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Unterwegs mit dem Pilzberater Unterwegs mit dem Pilzberater: Hallimasch wächst gerade in Massen im Wald

Von Lucas Wölbing 09.10.2017, 09:50
Noch im Wald beurteilte Jürgen Peitzsch die gesammelten Pilze.
Noch im Wald beurteilte Jürgen Peitzsch die gesammelten Pilze. Lucas WölbIng

Wippra - Ein Duft nach Kokos liegt in der Luft. Mitten im Nadelwald. Und wahrscheinlich weckt der süßliche Geruch auch den Appetit der Dame, die gleich nach der Verwendbarkeit in der Küche fragt. „Lieber nicht“, rät Jürgen Peitzsch und wandert mit den Fingern über den kleinen Pilz, der den trügerisch tropischen Geruch verbreitet: Ein Kokosnussmilchling. „Namen können täuschen“, erklärt Peitzsch und deutet auf einen Hexenröhrling im Dickicht: „Geschmort durchaus genießbar“.

70 Pilzsachverständige gibt es im Land Sachsen-Anhalt

Der Wettelröder ist einer von etwa 70 registrierten Pilzsachverständigen in Sachsen Anhalt und gerade mit einer Gruppe Sammler an den „Pferdeköpfen“ zwischen Wippra und Grillenberg unterwegs. Rund 50 Sucher sind auf Einladung der Sangerhäuser Ökostation gekommen, um die Wälder auf dem Höhenpass zu erkunden. „Das hier kann ein sehr ergiebiges Suchgebiet sein“, weiß Peitzsch aus Erfahrung.

Und tatsächlich: Bei ihrer Suche stolpern die Sammler förmlich über genießbare Pilze. Gerade der Hallimasch wächst im Moment überall. „Ich wäre mir nicht sicher gewesen, ob ich ihn sonst auch gesammelt hätte“, vermutet Christine Fischer. Schließlich sagt doch der Volksmund, dieser Pilz kann Durchfall verursachen. Der Pilzberater beruhigt: „Natürlich reagiert jeder Mensch anders, aber die richtige Zubereitung macht oft den Unterschied.“ Darum soll Hallimasch mindestens zwanzig Minuten geschmort werden.

Größte Pilzsuche unter fachkundiger Anleitung im Altkreis Sangerhausen

Christine Fischer hört interessiert zu und spezialisiert sich schließlich: Am Ende landen fast nur Hallimasche in ihrem Korb. Diese Tour über die „Pferdeköpfe“ ist die größte Pilzsuche unter fachkundiger Anleitung im Altkreis Sangerhausen.

„Gerade Leute, die sonst unsicher sind, sollen hier dazu lernen“, findet Jürgen Peitzsch. 100 Pilzarten müsse man kennen, um die Qualifikation als Berater zu erlangen. Er winkt ab: „Das ist gar nicht so schwer. Allein essbare gibt es schon an die 70.“ Pilz-Neulingen rät er lieber, sich nicht sofort in den kleinen Details einzelner Pilze zu verlieren.

„Der erste Schritt sollte die grobe Bestimmung von Gruppen sein.“ Da gibt es Blätterpilze, Steinpilze und Röhrlinge. Allein der berühmte Champignon hat 30 Unterarten. „Die Geruchsprobe gibt gelegentlich den Ausschlag“, beschreibt der Berater.

Bestimmung der Pilze ist wichtig, auch kosten ist mitunter erlaubt

Ein Besucher fragt scherzhaft, ob auch gekostet werden darf. „Manchmal“, bestätigt Peitzsch. „Der Geschmack kann helfen. Aber bitte gleich wieder ausspucken.“ Im Wald ist es meist der 77-Jährige selbst, der diesen Test wagt, und kleine Proben aus den Pilzen schneidet. „Übrigens sollte man das Messer am Korb festbinden, um es nicht zu verlieren“, rät er.

Es sind an diesem Tag eher die kleinen Pilze, die in den Körben landen. Auch, wenn ihr erster Fund ein Schirmpilz wie aus dem Bilderbuch ist, muss Anita Loel ihn fallen lassen. „Ich bin froh über die fachkundige Meinung“, sagt die Rentnerin, die bisher eher selten sammeln war. Noch mehr freut sie sich aber über ihren vollen Beutel. „Das gibt eine schöne Pilzpfanne.“

Und bei Christine Fischer kommen die Pilze an eine Rouladensoße. Auch solche Dinge empfiehlt ein Pilzberater gelegentlich.

Bei Fragen zu selbstgesammelten Pilzen steht Jürgen Peitzsch unter folgender Rufnummer zur Verfügung: 03464/ 58 99 18. (mz)