Ein Beruf verschwindet Mansfeld-Südharz: Innung der Uhrmacher kämpft mit sinkender Nachfrage

Eisleben/hettstedt - Rolf Kutzleb sieht die Entwicklung pragmatisch. „In 50 Jahren gibt es uns nicht mehr“, prophezeit der Chef der Uhrmacherinnung in der Region Mansfeld-Südharz. Denn die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Gerade einmal sieben Mitglieder zählt der Zusammenschluss der Handwerksbetriebe noch. Vor knapp 30 Jahren waren es noch 43. Die kamen und kommen aus dem thüringischen Kyffhäuserkreis und den beiden Altkreisen Querfurt und Sangerhausen.
Mansfeld-Südharz: Traditionshandwerk ohne Zukunft?
Dabei hatten die Uhrmacherbetriebe in diesem Jahr allen Grund zum Feiern. Unter dem Motto „Alles im Leben hat seine Zeit“ stand der 70. Geburtstag der Innung im „Förstergarten“ im Südharzer Ortsteil Hainrode. Gerade einmal 25 Gäste konnte Kutzleb in seinem Heimatort begrüßen.
Da blieb also auch genügend Zeit, einen Blick auf die guten alten Zeiten zu werfen. Den kann Kutzleb durchaus riskieren, schließlich stand und steht der 70-Jährige seit 29 Jahren der Innung vor. Er hat das Amt von Uhrmachermeister Hans Böhne aus Sangerhausen übernommen, der 27 Jahre die Innung leitete und heute einer von drei Ehrenobermeistern ist.
Schließlich geht die Tradition des Handwerkes bis in das 16. Jahrhundert zurück. Die damaligen Uhrmacherzünfte hatten das Recht, Uhren zu bauen. „Heute kann man davon kaum noch leben“, sagt Kutzleb und verweist auf die wenigen Manufakturen in Deutschland, wie etwa die im sächsischen Glashütte, die sich vor allem im Luxussegment bewegen.
Uhrmachermeister müssen vielseitig sein
Denn mit Beginn der industriellen Uhren-Produktion im 19. Jahrhundert veränderte sich nicht nur das Kaufverhalten der Kunden, sondern auch das Berufsbild der Uhrmachermeister. „Heute müssen wir vielseitig sein“, sagt Kutzleb und zeigt auf die Pokale in der Vitrine seiner Werkstatt oder die Auslage seines Schaufensters.
So werde jetzt graviert und Schmuck verkauft, Trauringe angepasst oder Gold angekauft, um das Geschäft am Laufen zu halten. Sohnemann André macht gerade eine Lieferung an einen Kunden fertig, der über das Internet bestellt hat. „Das gehört mittlerweile dazu“, sagt der Junior.
Handwerk besonders von älteren Kunden geschätzt
Dennoch ist die Handwerkskunst gefragt. Vor allem ältere Kunden kommen, um ihre Buffetuhren oder Wanduhren reparieren zu lassen. „Da steckt dann meist auch viel Arbeit drin“, sagt Kutzleb. Damit sich Neugierige einen Überblick über die teils filigrane Technik verschaffen können, hat der Obermeister ein kleines Uhrmachermuseum in Hainrode eingerichtet.
„In der Schauwerkstatt hat der Besucher die Möglichkeit, hinter das Zifferblatt zu gucken“, sagt der Obermeister. Davon machen vor allem auch Schulklassen Gebrauch. Hier sei die Neugier des Nachwuchses deutlich zu spüren, auch wenn sich das nicht spürbar auf das Handwerk auswirke. Denn wie prekär die Situation bei den Uhrmachern ist, zeigt der Blick auf den Berufsnachwuchs. Gerade einen Auszubildenden haben die Betriebe noch. Der junge Mann soll später das Geschäft seines Vaters übernehmen. (mz)