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Abschied von der Schule Abschied von der Schule: Karin Müller geht mit lachendem Auge

Von Marcel Duclaud 27.06.2018, 08:47
Hat heute ihren letzten Schultag: Karin Müller. Seit 1975 unterrichtete sie in Trebitz und war dort viele Jahre Schulleiterin.
Hat heute ihren letzten Schultag: Karin Müller. Seit 1975 unterrichtete sie in Trebitz und war dort viele Jahre Schulleiterin. Thomas Klitzsch

Trebitz - Dass der Abschied ihr nicht ganz leicht fällt, ist Karin Müller anzumerken. Trotzdem sagt die langjährige Leiterin der kleinen Grundschule von Trebitz, die heute ein letztes Mal vor einer Klasse stehen wird: „Ich gehe mit zwei lachenden Augen.“ Das hat wesentlich damit zu tun, dass die Schule jetzt wieder stabil ist, die Zahl der Kinder wächst: „Wir haben lange gekämpft, damit die Schule erhalten bleibt. Jetzt ist sie aus der Talsohle heraus.“

Nach derzeitigem Stand der Dinge werden im neuen Schuljahr 81 Mädchen und Jungen in Trebitz unterrichtet. Damit ist auch die magische Zahl 80 überschritten, die es brauche, um in den Genuss von Fördermitteln zu gelangen.

Dass die nötig sind, verschweigt Karin Müller nicht. An dem alten Schulhaus muss einiges auf Vordermann gebracht werden. Sie wünsche sich eine umfängliche Sanierung und Modernisierung, hat die Trebitzerin denn auch unter anderem ins Goldene Buch der Stadt Bad Schmiedeberg geschrieben, als ihre Verdienste bei der jüngsten Ratssitzung geehrt wurden. „Bisher stand das Schulzentrum in Bad Schmiedeberg im Vordergrund.“

Sie hofft, dass die Aufmerksamkeit sich nun, da dort so ziemlich alles erneuert ist, auf die Grundschule von Trebitz richtet. Türen und Fußboden beispielsweise müssten dringend gemacht werden und „die Möbel haben’s ebenfalls nötig“.

Dass die kleine Schule auf der Kippe stand, verschweigt Karin Müller nicht: „Ich habe einige Höhen und Tiefen hier mitgemacht. Wir waren schon mal kurz vor der Schließung.“ Als gerade noch 28 Jungen und Mädchen unterrichtet worden sind. Geholfen hat damals das Programm „Kleine Grundschule im ländlichen Raum“ samt einem Konzept für jahrgangsübergreifenden Unterricht. „Ein Jahr haben wir so gearbeitet.“

Nicht nur in Trebitz wird die Schulleiterin verabschiedet, sondern auch anderenorts im Landkreis. Zum Beispiel in Klieken, dort geht Rosemarie Drobig in den Ruhestand, gestern Nachmittag fand die Verabschiedung statt. Wer Nachfolgerin wird, steht nach Informationen aus der Stadtverwaltung Coswig bereits fest: Anke Heinrich, die in Klieken einst unterrichtete, später aber Schulleiterin in Roßlau wurde, sie wechselt nun wieder nach Klieken. Auch in der Grundschule von Radis steht ein Abschied an: Dort geht Heidi Grune. Laut dem Bürgermeister von Kemberg, Torsten Seelig, ist ein Nachfolger bereits gefunden. Anders in Dabrun, da laufe die Ausschreibung noch, so Seelig. In der Grundschule von Dabrun verabschiedet sich die Leiterin Edith Günther.

Dann kam den Trebitzern die Entscheidung im nahen Pretzsch zu Hilfe, dass die Kinder nach Schließung der dortigen Schule nicht nach Bad Schmiedeberg sondern eben nach Trebitz wechseln. „Wir sind nur Grundschule und haben ein schönes Umfeld hier“, begründet Karin Müller, warum die Wahl damals auf Trebitz fiel. Sie sagt auch: „Das war unsere Rettung. Plötzlich gab es wieder über 100 Kinder.“

Freilich haben auch die Trebitzer ordentlich Federn lassen müssen im Lauf der Jahre. Als Karin Müller Mitte der 1970er Jahre als junge Unterstufen-Lehrerin nach ihrer Ausbildung in Weißenfels in den Ort kam, existierte dort noch eine Polytechnische Oberschule, bei der es bekanntlich bis zur zehnten Klasse ging. Im übrigen hatte die junge Frau damals Glück, überhaupt eine Stelle als Lehrerin zu bekommen: „Es gab zu viele Lehrer. Ich sollte deshalb als Erzieherin in den Pretzscher Hort und hatte mich dort bereits vorgestellt. Überraschend ist eine Stelle in Trebitz frei geworden.“

So kam Karin Müller, die aus dem Burgenlandkreis stammt nach Trebitz. Dass sie immer gerne Lehrerin gewesen ist, betont sie. 1991 wurde sie dann auch Leiterin der Grundschule und ist es bis heute geblieben, bis zur Pensionierung. Eine Sekundarschule gab es nur kurz, sie hat sich schnell, Anfang der 1990er Jahre aus Trebitz verabschiedet und fusionierte mit Kemberg.

Auf ihren Ruhestand freut sich Karin Müller, wobei: „Das Lehrersein wird mir fehlen.“ Konkrete Pläne für die viele freie Zeit hat sie noch nicht geschmiedet: „Ich durfte das ganze Jahr Stundenpläne bauen. Das lasse ich jetzt auf mich zukommen. Aber klar: Mehr Zeit für Enkel, für Haus und Garten, fürs Lesen und Herumtrödeln, das ist schön.“

Übrigens: Einen Nachfolger im Amt des Schulleiters von Trebitz gibt es noch nicht. Beworben habe sich bislang niemand. Wenn sich keiner findet, wird nach den Worten von Karin Müller die älteste Kollegin kommissarisch eingesetzt: In Trebitz wäre das Elke Lehmann. (mz)