmutter, Hofnarr).

Fee und Aschenputtel tanzen.
Fee und Aschenputtel tanzen.
FOTO: Thomas Klitzsch

Eine Frage, die sich immer wieder mal stellt, ist: Sind Märchen noch zeitgemäß? Dargestellte Charaktereigenschaften passen durchaus auch in die heutige Zeit.

Die pädagogische Wirkung eines Märchens sollte nicht unterschätzt werden. Kraft und Mut braucht man, um sich gegen Ungerechtigkeit im Leben durchzusetzen, so wie es bei Aschenputtel dargestellt wird. Regisseurin Carolin Pommert beschreibt es so: „Aschenputtel ist ein wunderschönes Stück über Mut, Stärke und den Glauben an sich selbst.“ Theater, in diesem Fall ein Märchenmusical, wurde zum Erlebnis für viele Familien und dies generationsüberschreitend. Was will man mehr nach soviel Kulturabstinenz. Das böse „C“-Wort wurde einmal für zwei Stunden ausgeblendet und gestrichen. Bei Diana Pielorz vom Phönix und ihrem Partner spürte man am Freitag Erleichterung. Endlich mal wieder ein fast volles Haus, wenn auch unter strengen Hygienevorschriften. Beide kümmern sich um die Theaterwelt im Ehrenamt, was größten Respekt abverlangt. Eine kleine Kulturoase inmitten der Lutherstadt mit einem Ruf über die Stadtgrenzen hinaus.

Lob vom Manager

Auch Liberi-Tourneemanager Robin Rundt zeigte sich sehr angetan von der Publikumsresonanz. Mit 348 Karten war das Phönix nahezu ausverkauft. Außerdem lobte er das Theater: „Sie haben hier ein tolles Haus mit einem sehr angenehmen Ambiente.“ 32 Mal gelangte das heutige Stück seit November bereits zur Aufführung - auf der Deutschlandtournee des Ensembles. „Wittenberg erhielt heute Bestnoten, was Umfeld und Publikumsresonanz betraf“, so der Manager.

Ein Blick ins Publikum beim Schlussapplaus verriet: Der Nachmittag begeisterte. Stehend genossen Publikum und Künstler das soeben Dargebotene. Für „Liberi“ geht die Tournee nun weiter über die Stationen Weißenfels, Jena, Fulda nach Wetzlar in der Hoffnung, dass keine einschneidenden neuen Coronabestimmungen einen Strich durch alle künstlerischen Pläne machen.

Bei www.theater-wittenberg.de sind Infos zu weiteren Veranstaltungen und coronabedingten Zugangsregeln auch online abrufbar.