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Nur durch Zuwanderung zu bewältigen Rückgang der Bevölkerungszahlen ist in Mansfeld-Südharz ein besonders großes Problem

Dem Landkreis Mansfeld-Südharz droht weiterhin ein hoher Rückgang der Bevölkerungszahlen. Trotzdem wird ein Landes-Förderprogramm kaum genutzt.

Von Helga Koch 24.06.2021, 10:39
Leere Straße in Stolberg
Leere Straße in Stolberg (Foto: imago images/lunamarina)

Sangerhausen/Eisleben/Hettstedt - Die Zahlen sind bedrückend: Mansfeld-Südharz gehört zu den Landkreisen im Land, die am stärksten durch den demografischen Wandel gebeutelt sind. Bis 2035 prognostiziert das Statistische Landesamt gegenüber dem Jahresende 2019 einen Bevölkerungsverlust von 19,2 Prozent. Das, sagt Sprecher Peter Mennicke vom Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr, „liegt deutlich über dem Landesdurchschnitt“. Der Altersgruppe der Kinder und jungen Erwachsenen bis 20 Jahre drohe ein Verlust von 20 Prozent, womit Mansfeld-Südharz sogar den letzten Platz aller Landkreise einnähme. „Einwohnerrückgang und Alterung werden sich in den nächsten Jahren zunehmend stark auf die Siedlungs- und die Beschäftigtenstrukturen des ohnehin ländlich geprägten Kreises auswirken“, prophezeit Mennicke.

Bevölkerungsrückgang nur mit Zuwanderung auffangbar

Manche Probleme ließen sich schnell lösen, entstünde etwa der seit langem geplante Industriepark Mitteldeutschland in Sangerhausen. Doch das ist nur noch eine Illusion. „Da größere Wirtschaftsansiedlungen vorerst nicht erkennbar sind“, sagt Mennicke, müssten sich die Anstrengungen „unter anderem darauf konzentrieren, eine gut ausgebaute digitale Infrastruktur zu schaffen, die zum Beispiel eine ortsunabhängige wirtschaftliche Betätigung ermöglicht“. Auch der Erhalt und die Förderung stabiler sozialer Strukturen trügen dazu bei, den ländlichen Raum als Lebens-, Wohn- und Arbeitsort attraktiver zu gestalten.

Prognose der Bevölkerungsentwicklung für Mansfeld-Südharz
Prognose der Bevölkerungsentwicklung für Mansfeld-Südharz
(Grafik: MZ/Büttner)

Die detaillierte Prognose der Demografen lasse den Schluss zu, sagt Mennicke, „dass der durch Abwanderung, zunehmende Alterung und ein geringer werdendes Potenzial an jungen Menschen geprägte Trend ohne eine – wie auch immer geartete – Zuwanderung kaum aufzufangen sein dürfte“.

Mennicke verweist auf das Programm „Wandel gestalten“. Damit will das Ministerium verschiedenste Maßnahmen fördern. Es ließen sich strukturelle Entwicklungen unterstützend begleiten, hebt der Sprecher hervor, allerdings eben „nicht herbeiführen“, etwa in der Wirtschaftsentwicklung, beim Ausbau der digitalen Infrastruktur oder Bildungsinfrastruktur, zur Gesundheitsversorgung, Stadt- und Dorfentwicklung. Es richte sich vor allem an kleine Kommunen, Vereine, Ehrenamtler und andere Akteure vor Ort. Bis zu 80.000 Euro könnten für Projekte oder Maßnahmen fließen, der Eigenanteil von 20 Prozent dürfe über Eigenleistungen beigesteuert werden.

Beratung mit Vertretern des Landkreises geplant

Doch obwohl das Programm „bewusst breit angelegt“ ist, sei die Nachfrage aus dem Landkreis Mansfeld-Südharz „bislang relativ verhalten“. Mennicke verweist auf fünf Beispiele, die das Ministerium seit 2015 gefördert hat, darunter den Jugendkreistag, den Online-Marktplatz Eisleben oder Allstedts Konzept „Soziale Stadt im Wandel der Demografie“.

In den nächsten Wochen, sobald sich die Pandemielage entspannt habe, werde das Ministerium mit Vertretern des Landkreises beraten, wie die Unterstützung von Maßnahmen aus dem Demografie-Programm intensiviert werden könne. Das zu Jahresbeginn geplante Vor-Ort-Gespräch sei nicht möglich gewesen. Auch mit anderen Landkreisen werde man reden und außerdem ermitteln, „inwiefern eine Anpassung der Förderrichtlinie dazu beitragen kann, den Zugang zum Programm besonders für kleine Gemeinden, Vereine und ehrenamtlich Tätige zu erleichtern“. (mz)