Tabu droht zu fallen Sparkasse Mansfeld-Südharz: Negativzinsen könnten durch Zinspolitik der EZB kommen
Sangerhausen/Eisleben/Hettstedt - Auch für Sparer in Mansfeld-Südharz könnte die umstrittene Zinspolitik der Europäischen Zentralbank in absehbarer Zeit spürbare Folgen haben. Denn deutsche Banken klagen schon lange darüber, dass sie Negativzinsen bezahlen müssen. Das ist dann der Fall, wenn sie überschüssige Spargelder ihrer Kunden bei der Notenbank parken.
Aktuell liegt die Gebühr dafür bei minus 0,5 Prozent. Dass Banken die Negativzinsen an ihre Kunden weitergeben, galt lange Zeit als Tabu. Zu groß war die Angst vor der Reaktion der Kunden. Nun droht dieses Tabu immer häufiger zu fallen.
Sparkasse Mansfeld-Südharz: Vorerst keine Negativzinsen
So schließt die Sparkasse Mansfeld-Südharz zwar für das kommende Jahr Negativzinsen für die Guthaben der Privatkunden aus. Was die Folgejahre betrifft, so Sprecherin Carola Frisch, könne man das aber nicht. „Wir müssen uns an der Marktsituation und dem Verhalten der anderen Kreditinstitute orientieren.“ Das heißt im Klartext: Bleibt alles so wie es ist, könnte die Sparkasse ab 2021 so genannte Verwahrentgelte für Privatanleger erheben.
„Derzeit stellen wir fest, dass Privatanleger Sparguthaben von anderen Banken, die bereits Negativzinsen verlangen, zu uns verlagern, eben weil wir keine Verwahrentgelte erheben. Das ist für uns sehr herausfordernd“, erläutert Frisch. „Wenn die Rahmenbedingungen weiter anhalten, was sich derzeit abzeichnet, werden wir Verwahrentgelte bei Einlagen der gewerblichen Kunden im nächsten Jahr erheben“, kündigt Frisch deswegen schon einmal an.
Negativzins: Einige Gewerbekunden bei Kreditinstituten bereits betroffen
Aktuell sei man eine der wenigen Sparkassen, die bei Firmen- und Gewerbekunden noch keine Negativzinsen geltend mache, betonte die Sprecherin. „Viele andere Kreditinstitute erheben diese Entgelte bereits seit mehreren Jahren.“
Die Volksbank Raiffeisenbank Fürstenfeldbruck (Bayern) verlangt seit 1. Oktober für Tagesgeld ab dem ersten Euro einen Zins von minus 0,5 Prozent. Damit waren erstmals normale Sparer von Negativzinsen betroffen. Andere Banken hatten sie zwar vorher schon eingeführt, aber erst ab Freibeträgen von 100.000 Euro oder mehr.
Als erste Sparkasse in Sachsen-Anhalt hat die Kreissparkasse Stendal Negativzinsen für Kleinsparer eingeführt.
Sollten sich mehrere Banken für Negativzinsen entscheiden, wird ein Dominoeffekt erwartet, da dann Sparer ihr Geld dorthin packen, wo es noch keinen negativen Zins gibt. Diese Banken müssen dann für mehr Geld Zinsen an die EZB zahlen und geraten unter Zugzwang. JS
Bei der Commerzbank geht man mit dem sensiblen Thema zurückhaltend um. „Wir haben aktuell nicht vor, Negativzinsen an unsere Millionen Privatkunden weiterzugeben“, sagt Sabine Schanzmann-Wey, Pressesprecherin des Geldhauses für die Region Ost. Dazu zählt der Landkreis Mansfeld-Südharz mit den drei Bankfilialen in Hettstedt, Lutherstadt Eisleben und Sangerhausen mit den rund 15.000 Privat- und 2.800 Geschäftskunden.
Vermeidung von Negativzinsen: Umschichtung der Einlagen
Klar sei aber auch: „Im Falle von sehr großen Einlagevolumen führen wir wie schon in der Vergangenheit Gespräche mit den jeweiligen Kunden, um eine Umschichtung in andere Anlageformen zu erreichen“, sagte sie. Grundsätzlich müsse sich jeder Anleger überlegen, ob er seine Einlagen praktisch unverzinst auf einem Tages- oder Festgeldkonto belässt. Bislang erhebt die Commerzbank allein bei Firmenkunden Strafzinsen, allerdings erst ab einer bestimmten Einlagenhöhe.
In der Sangerhäuser Volks- und Raiffeisenbank beobachtet man den Markt und wartet ab. „Bei uns müssen Kunden keine Strafzinsen zahlen“, sagt Volksbankvorstand Daniel Kubica. Wie es weitergehe, könne er auch nicht sagen. (mz)