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Zahn der Zeit nagt Schacht Bernhard Koenen II bei Nienstedt: Rost nagt am Fördergerüst

Von Grit Pommer 04.07.2020, 12:00
Das Fördergerüst bei Nienstedt steht seit den 90-er Jahren unter Denkmalschutz.
Das Fördergerüst bei Nienstedt steht seit den 90-er Jahren unter Denkmalschutz. Maik Schumann

Nienstedt - 60 Meter hoch, viele Tonnen schwer - so ragt der stählerne Koloss aus der Landschaft und erinnert an eine Zeit, in der Tausende in der Region im Kupferschieferbergbau gutes Geld verdienten. Doch seit Jahrzehnten stehen die mächtigen Seilscheiben still. Die Tage, an denen auf dem Schacht Bernhard Koenen II bei Nienstedt Erz aus der Tiefe ans Tageslicht gefördert wurde, sind längst vergangen.

Am Fördergerüst indes herrscht trotzdem hin und wieder Leben. Dieser Tage rollte schwere Technik vor, ein Hubsteiger mit 64 Meter langem Arm wurde ausgefahren. Von dessen Korb aus nahmen ein Sachverständiger von der Nordhäuser Bauprüfinstitut GmbH und Mitarbeiter des Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) jede Strebe des Gerüsts unter die Lupe. Denn am Stahl nagt der Rost.

Schacht Bernhard Koenen II bei Nienstedt: Gerüst unter Denkmalschutz

1960 hatte der VEB Thüringer Stahlbau die Konstruktion aus genietetem Metall in die Landschaft gesetzt. Nach 1990 wurde der Schacht geschlossen, das Fördergerüst unter Denkmalschutz gestellt. Inzwischen ist das Bauwerk in Nienstedt eines der letzten noch erhaltenen Doppelbock-Fördergerüste in der Region, heißt es von der LMBV.

Bei der jüngsten Befahrung wurde festgestellt, dass die Korrosionsschäden an dem alten Bauwerk fortschreiten. Auf der unteren Seilscheibenbühne wurden deshalb Ketten als Abfangsicherung angebracht. Als nächstes soll der schwere Portalkran abgebaut werden, um Last vom Gerüst zu nehmen. Ob das noch in diesem oder erst dem nächsten Jahr passiert stehe aber noch nicht fest, sagt Claudia Hermann von der Pressestelle der LMBV. Auf jeden Fall soll das Gerüst in zwei Jahren erneut von einem Sachverständigen untersucht und sein Zustand neu eingeschätzt werden.

Sondershausen: Abteilung KSE betreut Untertage-Bergwerke

Bis 2014 kümmerte sich die Gesellschaft zur Verwahrung und Verwertung von stillgelegten Bergwerksbetrieben (GVV) um die Schachtanlagen in der Region. Das vom Bund und den Ländern finanzierte Unternehmen war eine Tochtergesellschaft der LMBV. 2014 ging die GVV dann per Verschmelzung im großen Mutterunternehmen auf.

Die Abteilung KSE mit Sitz in Sondershausen betreut seitdem ehemalige ostdeutsche Untertage-Bergwerke, in denen Kali, Spat oder Erz abgebaut wurden. Zu ihrem Zuständigkeitsbereich gehören außer den Schächten im Raum Sangerhausen/Niederröblingen und Rottleberode auch Kali- und Spatgruben in Roßleben, Staßfurt, Bischofferode, Bleicherode, Sollstedt, Sondershausen, Volkenroda,Schönebeck und Dorndorf und ebenso Erzschächte in Trusetal, Gehren, Lengenfeld/Stein, Elbingerode, Ehrenfriedersdorf und Altenberg sowie die Zwickauer Steinkohlengrube. (mz)