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Arbeitsagentur  Arbeitsagentur : Rückzug aus Jessen noch dieses Jahr

Von Ute Otto 26.05.2017, 09:51
Wie geht es weiter mit der Arbeitsagentur in Jessen?
Wie geht es weiter mit der Arbeitsagentur in Jessen? dpa

Jessen - Die Agentur für Arbeit Dessau-Roßlau-Wittenberg schließt zum 1. Juli ihre Geschäftsbereiche in Jessen und Gräfenhainichen. Das bestätigte der stellvertretende Pressesprecher Patrick Balschun auf Anfrage der MZ.

Allerdings bleibt das Jobcenter, das für die Langzeitarbeitslosen und Empfänger von Arbeitslosengeld II, das sogenannten Hartz IV, zuständig ist, an beiden Standorten präsent. Immerhin gab es im April im Altkreis Jessen noch 1.177 Langzeitarbeitslose, in Gräfenhainichen waren es 1.046.

Sinkende Kundenzahl

Die Arbeitsvermittler für Jobsuchende mit Anspruch auf Arbeitslosengeld I sitzen dann alle in der Agentur in der Wittenberger Melanchthonstraße. Aber, so Balschun: „Sie müssen nur nach Wittenberg fahren, wenn sie sich arbeitslos melden. In unserem Neukundenzentrum wird das aufgenommen und der Kontakt zu den zuständigen Arbeitsvermittlern hergestellt. Alles andere kann telefonisch, per E-Mail und über den gemeinsamen Bewerber-Account geregelt werden.“

Begründet wird die Entscheidung zur Schließung der Standorte seitens der Agentur mit „reduziertem Kundenstrom und einem deutlich verbesserten Online-Angebot“. Ohnehin sei die Agentur in Jessen in den letzten Monaten mit nur noch zwei Mitarbeitern besetzt gewesen, die etwa 400 Kunden beraten und vermittelt hätten.

Schon zum 31. Mai schließt de DAK ihre Geschäftsstelle in Jessen. Auch hier hätten weniger Kunden und die Möglichkeiten moderner Kommunikation zu der Entscheidung geführt. „Es rechnet sich einfach nicht mehr“, sagt Stefan Poetig, der als Pressesprecher der Krankenkasse für Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen zuständig ist. „Wir haben ein umfassendes Online-Angebot. Der Berater-Chat dort wird immer mehr in Anspruch genommen.“ Um etwas im persönlichen Gespräch klären zu wollen, müssen die Versicherten dann nach Wittenberg (Dessauer Straße 288, Telefon 03491/433290) oder nach Torgau (Solarstraße 10, Telefon 03421/775670) fahren. „Bei speziellen Problemen sind auch Hausbesuche möglich“, so Poetig.

Für Krankenscheine und andere Unterlagen habe die DAK ein eigenes Postzentrum. Die Unterlagen würden dort eingescannt und kämen so viel schneller zu den Zuständigen als auf dem Weg über die Geschäftsstellen. Die Adresse lautet: DAK Gesundheit, Postzentrum, 22778 Hamburg.

Tatsächlich weist aber die Statistik für April 526 Arbeitssuchende für den Bereich Jessen aus, für Gräfenhainichen 440. „Die Betreuungsrelation ist normalerweise günstiger“, so Balschun. Aber das könne eben auch nur an konzentrierten Standorten gewährleistet werden. „Wir wollen die modernen Strukturen in Wittenberg allen Kunden zugänglich machen.“

Die Bürgermeister waren am 10. Mai in die Agentur nach Wittenberg eingeladen und darüber informiert worden. Jessens Bürgermeister Michael Jahn (SPD) habe diesen Schritt mit Skepsis hinterfragt, berichtet seine Pressebeauftragte Anja Richter-Nowak.

Er könne sich nicht vorstellen, dass Erstantragsteller tatsächlich „nur“ einmal nach Wittenberg fahren müssen. „Ausreichende Aufklärung zu einzureichenden Unterlagen und Informationen müsse erfolgen. Ob sich dann alles telefonisch klären lässt, sei dahin gestellt.“

Bürgermeister ist skeptisch

Sicher gebe es auch im Raum Jessen, durch rückläufige Arbeitslosenzahlen weniger Antragsteller. „Aber eine solche Institution beziehungsweise Ansprechpartner vor Ort bringt immer Vorteile“, meint der Bürgermeister.

„Die Antragsteller befinden sich meist persönlich in einer schwierigen Situation und benötigen unbürokratische Hilfestellung. Der elektronische Weg ist auch sicher die Zukunft, aber oftmals lassen sich kleine Fragen innerhalb von ein paar Minuten klären, ohne gegebenenfalls zehnmal eine E-Mail zu verschicken“, heißt es in dem Statement aus dem Jessener Bürgermeisterbüro.

(mz)