1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Mansfeld-Südharz
  6. >
  7. Vorsorgegebiete in MSH festgelegt: Mansfeld-Südharz: Gemeinden müssen Radonmessungen selbst vornehmen

Vorsorgegebiete in MSH festgelegt Mansfeld-Südharz: Gemeinden müssen Radonmessungen selbst vornehmen

Von Joel Stubert und Frank Schedwill 18.11.2020, 08:01
Bereits Anfang des Jahrtausends gab es an verschiedenen Orten im Landkreis Messungen der Radonkonzentration.
Bereits Anfang des Jahrtausends gab es an verschiedenen Orten im Landkreis Messungen der Radonkonzentration. Schedwill

Sangerhausen/Eisleben/Hettstedt - Die Gemeinden und Unternehmen in Mansfeld-Südharz müssen sich selbst um anstehende Radonmessungen kümmern und diese auch selbst bezahlen. Das ist eine der Botschaften, die bei einer Videokonferenz am Montagvormittag herausgekommen ist. Daran hatten Vertreter der betroffenen neun Gemeinden aus dem Landkreis teilgenommen. Zudem waren auch Vertreter aus dem Landkreis Harz, vom Umweltministerium sowie dem Landesamt für Verbraucherschutz zugeschaltet.

Dabei wurde auch mitgeteilt, dass die neun Gemeinden Sangerhausen, Eisleben, Hettstedt, Südharz, Mansfeld, Mansfelder Grund-Helbra, Allstedt, Arnstein und Goldene Aue ab 30. Dezember nun offiziell so genannte Radonvorsorgegebiete sind.

Mansfeld-Südharz: Gemeinden müssen Radonmessungen selbst vornehmen

Mit den Radonmessungen soll es Anfang nächsten Jahres losgehen. „Die dauern dann ein Jahr lang“, sagt Kristian Cierpka-Reisch, Büroleiter des Sangerhäuser Oberbürgermeisters Sven Strauß. „Dies soll jahreszeitliche Schwankungen, die etwa durch das Heizen und Lüften entstehen, ausgleichen.“ Die Gemeinden sind dabei für ihre Gebäude verantwortlich, also Schulen, Kitas oder auch die Verwaltungen. Die Messungen müssen innerhalb von 18 Monaten nach Festlegung des Radonvorsorgegebietes im Keller und Erdgeschoss vorgenommen, aufgezeichnet und der zuständigen Behörde, dem Landesamt für Verbraucherschutz, vorgelegt werden.

Radon zählt zu den häufigsten Ursachen für Lungenkrebs nach dem Rauchen. Die Kosten pro Messgerät belaufen sich auf 30 bis 50 Euro. Allerdings muss nicht in jedem Raum eines aufgestellt werden. „Privathaushalte sind nicht verpflichtet, eine Messung vorzunehmen“, ergänzte der Amtsleiter der Stadt Mansfeld, Marco Sommer.

Radonbelastung in der Region bereits festgestellt

Allerdings hat es solche Messungen ja bereits gegeben. Anfang der 2000er sind in mehreren Haushalten privat Radonmessungen vorgenommen worden. Egal ob in Hergisdorf, Südharz oder Wippra - auch damals sind schon Werte über dem Grenzwert von 300 Becquerel pro Kubikmeter Luft festgestellt worden. Alfred Wüstemann, damals Bürgermeister in Wippra, erinnert sich, dass die Radonexposimeter kurz nach der Jahrtausendwende mit umfangreichem Informationsmaterial vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) an die Bürgermeister der Orte der Südharzregion verteilt wurden, in denen man eine hohe Radonbelastung vermutete.

Der heutige Sangerhäuser Ortsteil habe damals etwa zehn Messgeräte erhalten. Der heute 82-Jährige, sagt, er habe sie damals breit verteilt, um aussagefähige Ergebnisse zu bekommen. Das BfS habe ihm auf Nachfrage erklärt, dass man Radon-Belastung im früheren DDR-Gebiet ermitteln wolle. Die belichteten Exposimeter seien dann über die Gemeinden oder privat an das BfS geschickt worden. Später habe es dann Ergebnisse gegeben. Ob es danach bauliche Veränderungen in den Häusern gegeben habe, entziehe sich seiner Kenntnis. Für Norbert Born (SPD), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Mansfelder Grund-Helbra, „ist es ganz normal, dass eine Bergbauregion eine höhere Radonkonzentration aufweist“. Damit könne man umgehen.

Ansammlung von Radon in den Innenräumen bei schlechter Lüftung

Radon komme „in einigen Gebieten des Landes natürlich vor und kann sich bei schlechter Lüftung in bodennahen Innenräumen ansammeln“, erklärte Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne). „Vor dieser Gesundheitsgefahr müssen wir uns schützen. Das geht zum Beispiel durch häufiges Lüften und gegebenenfalls auch über bauliche Maßnahmen.“ Gehandelt werden müsse nur, wenn bei den Messungen der Radonreferenzwert überschritten werde. „Neue Gebäude müssen von vorneherein gegen Bodenfeuchte und damit auch gegen das Eindringen von Radon abgedichtet werden“, so Dalbert.

Ausgangspunkt dafür, dass die neun Gemeinden und die sechs weiteren im Landkreis Harz nun Radonvorsorgegebiet sind, sind Prognosen des BfS. Dieses hat sich die Gesteine im Boden sowie die darüber liegenden Bodenschichten angeschaut und dabei das Radonpotenzial ermittelt. Hinzu gekommen seien unter anderem noch konkrete Messdaten aus Innenräumen. „Der Gesetzgeber verlangt nicht, dass vor Ausweisung eines Radonvorsorgegebietes in diesem Gebiet durch Messprogramme engmaschige Messdaten erhoben werden“, so Jenny Schwarz vom Umweltministerium auf Anfrage. (mz)

Mit einem Radonexposimeter kann die Konzentration des farblosen Gases gemessen werden.
Mit einem Radonexposimeter kann die Konzentration des farblosen Gases gemessen werden.
dpa