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Malermuschel kehrt zurück Stausee Kelbra: Angler findet Malermuschel in der Talsperre

Von Helga Koch 04.03.2020, 13:45
Schützenswert: die Malermuschel aus dem Ablaufbauwerk des Stausee Kelbra.
Schützenswert: die Malermuschel aus dem Ablaufbauwerk des Stausee Kelbra. Gabriel

Kelbra - Für Frank Gabriel, den ehrenamtlichen Geschäftsführer des Kreisanglervereins Sangerhausen, ist es eine große Überraschung - und nicht nur für ihn. Denn im Ablaufbauwerk unterhalb der Kelbraer Talsperre, aus dem die Angler beim Entleeren des Stausees die verbliebenen Fische holten, gingen ihnen zufällig ein paar Muscheln mit ins Netz - sprich den Kescher: Malermuscheln.

Es sei eine kleine „Sensation“, freut sich Gabriel: „Nach Auskunft von zwei Muschelexperten, Lothar Buttstedt aus Roßla und Rolf Kleemann aus Nordhausen, handelt es sich um Exemplare der Malermuschel.“ Die Tiere seien ungefähr drei bis vier Jahre alt.

Stausee Kelbra: Malermuschel war seit 50 Jahren verschwunden

„Die Malermuschel war seit etwa 50 Jahren aus dem gesamten Helmesystem verschwunden“, erzählt Gabriel. Sie könne sowohl in einem Fließgewässer wie der Helme als auch in der Talsperre existieren. „Die Muscheln konnten sich offensichtlich in den letzten Jahren durch den Winterstau in der Talsperre gut entwickeln.“

Malermuscheln können bis zu neun Zentimeter lang, etwa drei Zentimeter hoch und ebenso breit werden. In Deutschland kommt ihnen jedoch eine besondere Bedeutung zu. Die Malermuschel ist als nationale Verantwortungsart eingestuft. Was bedeutet, dass Deutschland für den Erhalt und Schutz dieser Art eine besondere Verantwortung trägt, weil sie entweder nur in Deutschland vorkommt oder aber ein besonders hoher Anteil der weltweiten Vorkommen hier lebt. Die Liste umfasst fünf Säugetier-, sieben Vogel-, je zwei Fisch- und Amphibien-, sechs Insekten- und zwei Schmetterlingsarten. Hinzu kommen 15 Pflanzenarten.

Talsperre: Muschel muss aus Schlamm gerettet werden

Die Malermuschel sei nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt, unterstreicht Gabriel. Da im Ablaufbauwerk der Talsperre jetzt eine schätzungsweise 30 Zentimeter hohe Schlammschicht liegt, werde er erfahrungsgemäß in Kürze durch den Talsperrenbetrieb aufgeladen und entsorgt. „Aus unserer Sicht wäre es angebracht, wenn wir gemeinsam die noch im Schlamm verbliebenen Muscheln retten und in die Helme umsetzen“, regt der Geschäftsführer an. Nach der Einschätzung von Rolf Kleemann fänden die Tiere im Bereich Kelbra in der Helme optimale Bedingungen vor und könnten sich dort vermehren.

Die Obere Fischereibehörde habe die Aktion bereits genehmigt, weil Gefahr in Verzug sei. Für die Rettungsaktion bedürfe es noch genauer Absprachen. „Der Termin zum Ausbaggern des Schlamms ist offen“, sagt Gabriel. Doch sollte man besser nicht zu lang warten, weil die Tiere durch den Schlamm Schaden nehmen könnten.

Kleemann habe inzwischen außerdem im Stausee die kleine Teichmuschel entdeckt, teilweise seien die Exemplare frisch angefressen gewesen. „Damit bestätigt sich die von uns immer wieder genannte Gefahr“, sagt Gabriel, „dass beim völligen Entleeren der Talsperre die Muscheln, Wasserschnecken, Mücken- und Fliegenlarven als Nahrungsgrundlage für viele Wasservögel geschädigt werden können.“ Die Talsperre über vier Wochen im Winter trockenzulegen, wie es das Landesamt für Umweltschutz gefordert habe, verstoße gegen die Natura-2000-Richtlinie von Sachsen-Anhalt und gegen das Bundesnaturschutzgesetz. (mz)