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Abschied vom Pastor Abschied vom Pastor: Christoph Krause geht in den Ruhestand

Von Marcel Duclaud 02.01.2018, 11:29
Pfarrer Christoph Krause schaut auf Bad Schmiedeberg, die Stadt, in der er gerne gelebt und erfolgreich gearbeitet hat.
Pfarrer Christoph Krause schaut auf Bad Schmiedeberg, die Stadt, in der er gerne gelebt und erfolgreich gearbeitet hat. Thomas Klitzsch

Bad Schmiedeberg - Die Schwelle des Pfarrhauses in Bad Schmiedeberg ist alt, sie ist ausgetreten, kaum mehr ein Hindernis und also ein schönes Symbol. Denn der, der dort seit 2004 lebt und arbeitet und nun seinen Abschied nimmt, hat genau das gewollt: Die Schwelle absenken, die immer noch da ist zwischen Kirche und Bevölkerung.

Dass ihm das gelungen ist, ein kleines Stück zumindest, nimmt Christoph Krause für sich in Anspruch. Und kaum einer, der ihn und seine vielfältigen Aktivitäten erlebt hat, wird da widersprechen.

Der Pfarrer hat in den Jahren seines Wirkens in Bad Schmiedeberg eine außergewöhnliche Außenwirkung entfaltet. Er sucht die Öffentlichkeit: „Ich möchte Türen und Fenster, Herzen und Hände öffnen“, sagt er und fügt hinzu: „Ich habe eine Botschaft und ich habe den Mut, auf Menschen zuzugehen mit offenem Blick, egal ob es sich um den Kurdirektor handelt oder den Penner an der Ecke. Interessiere Dich für alles, sei anderen nahe. Sie haben Dir etwas zu sagen: Wir als Pfarrer werden dafür bezahlt, das zu tun.“

Krause hat nach dieser Maxime gehandelt. Sie hat ihn zu einer zentralen Figur gemacht in Bad Schmiedeberg, zu einem wichtigen Ansprechpartner, egal ob für Christen oder Atheisten.

Die Stadtkirche von Bad Schmiedeberg trägt das Signet „Verlässlich geöffnete Kirche“. Sie ist für Besuch, Besichtigung, Besinnung und Gebet im Winterhalbjahr dienstags und donnerstags bis sonntags jeweils von 14 bis 16 Uhr geöffnet.

Mit dem Titel Kirche des Monats wurde sie vor reichlich einem Jahr vom Verein „Mitteldeutsche Kirchenstraße“ ausgezeichnet. Damit wurden das Engagement von Pfarrer Krause auf kulturellem Gebiet und die gute Gemeindearbeit gewürdigt. Dabei sind Krause und die Gemeinde selbst treue Mitstreiter im Verein.

Um so mehr wird der Mensch und Pfarrer fehlen. Dass er so oft verabschiedet worden ist in den vergangenen Wochen spricht Bände. Seine ganz offizielle Verabschiedung steht nun kurz bevor, sie findet am 6. Januar ab 14 Uhr statt während eines Gottesdienstes in der Kirche von Bad Schmiedeberg. Krause betont allerdings: „Ich werde in den Ruhestand versetzt und entlastet. Pfarrer bleibe ich auf Lebenszeit.“

Darauf legt er Wert. Dafür war er viel zu gerne und mit zu viel Leidenschaft Pfarrer. Der 65-Jährige verweist auf seinen Vater, der quasi bis in seine letzten Minuten als Seelsorger agierte. Überhaupt denkt Christoph Krause verstärkt über seine Herkunft nach, über die Gründe, warum er wurde wie er ist.

Schon der Name, den die Eltern ihm gaben, scheint ihm kein Zufall: Der heilige Christopherus ist der Fährmann, der die Menschen durch die Furt trägt. „Der Vater“, erinnert er sich, „war ernsthaft, sehr gläubig, aber in fröhlicher Weise, nie verkrampft.“ Er habe in Sachsen jedes Pfarrhaus gekannt und genoss hohe Wertschätzung.

In so ein Elternhaus wurde er als achtes (und letztes) Kind der Familie geboren. Christoph Krause nennt sich selbst ein aufsässiges Kind, später mit langen Haaren und verlodderten Jeans. In die Fußstapfen des Vaters habe er nie treten, vielmehr Mathe oder Anglistik studieren wollen. Er hat es dann doch getan, das Theologiestudium in Leipzig begonnen, wurde nach drei Semestern aber exmatrikuliert: „Ich war mehr in der Kneipe als im Hörsaal.“

Der junge Mann arbeitete zunächst in seinem ursprünglichen Beruf als Schlosser bis sich die Berufung dann doch unüberhörbar zu Wort meldete. Krause nahm das Studium wieder auf, in Naumburg, absolvierte seine Vikariatszeit in Wittenberg Mitte der 1980er Jahre und trat seine erste Pfarrstelle in Langendorf bei Weißenfels an.

„Es waren die wunderbaren Jahre“, sagt Krause im Rückblick und spricht von der Aufbruchszeit, von Friedensgruppen, Ökogruppen, von Friedensgebeten und politischer Arbeit.

Dann plötzlich die ungeheuer großen Möglichkeiten mit Reisen und Begegnungen, auf der anderen Seite Armut und Arbeitslosigkeit. „Zeitweise hatten wir bis zu 80 ABM-Kräfte.“ 1999 vollzog Krause einen radikalen Wechsel: Er wurde „Stopf“, Standortpfarrer in der Kaserne Weißenfels, kümmerte sich um Soldatenseelsorge.

Eine gerade im Osten höchst umstrittene Aufgabe: „Einige haben mir die Freundschaft gekündigt, andere sagten: Genau so einen wie Dich brauchen die, einen der zuhören kann und emphatisch reagiert.“

2004 schließlich der Ruf nach Bad Schmiedeberg: „Das war ein Segen, ich konnte hier umsetzen, was ich mir immer vorgestellt hatte.“ Das hat er getan, das kam gut an. Dass Pfarrer Krause der Abschied schwer fällt, ist ihm anzumerken. Aber er sagt tapfer: „Ich kann etwas Neues beginnen und für die Gemeinde ist es eine Chance, dass andere Schwerpunkte gesetzt werden.“

Ganz eilig wird er aus der Stadt nicht verschwinden: „Ich habe das Recht, noch drei Monate im Pfarrhaus zu bleiben. Das werde ich in Anspruch nehmen.“ Dann will er sich dorthin orientieren, wo es ein reiches Kulturangebot gibt. Der Großraum Halle/Leipzig wäre eine Option, eine Tätigkeit als Reiseleiter und Aushilfs-Pfarrer an der Ostsee im Sommer ebenso.

Dass manches, was er initiiert hat in Bad Schmiedeberg, weitergehen wird, da ist Krause ganz sicher. Die Konzerte im Pfarrhof etwa, die Fans weit über die Stadt hinaus haben. Da existiere längst eine Gruppe, die sich um die Organisation kümmert. (mz)