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Alpakas in Vockerode Alpakas in Vockerode: Nadelbäume zum Fressen gern

Von July Wagner 16.01.2021, 10:06
Helgard und Dirk Böttchers Alpakas grasen auf einer der Weiden, von wo aus sie aber auch in ihren Unterstand für regnerische Tage und Nächte gelangen können.
Helgard und Dirk Böttchers Alpakas grasen auf einer der Weiden, von wo aus sie aber auch in ihren Unterstand für regnerische Tage und Nächte gelangen können. July Wagner

Vockerode - „Am liebsten haben sie Nordmanntannen“, erzählt Helgard Böttcher, während ihr Mann Dirk Böttcher sich gerade um die Tiere auf ihrem Alpakahof in Vockerode kümmert. Wie auch in den vergangenen Jahren, nehmen die beiden Rentner zurzeit Weihnachtsbäume entgegen, die ihr Feiertagszuhause wieder verlassen mussten: „Die Alpakas fressen zu gerne die Tannennadeln, auch die Rinde bleibt nicht verschont – am Ende sind die Bäume ganz nackt.“

Aber selbst dann seien sie immer noch perfekt als Spielzeug oder zur Rückenmassage geeignet: „Wir lassen auf jeder unserer vier Weiden fünf bis sechs Bäume stehen. Da springen sie dann drüber und schubbeln sich.“ Bisher hat das Ehepaar Böttcher 35 Bäume gespendet bekommen: „Bis Ostern nehmen wir gerne noch weitere an.“

Später wären die Alpakas jedoch nicht mehr an den Tannen interessiert. „Die fressen sie wirklich nur im Winter“, berichtet Helgard Böttcher aus eigener Erfahrung: „Schade eigentlich. Wenn sie die Nadeln fressen, haben sie einen wunderbaren Mundgeruch – als hätten sie Zähne geputzt.“

Spende für Sack Möhren

Auf dem Alpakahof in Vockerode leben zurzeit 18 Tiere – zwölf Stuten und sechs Hengste. Molly ist mit 22 Jahren das älteste Herdenmitglied. „Alpakas sollen eigentlich nur 20 Jahre alt werden. Das liegt bestimmt am guten Futter“, meint Helgard Böttcher lächelnd. Denn statt ausschließlich Gras und Heu, würden sie auch Möhren, Äpfel und Futterrüben bekommen. „Letztens haben wir in unserem Schaukasten fünf Euro gefunden. Da haben wir uns sehr gefreut“, meint die 65-Jährige. Soviel würde nämlich ein Sack Möhren kosten, der dann eine ganze Woche lang reicht.

„Wir sind wirklich dankbar für solche Hilfen und hoffen, dass wir diesen Leuten auch bald etwas zurückgeben können“, betont Helgard Böttcher: „Das mit den Weihnachtsbäumen ist mittlerweile auch schon zu einem Selbstläufer geworden. – Manche kommen sogar aus Gräfenhainichen, Wittenberg und Dessau vorbei, nur um ihren Baum bei uns abzugeben.“

Doch Böttchers Wunsch, eventuell einen Tag lang zu öffnen, um diesen Menschen zeigen zu können, wie es ist, den Tieren ganz nah zu sein, wird in naher Zukunft noch nicht in Erfüllung gehen können. „Wir haben komplett für Besucher geschlossen – zu ihrem, aber auch unserem eigenen Schutz“, erklärt Helgard Böttcher.

„Dadurch können auch unsere Trekking-Touren nicht stattfinden. Das ist wirklich schade.“ Denn im vergangenen Sommer wären diese besonders beliebt gewesen: „Die Leute sind aus ganz Deutschland angereist und haben oft ein Paket Möhren mitgebracht.“ Vor allem aufgrund dieser Einnahmen können Helgard und Dirk Böttcher weiterhin alle entstehenden Kosten decken.

„Alpakas sind jedoch sehr genügsam“, ergänzt Helgard Böttcher: „Feuchtigkeit mögen sie nicht besonders - daher haben sie einen Unterstand, den sie auch nutzen, aber sonst reicht ihnen die umzäunte Wiese und etwas zu fressen.“

Doch eines brauchen die Tiere umso mehr – Aufmerksamkeit: „Sie wollen beschäftigt werden, deswegen gehe ich mit ihnen unseren Parcours. So vergessen sie nicht, was sie gelernt haben, bis wieder Schulklassen zu uns kommen dürfen.“

Warten auf Corona-Lockerungen

„Mal sehen, wie dieses Jahr wird. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir wieder Besucher empfangen und zu verschiedenen Altenheimen fahren könnten“, erinnert sich Helgard Böttcher an verschiedene Ausflüge vor Beginn der Corona-Pandemie.

Doch was ihr auf jeden Fall für immer im Gedächtnis bleibt, sei etwas anderes: die Geburten. „An einem Samstag im Juni 2014 hatte mein Mann Wochenenddienst und ich war alleine auf dem Hof. An diesem Tag erlebte ich zwei Geburten, die beide gut gegangen sind. Schon drei Stunden später rannten die neugeborenen Alpakas über die Wiese, als wären sie bereits Wochen alt. Das ist so schön anzusehen“, meint Helgard Böttcher: „Wir hoffen, dass unsere Tochter den Hof später vielleicht mal übernehmen möchte.“ (mz)

Helgard Böttcher bei den Tieren
Helgard Böttcher bei den Tieren
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