Virusinfekt RHD Virusinfekt RHD: Leere Kaninchenställe bei Südharzer Züchtern

Sangerhausen - Die Ställe sind leer. Wo noch vor wenigen Wochen gesunde Rassekaninchen ihre Tage verbracht haben, deutet nichts mehr auf die einstigen Bewohner hin. Ganz plötzlich sei ein Großteil seiner Zucht gestorben. Mehr als 20 Tiere, erzählt der Züchter, der weder seinen Namen noch den des Vereins, in dem er aktiv ist, in der Zeitung lesen möchte.
Schadenfreude und Panik vermeiden
Er fürchte sich vor Schadenfreude anderer Halter, sagt er. Er wolle keine Panik lostreten, wenn es um jene Krankheit geht, die Kaninchenzüchter alle Jahre wieder quält: den sogenannten RHD-Virus (Rabbit Haemorrhagic Disease).
„Dabei ist es in diesem Sommer besonders schlimm“, sagt der Mann. Ähnlich sehen das auch die Vorstände diverser Züchtervereine im Kreis, doch öffentlich dazu äußern will sich von ihnen niemand. „Denn dass die Krankheit unsere Tiere befällt, sei keine unerwartete, einmalige Katastrophe“, erklärt der Züchter mit den großen Verlusten. „Niemand ist davor gefeit.“ Amtstierarzt Lothar Seibt kann diese Einschätzung durchaus teilen.
Kein Zusammenhang zwischen Virus und Haltung
Dass die Halter aber Scham empfinden, wenn der Virus ihre Kaninchen dahinrafft, kann er allerdings nur bedingt nachvollziehen: „Es gibt kaum Zusammenhänge zwischen Krankheit und schlechter Haltung“, sagt er. Der Virus wurde erstmals in den späten 80er Jahren entdeckt. Jahrelang war die Erkrankung als „Chinaseuche“ bekannt - ein Begriff, der fachlich kaum richtig ist, erörtert Seibt. Denn RHD fällt nicht unter das Bundesseuchengesetz. Übertragen wird die Erkrankung etwa über Stechinsekten oder indirekt mit dem Virus behaftete Gegenstände.
„Die Erkrankung hat man durch Impfungen unter Kontrolle“, erklärt Seibt, fügt aber an, dass sich der Virus zu „einer neuen Abart“ entwickelt hat, die teilweise auch einmal geimpfte Tiere befällt. „Oft ist es - in Abhängigkeit vom verwendeten Impfstoff - die beste Lösung, wenn ein Kaninchen zweimal im Jahr geimpft wird“, so der promovierte Veterinär. Doch die Impfungen seien teuer, weiß er. Wer nur Masttiere hält, verzichtet oft auf diese Investition.
Anders sieht es bei den professionellen Züchtern aus: „Im Landkreis sollten natürlich die Zuchttiere, die an Ausstellungen teilnehmen, ausreichend geimpft sein“, erklärt Seibt. „Darauf legen auch alle Züchter großen Wert. Ohne Impfung schickt niemand sein Tier zur Ausstellung.“ Doch die Züchter im Landkreis seien in diesem Jahr vorsichtiger geworden. Amtstierarzt und Veterinäramt kontrollieren die stattfindenden Ausstellungen - meist ohne etwas beanstanden zu müssen. „Doch eine Warnung zum Virus müssen wir natürlich mit auf den Weg geben“, sagt Lothar Seibt.
Krankheit weder melde- noch anzeigepflichtig
Wie viele Tiere in diesem Sommer dem Virus, der wohl immer wieder kehren wird, zum Opfer gefallen sind, kann er nicht genau sagen. „Ich habe etwa von einem Züchter aus dem Raum der Goldenen Aue gehört, dem gleich 70 Kaninchen gestorben sind“, erzählt er. „Doch die Krankheit ist weder melde- noch anzeigepflichtig.“
Grund zur Panik gibt es allerdings nicht, will der Amtstierarzt beruhigen. Der RHD-Virus sei nicht auf Menschen übertragbar und im Landkreis Mansfeld-Südharz habe man die Lage gut im Griff. „Natürlich ist jeder Züchter selbst für das Wohl seiner Tiere verantwortlich“, erklärt der Amtstierarzt. „Wir empfehlen aber jedem, die erforderlichen Impfungen vorzunehmen, um Verluste im eigenen Bestand zu verhindern.“ (mz)