140 Jahre Eisenmoorbad Bad Schmiedeberg 140 Jahre Eisenmoorbad Bad Schmiedeberg: Den Dragonern folgt die Kur

Bad Schmiedeberg - Es ging Schlag auf Schlag vor 140 Jahren in Schmiedeberg: Am 28. März 1878 rückte das Militär ab, das Königlich Magdeburgische Dragonerregiment Nr. 6. Die Männer zogen in die Altmark, wegen einer preußischen Militärreform. Für die Stadt ein dramatischer Verlust, weil die nicht kasernierten Soldaten zu den Haupteinnahmequellen zählten damals.
Eine Petition beim Kaiser half nichts, dafür die mutige Initiative der Stadtväter rund um Bürgermeister Moritz Hauswald. Am 28. April waren die Stadtverordneten ins Rathaus geladen, nach dem Kirchgang.
Ihnen wurde die Idee präsentiert: die provisorische Einrichtung eines Moorbades aus städtischen Mitteln, auf Antrag des Gewerbevereins. Der Beschluss fiel am 3. Mai, die Eröffnung erfolgte kurz darauf: am 28. Mai 1878. „Das wäre undenkbar heute“, staunt Deddo Lehmann, der aktuelle Direktor eines längst respektablen Kurbades, das an die 700 Betten bietet.
Anfang mit zwei Wannen
Damals ist mit zwei Zimmern begonnen worden, mit zwei Wannen für das Moorbad, mit einer Waschküche zur Zubereitung des Moores, das aus der Heide geholt wurde und mit dem Arbeiter aus den Tongruben ihre schmerzenden Knochen und Gelenke selbst therapierten. „Ohne das Moor“, sagt Lehmann, „hätte das alles nicht funktioniert.“
Mit Moor und Machern lief es offensichtlich prima, so gut letztlich, dass 140 Jahre später die Gründung gefeiert werden kann. Das Garnisonslazarett wurde zum ersten Badehaus, der Garnisonspark ist Basis des heutigen Kurparks. Nach und nach entwickelte sich der Kurort Bad Schmiedeberg zu dem, was er heute ist. Dass es Krisen gab, schwere Zeiten, ist logisch. In den Weltkriegen etwa war das Moorbad Lazarett, die Gesundheitsreform Mitte der 1990er Jahre ließ die Reha-Betten plötzlich leer bleiben. „Aber man hat“, urteilt der Kurdirektor, „stets nach vorn geblickt, investiert, ist Risiken eingegangen. Hier waren immer Macher am Werk.“
Das Ergebnis ist ein Kurbad, das, was etwa die Gynäkologie betrifft, einen bundesweiten Namen hat: „Dafür“, berichtet Lehmann, „sind wir viele tausend Kilometer gefahren.“ Zu den Ärzten und in die Kliniken, aus denen die Reha-Patienten kommen. Wegen gynäkologischer Leiden reisen Patienten aus der gesamten Republik an, bei orthopädischen Beschwerden beträgt das Einzugsgebiet etwa 200 Kilometer.
Auch in DDR-Zeiten, so der Kurdirektor, war Bad Schmiedeberg ein Begriff: „Das größte Moorheilbad des Landes hatte einen guten Ruf und verfügte über eine akzeptable technische Ausstattung.“ Genug Substanz für den Sprung in die Marktwirtschaft.
Dass es ein täglicher Kampf ist, die Betten zu füllen und die Fortexistenz des Eisenmoorbades zu sichern, verschweigt Lehmann nicht. Aber er ist guten Mutes und blickt zuversichtlich in die Zukunft: „Wir werden 2017 mit einem positiven Jahresergebnis abschließen. Und auch die ersten Monate dieses Jahres stimmen optimistisch.“
Zeit und Gelegenheit also, einen Blick zurück zu werfen und das Erreichte zu würdigen. Mehrere Veranstaltungen zum Thema werden in den nächsten Tagen und Wochen stattfinden. Bereits am Donnerstag, 12. April, 17 Uhr, wird im Kurmittelhaus eine Ausstellung eröffnet. Zu sehen sind Postkarten aus der Sammlung von Ortschronist Felix Saul. Lehmann spricht von einer Zeitreise und der schönen Sitte des Schreibens von Ansichtskarten, die die betagte Kundschaft auch heute noch pflegt.
Die Geschichte des Kurortes wird aus einer besonderen Perspektive gespiegelt. Dass die Eröffnung kurzweilig zu werden verspricht, liege etwa an den Anekdoten, die Felix Saul zum Besten geben wird.
Chronik mit Nachauflage
Am 20. April, 19 Uhr, folgt die Präsentation der Nachauflage der Chronik des Eisenmoorbades. Es handelt sich eigentlich um eine Trilogie, so Lehmann. Der erste Band, erschienen zum 125-jährigen Jubiläum, widmet sich der Geschichte des Heilbades bis 2003 - er wurde um einige Kapitel ergänzt. Band zwei, 2007 erschienen, wendet sich dem Jugendstilkurhaus zu. Band drei, 2010 herausgekommen, erzählt die Historie der Stadt Bad Schmiedeberg.
Die Veranstaltung ist wie die anderen auch öffentlich und kostet keinen Eintritt.
Höhepunkt schließlich ist der Festakt am 28. April, just der Tag, der als Gründungstermin gilt, damals, vor 140 Jahren, ein Sonntag, diesmal ein Samstag. Lehmann kündigt Wirtschaftsminister Armin Willingmann als Ehrengast an, er wird die Festansprache halten. Nach den Reden wird ein 45-minütiger Auszug aus dem Oratorium des Chores Lyra („Die Dübener Heide in vier Jahreszeiten“) erklingen. Der Chor ist wie berichtet ebenfalls ein Jubilar, ebenfalls 140 Jahre alt. Er war einst gegründet worden zur Unterhaltung der Kurgäste.
Den Reigen der Jubiläumsveranstaltungen beschließt schließlich ein Tag der offenen Tür, der für den 2. Juni angesetzt ist. Deddo Lehmann spricht von einem Erlebnistag für die Bürger der Stadt aber auch etwa für die Mitarbeiter des Unternehmens, die ihren Familien ihren Arbeitsplatz zeigen können. Führungen wird es geben, Therapiebereiche werden vorgestellt, die Moorküche natürlich - zudem spielt die Kapelle Krach, Angebote für Kinder ergänzen das Programm. Und parallel findet auch noch der landesweite Kneipp-Tag statt. (mz)

