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Nach Orkan Friederike Nach Orkan Friederike: 65-jähriger stirbt nach Sturz, Haus in Eisleben eingestürzt

Von Tina Edler und Fabian Wagener 20.01.2018, 06:00
Im Grünen Weg in Eisleben stürzte ein Wohnhaus teilweise ein. Verletzt wurde niemand.
Im Grünen Weg in Eisleben stürzte ein Wohnhaus teilweise ein. Verletzt wurde niemand. Liedmann

Eisleben/Hettstedt/Arnstein - Am Tag danach wurde das ganze Ausmaß erst so richtig sichtbar. Abgedeckte Häuser, entwurzelte Bäume, eingestürzte Schornsteine - der Orkan „Friederike“ hinterließ im Mansfelder Land eine Spur der Verwüstung. Feuerwehr, Stadtarbeiter und freiwillige Helfer waren am Freitag vielerorts damit beschäftigt, die Sturmschäden zu beseitigen.

Die traurigste Nachricht hatte indes bereits am Morgen die Runde gemacht. Der 65-jährige Mann aus Benndorf, der am Donnerstag bei Sicherungsarbeiten an einem Dach aus etwa acht Metern in die Tiefe stürzte, ist tot. Er erlag in einem Krankenhaus seinen schweren Verletzungen, teilte die Polizei mit.

Einwohner von Benndorf reagieren geschockt, als sie erfahren, dass ein Mann aus dem Ort verunglückt ist

In Benndorf reagierte man auf die Nachricht geschockt. In den Ort war gerade erst wieder so etwas wie Ruhe eingekehrt, nachdem dort vor wenigen Wochen in einer Wohnung einer alleinerziehenden Mutter zwei Babyleichen gefunden worden waren. „Es wirkt, als hätten wir das Pech gepachtet“, sagte ein konsternierter Ortsbürgermeister Mario Zanirato.

Andernorts richtete Orkan „Friederike“ glücklicherweise überwiegend nur Sachschäden an. Allerdings ziemlich heftige: Im Grünen Weg in Eisleben stürzten Teile eines Hauses ein, dicke Steinbrocken verteilten sich auf dem Gehweg. „Durch den Sturm haben sich Teile des Giebels gelöst“, berichtete Carsten Staub von der Feuerwehr Helfta.

Das, so Staub, zog eine Art „Domino-Effekt“ nach sich und weitere Teile des Hauses krachten hinunter. „Es war eine gefährliche Situation, zum Glück ist es glimpflich ausgegangen“, sagte er. Wie Christian Staub von der Feuerwehr Eisleben sagte, befand sich während des Sturms ein Bewohner in dem Haus, er blieb unverletzt. Der Ort des Geschehens wurde abgesperrt. Experten werden das Haus genauer in Augenschein nehmen und prüfen, ob es einsturzgefährdet ist. Vorerst ist das Gebäude offenbar nicht bewohnbar.

Auch die Feuerwehren in Arnstein und Hettstedt rücken etliche Male aus, um Sturmschäden zu beseitigen

Die Feuerwehren im Landkreis rückten laut Kreisverwaltung zu weit über 300 Einsätzen aus. Möglicherweise hatte manch eine Einsatzkraft dabei auch mulmige Gefühle, da sich bereits am Donnerstagnachmittag die Nachricht verbreitet hatte, dass im thüringischen Bad Salzungen ein 28-jähriger Feuerwehrmann bei Rettungsarbeiten von einem Baum erschlagen worden war. „Da ist man natürlich sehr betroffen“, sagte Feuerwehrmann Carsten Staub. „Er wollte einer Frau helfen.“

Von diesem Zwischenfall hatten auch die Mitglieder der Hettstedter Feuerwehr Kenntnis bekommen. „Wir haben den Angehörigen umgehend unser Beileid ausgesprochen. Für uns ist er auch ein Kamerad gewesen, auch wenn man ihn nicht persönlich kannte. So etwas trifft uns schon hart“, so Stadtwehrleiter Ingo Warschawsky. Er war am Donnerstag mit 32 Mitgliedern der Wehr im Einsatz, als das Sturmtief durch die Kupferstadt fegte.

In Harkerode verletzt sich eine Person schwer

Bei den meisten der insgesamt 13 Fälle handelte es sich um heruntergefallene Ziegel und Dachteile sowie umgestürzte Bäume und lose Äste. „Wir sind zum Glück mit einem blauen Auge davon gekommen“, bilanzierte Warschawsky am Freitagmorgen die Schäden in Hettstedt.

Auch in Arnstein musste die Feuerwehr ausrücken. Etwa zehn Einsätze warteten auf Wehrleiter Frank Raschke und die anderen Mitglieder. Bei einem Fall verletzte sich eine Person im Arnsteiner Ortsteil Harkerode schwer, offenbar am Unterschenkel, als ein Tor durch den Wind zuflog und ihn einklemmte.

Aufräumarbeiten haben vielerorts gleich nach dem Sturm begonnen - Tierpark Walbeck musste schließen

Kaum war das Sturmtief „Friederike“ vorbeigezogen, haben im Mansfelder Land die Aufräumarbeiten begonnen. „Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes und des Bauhofes sind seit dem Morgen unterwegs und beseitigen die Schäden“, vermeldete Susanne Stolze, Bauamtsleiterin der Stadt Hettstedt, am Freitagvormittag.

In Walbeck musste derweil der Tierpark aufgrund umgestürzter Bäume für die Öffentlichkeit geschlossen werden. Menschen oder Tiere wurden nicht verletzt, so Stolze. Ähnliche Schäden gebe es auch im Stadtwald hinter dem Waldkater. Dort liegen Bäume und Äste auf den Waldwegen, die erst noch beräumt werden müssen. Stolze warnt daher: „Der Stadtwald Hettstedt ist nur auf eigene Gefahr zu betreten.“

Auch in Eisleben waren die Mitarbeiter der städtischen Einrichtungen seit dem Morgen im Einsatz. „Wir sind dabei, die öffentliche Sicherheit wiederherzustellen und alles in Ordnung zu bringen“, sagte Maik Knothe, Sprecher der Stadt am Freitagnachmittag.

Mitarbeiter des Bauhofes beseitigten auch in der Lutherstadt die Reste  umgefallener Bäume und andere Schäden. „In den nächsten Tagen sollte das alles beräumt sein“, sagte Knothe zuversichtlich.

Die meisten Straßensperrungen konnten Freitag wieder aufgehoben werden

Weniger gute Nachrichten gab es am Freitagnachmittag von der Mitnetz Strom. „Noch sind rund 500 Kunden ohne Strom. Die meisten davon in Alterode, Helbra und Stangerode“, so Evelyn Zaruba, Sprecherin des Unternehmens. Die Mitarbeiter würden aber mit Hochdruck daran arbeiten, die Schäden zu beheben und die Versorgung wiederherzustellen. Zu Spitzenzeiten waren während des Sturms am Donnerstagnachmittag rund 12.000 Kunden im Landkreis Mansfeld-Südharz von der Stromversorgung abgeschnitten, sagte Zaruba.

Auf den Straßen des Mansfelder Landes rollte der Verkehr am Freitag wieder flüssiger. Die meisten Sperrungen konnten am Morgen bereits aufgehoben werden, teilte die Polizei mit. Probleme gab es bei den Busfahrten. Die Linie 410 von Eisleben nach Hettstedt fiel aufgrund einer Sperrung in Siersleben kurzzeitig aus. Anders stellt sich die Lage im Südharz dar. Dort waren viele Straßen am Freitag für den Verkehr voll gesperrt, Linien- und Schulbusse fielen komplett aus. (mz)