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Anhänger Anhänger: Der zwölfte Mann

Von ANDREAS HÜBNER 08.02.2013, 18:41

WITTENBERG/MZ. - Doch die beiden Männer schnüren sich nicht etwa selbst die Fußballschuhe zu, um dann auf dem Rasen zu glänzen, sie tragen ihren Teil von der Tribüne aus hinzu. Lohrmann und Marschlich sind Mitglieder des Piesteritzer Fanclubs "Volksparkpower 97" .

Der Fußballverein selbst wurde 1919 gegründet und kann somit bereits auf eine 94-jährige Geschichte zurückblicken. Doch auch der Fanclub gehört nunmehr seit vielen Jahren schlichtweg dazu. In der ehemaligen Gaststätte Helgoland hatten sich im September 1997 ein gutes Dutzend jener Fans zusammen gefunden, die sowieso schon jeden Samstag mit ihren Schlachtrufen die Grün-Weißen Kicker nach vorne "peitschten".

Intermezzo mit Damen

Zu diesem Zeitpunkt - während der ersten Verbandsligasaison - erfuhr der Piesteritzer Fußball einen wahren Hype. Erstmals wurde in Piesteritz sogar eine Damenmannschaft ins Leben gerufen und eben auch der erste offizielle Fan-Club gegründet. Während sich die Damenmannschaft nach relativ kurzer Zeit wieder auflöste, steht der Fan-Club - der im vergangenem Jahr bereits sein 15-jähriges Jubiläum begehen konnte - immer noch Woche für Woche wie der 12. Mann treu hinter den Volksparkkickern.

Die dankten dies, nachdem sie 14 Jahre lang in der Verbandsliga spielten, mit dem Aufstieg in die Oberliga im Jahre 2011. Auch der nunmehr langjährige Trainer Uwe Ferl spricht nur mit dem größten Respekt über die Anhänger. Es gehöre schon viel Herzblut dazu, jedes Wochenende mit unterwegs zu sein. Der Coach weiß natürlich ganz genau wie wichtig die Anhänger für seine Mannschaft sind. "Unsere Fans bedeuten uns sehr viel", so Ferl, "insbesondere, da es sehr angenehme Fans sind." Auch auswärts würden sie immer wieder eine sehr gute Stimmung verbreiten. "Es ist toll, dass so etwas in Piesteritz gewachsen ist", sagte der Übungsleiter zur MZ. Gewachsen ist in jedem Falle die Bindung zum Verein und zu den Spielern. Das Jubiläum wurde mit einer großen Weihnachstfeier, der unter anderem auch Geschäftsführer Ingo Mattheuer beiwohnte, auf der Burg Rabenstein gefeiert.

Die Mitgliederzahlen allerdings stagnieren. "Bis zu 25 Mitglieder hatten wir maximal", meint Torsten Adrio, der sich als Ansprechpartner des Clubs engagiert. Derzeit aber ist die Zahl wieder auf Zwölf gesunken, wobei ein paar weitere als Ehrenmitglieder gelten.

Erschwinglicher Beitrag

Dies kann kaum an den Mitgliedsbeiträgen liegen, denn der Jahresbeitrag von gerade mal 30 Euro ist äußerst erschwinglich. "Das war bei uns eigentlich immer ein Kommen und Gehen", so Adrio. Es ist eben nur ein Hobby und so unterliegt der Verein einer relativ großen Fluktuation. "Insbesondere, wenn unsere Freunde berufsbedingt umziehen müssen, verlieren wir natürlich fast schon von Haus aus Mitglieder", sagt der 41-Jährige. Bei den meisten ehemaligen Mitgliedern schlage das Herz zwar immer noch in Grün-Weiß, aber die Spiele können sie dann natürlich nicht mehr regelmäßig von den Rängen aus beobachten.

Trotz relativ weniger Mitglieder ist der Fanclub aber präsent. "Die Leute wissen, wo sie uns finden", meint Adrio, "bei den Heimspielen stehen wir immer am selben Fleck." Auch die große grün-weiße Flagge wird fast rituell hinter ihnen am Stadionzaun angebracht. "Es ist schon erstaunlich, was die Jungs, obwohl sie so wenige Mitglieder haben, immer wieder auf die Beine stellen", meint Frank Antelmann, der bei Grün-Weiß für Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Adrio war früher auch bei fast allen Auswärtsspielen mit dabei. "Dafür fehlt mir heute aber die Zeit."

Der Verwaltungsfachangestellte hat gemeinsam mit seiner Frau, zwei kleinen Kindern und einem eigenen Haus ohnehin schon alle Hände voll zu tun. "Zu dem einen oder anderen Derby - in Halle zum Beispiel - fahren wir heute noch alle mit." Wenn es weiter weg geht sind es bedeutend weniger. "Vier oder fünf Hartgesottene sind aber immer noch mit von der Partie", freut er sich. Für die macht es keinen Unterschied, ob das Spiel im Volkspark oder im 230 Kilometer entfernten Gotha angepfiffen wird.

Mit der laufenden Saison ihres Teams sind die Anhänger im übrigen sehr zufrieden. "Zur Zeit gibt es gar keine Meckerer", schmunzelt Adrio. Mit dem achten Platz am Ende der zweiten Oberligasaison wären auch die Mitglieder vom Volksparkpower sehr zufrieden.