Motorsport Motorsport: Der schnellste Knirps von Bischofrode

BISCHOFRODE/MZ. - Die Pokale sind riesig und der Platz reicht kaum noch aus. Trotzdem geht Paul Herbst auch nächstes Jahr wieder auf Trophäenjagd. Und das mit einem Höllentempo. Denn der Zehnjährige ist Rennfahrer aus Leidenschaft und saust in seinem Kart mit hundert Sachen um die Bahn.
Angefangen hat alles vor zwei Jahren, als die Formel-1-Fans aus Bischofrode in Belleben einfach nur mal schauen wollten, wie das so ist auf einer Strecke für Renn-Karts. Seitdem hat die Begeisterung den Jungen sowie seine Eltern Alexandra und Matthias nicht mehr losgelassen. Paul ist mit anderen für das Bellebener Rennteam Meier unterwegs. Und mittlerweile ist auch Franz, Pauls vier Jahre alter Bruder, angesteckt worden.
"Er hat einen kleinen Elektroflitzer", so Matthias Herbst, der als Anwendungsbetreuer bei einer IT-Firma arbeitet und gern mal Ausgleich beim Angeln sucht. Doch dazu bleibt wenig Zeit, denn fast jedes Wochenende wird trainiert. Hinzu kommen pro Jahr etwa 15 Rennen. "Ich spiele aber auch gern mit meinen Freunden", sagt Paul.
Trotz seiner Erfolge, unter anderem gewann der Bischofröder dieses Jahr die Meisterschaften des DMV Nordost und den Thüringen Sachsen-Anhalt Challenge, fühle er sich unter ihnen als Kind wie jedes andere. Nur dass er eben einen Sport betreibe, der im Mansfelder Land kaum verbreitet ist. Als Ausgleich geht er schwimmen, um dabei Kraft und Kondition zu tanken.
"Die Rennen dauern zwar in der Regel nur eine Viertelstunde. Aber da muss Paul hochkonzentriert sein", so Vater Matthias. Der kleinste Fehler könne die Arbeit von Wochen zunichtemachen. Ob Paul Angst hat? "Na ja, Angst nicht. Aber am Start ist man schon etwas aufgeregt", sagt der Junge. Denn der Start sei auch im Kartsport ganz wichtig. Wobei Vater Matthias betont, dass ein Go-Kart, wie es jeder auf einer Bahn mieten könne, nicht mit einem Renn-Kart vergleichbar ist. Denn dort gehe es ähnlich zu wie in der Formel 1. Mit Bordcomputer zum Beispiel und zwei Motoren, einem für das Training dem anderen für die Rennen.
Und bei denen , dass gibt Mutter Alexandra unumwunden zu, schlage ihr Herz schon etwas schneller als sonst. "Aber es wird viel für die Sicherheit getan", sagt sie. Das fange bei der Ausrüstung der kleinen Flitzer an, setzte sich über Helm und Protektoren bei den Fahrern fort und gehe neben der Strecke weiter. Freilich blieben Unfälle trotz aller Vorkehrungen nicht aus. "Ich bin auch schon mal in einen Reifenstapel gefahren", sagt Paul, dessen Lieblingsfach in der Schule Gestalten ist. Aber die angenehmen Erinnerungen überwiegen. So eine Begegnung mit Michael Schumacher, siebenfacher Weltmeister der Formel 1 und mitunter selbst noch im Kart unterwegs. "Das war schon ein ganz besonderes Erlebnis. Sonst hat man ja diese Chance gar nicht", so der zehnjährige Paul.
Nächstes Jahr wird er leistungsmäßig eine Klasse höher dabei sein: im ADAC Kart-Masters. "Da wird Paul lernen müssen, nicht ganz oben auf dem Podest zu stehen. Aber, wenn er sich im Mittelfeld platziert, würden wir das schon als Erfolg sehen", blickt Vater Matthias voraus. Ohnehin sei die Familie auch künftig der stärkste Rückhalt. "Wir und unsere Eltern investieren viel Zeit und auch Geld", sagt Matthias Herbst. "Aber ohne Sponsoren würde das Ganze nicht funktionieren. Denen gilt unser Dank", so Mutter Alexandra. Denn mit dem Kauf des Karts sei es nicht getan. Startgelder, Mechaniker oder Reparaturen schlagen die Saison über noch einmal ordentlich zu Buche. Dennoch: "Sport soll Spaß machen. Paul macht es Spaß. Also werden wir ihm das auch weiter möglich machen", lässt Vater Herbst keinen Zweifel auf künftigen familiären Engagement aufkommen. Wie weit es der Filius sportlich einmal bringen wird, darüber machen sich die Eltern im Moment noch keine Gedanken. "Es gibt zwar keine Zahlen. Aber nur wenige, die im Kart angefangen haben, kommen im Rennsport groß raus", so der Vater. Aber Schumi, der hat es gepackt.