SV Edelweiß Arnstedt SV Edelweiß Arnstedt: Warum Stephan Neigenfink zum Verbandsligisten wechselt

Arnstedt - Stephan Neigenfink hat einen dieser linken Füße, die mit begnadet irgendwie unzureichend gut beschrieben wären. Wenn er einen langen Ball spielt, tut er das so gefühlvoll, als würde er ein Neugeborenes betten.
Wer den 26-Jährigen am vergangenen Sonntag über den Trainingsplatz des Fußball-Verbandsligisten SV Edelweiß Arnstedt hat laufen sehen und ihn dabei beobachtet hat, wie er mit sämtlichen Anspielen umgeht, wie er Bälle sanft sowie druckvoll verteilt und wie er Tore schießt, ohne wirklich hart zu schießen, sondern mit der Präzision eines Herzchirurgen, der fragt sich - bei allem Respekt vor Neigenfinks neuem Club: Was will dieser verdammt talentierte Junge eigentlich hier?
Anfragen von Viertligsiten für Stephan Neigenfink
Stephan Neigenfink hat es in den letzten Jahren vielen Leuten bewiesen. Im Sommer 2015 wurde beim Oberligisten VfL Halle 96 nach fünf Jahren weggeschickt, weil der Verein sich professioneller aufstellen wollte. Der Mittelfeldspieler ging zum SV Merseburg 99 und steuerte in der Verbandsliga-Saison 2015/16 elf Tore und 19 Vorlagen zum Aufstieg in die Oberliga. In der abgelaufenen Spielzeit war er mit acht Treffern bester Torschütze der 99er in der fünften Liga. Als Anfang Mai feststand, dass beide Seiten sich trennen würden, sagte Neigenfink , er würde „vielleicht sogar eine Liga höher“ wechseln.
Fakt ist: Der 26-Jährige hätte das Zeug für die Regionalliga. Seine Leistungen in den letzten Jahren bestätigen das. Ein paar lose Anfragen von Viertligisten gab es immer mal wieder. Seine fußballerischen Qualitäten weckten viel Interesse, konkret wurde es aber nie. Er hätte im Sommer jedoch mindestens in der Oberliga bleiben können, mit einem Club aus Sachsen-Anhalt gab es bereits einige konkrete Gespräche.
Jetzt ist Stephan Neigenfink in Arnstedt. Und noch einmal: Bei allem Respekt vor seinem neuen Verein: Warum macht der Mittelfeldspieler einen Schritt zurück? Neigenfink ist ehrlich. „Ich wollte den ganzen Umfang des Fußballs ein wenig runterschrauben“, sagt er. „Ich hatte keine Lust mehr auf das Halbprofi-Dasein.“
Oberliga-Fußball ist ein großer Aufwand. Vier, fünf Trainingseinheiten wöchentlich, dazu manchmal Spiele sonntags in Bischofswerda oder Plauen in Nähe der tschechischen Grenze. „Darunter leidet auch das Privatleben“, sagt Neigenfink. Der Hallenser musste in den vergangenen sieben Jahren viele Abstriche machen, ohne sich jedoch jemals richtig dafür belohnt gefühlt zu haben. „Der Aufwand und das, was du am Ende herausbekommst, stehen in keinem Verhältnis zueinander“, sagt Stephan Neigenfink.
Vor allem nicht, wenn man die Sache wie er sehr ernst nimmt: „Du lebst zwar für den Fußball, aber du kannst nicht vom Fußball leben“, meint er. „Du bist zwischen Gut und Böse.“
Neigenfink will mit SV Edelweiß Arnstedt Landesmeister werden
Jetzt spielt der Mittelfeldmann in Arnstedt. Der Aufwand, der in der Verbandsliga betrieben wird, ist ein bisschen geringer. Was nicht heißt, dass keine Anforderungen an Neigenfink gestellt werden. Er soll die nach einem enttäuschenden Platz zehn in der Vorsaison im Sommerpause umgekrempelte Edelweiß-Mannschaft gemeinsam mit dem neuen Kapitän Matthias Deumelandt führen. Etwas, was zu Neigenfink passt. Der 26-Jährige scheut sich nicht vor Verantwortung.
Und er hat auch hohe Ziele mit seinem neuen Verein. Darauf angesprochen, was in der nächsten Saison drin ist, hebt er zügig den Kopf an. „Ich will Landesmeister werden, dafür bin ich hier“, sagt Neigenfink dann, „mehr brauche ich nicht sagen, oder?“
Prinzipiell ja nicht, aber: Herr Neigenfink, Sie wissen doch, dass einer Landesmeisterschaft auch ein Aufstieg in die Oberliga folgen könnte, oder? Stephan Neigenfink lächelt die Frage einfach weg. So, als würde er gerade ein Neugeborenes betten. (mz)
Am Sonnabend (14 Uhr) bestreitet Arnstedt zu Hause sein erstes Testspiel gegen den MSV Eisleben.