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Helfer in größter Not Helfer in größter Not: Kriseninterventionsteam besteht seit zehn Jahren

Von Beate Thomashausen 03.04.2017, 09:00
Vier neue Mitglieder wurden ins Kriseninterventionsteam aufgenommen: Egbert Otto, Doreen Bielicke, Simone Träger und Peter Rostalski. Superintendent Andreas Berger hielt die Andacht.
Vier neue Mitglieder wurden ins Kriseninterventionsteam aufgenommen: Egbert Otto, Doreen Bielicke, Simone Träger und Peter Rostalski. Superintendent Andreas Berger hielt die Andacht. Jürgen Lukaschek

Sangerhausen/Eisleben/Hettstedt - Und plötzlich ist die Welt nicht mehr so wie sie mal war: Ein Unfall mit Todesfolge, ein Mensch hat sich das Leben genommen, ein Kind verstirbt auf unerklärliche Weise. Ein Schock für Angehörige. Die wenigsten kommen damit klar, wenn ihnen ein Polizist eine solche Nachricht überbringt. Die meisten Menschen brauchen dann ganz dringend Halt. Dafür gibt es seit zehn Jahren im Landkreis Mansfeld-Südharz das Kriseninterventionsteam (KIT). „Wir bleiben bei den Angehörigen, wenn die anderen Einsatzkräfte gegangen sind“, sagt Angelika Schwebbach. Sie ist eines der Sangerhäuser KIT-Gründungsmitglieder.

Beitrag in der Zeitung führte Simone Schalk, die seit vorigem Jahr die Leiterin der Eisleber Gruppe ist, zum Kriseninterventionsteam. „Das Thema hat mich sofort angesprochen. Ich glaubte von mir, dass ich das auch kann“, sagt sie. Also sei sie losgegangen, um sich beim KIT vorzustellen. An drei Wochenenden sei sie in Halle ausgebildet worden unter anderem von der Landespolizeipfarrerin Thea Ilse.

KIT-Mitarbeiter schaffen ein bisschen Normalität, wo eigentlich nichts mehr normal ist

„2013 bin ich dann tatsächlich ins KIT aufgenommen worden. Bis zum ersten Einsatz dauerte es aber noch. Ich hatte schon Bedenken, dass ich vielleicht alles vergessen könnte, was ich in der Ausbildung gelernt hatte. Doch zum Glück ist das nicht so. Sobald der Ernstfall eintritt, ist alles wieder da, was man sich an Wissen angeeignet hat.“ Und ab diesem Moment habe sie dann tatsächlich gewusst, dass sie diese Arbeit leisten könne, dass sie tatsächlich Menschen in einer dunklen und schweren Stunde Halt geben kann.

Notfallbegleiter lernen in ihrer Ausbildung, wie man ruhigbleibt, wie man zuhört. Erfahren etwas darüber, wie sich Trauer und der erste Schock äußern können. Und das sei von Mensch zu Mensch völlig unterschiedlich, aber alles sei völlig in Ordnung. Man lerne, den anderen zu akzeptieren, aber auch, was man sich selbst zumuten kann und was nicht. „Unsere Aufgabe ist es, dort wo wir zum Einsatz kommen, ein bisschen Normalität zu schaffen, wo eigentlich nichts mehr normal ist“, erklärt Angelika Schwebbach.

Die Entscheidung, ob das Kriseninterventionsteam zum Einsatz kommt, treffen immer die Einsatzkräfte vor Ort - wie Polizei, Feuerwehr, Notarzt oder der Rettungsdienst. Es gehe immer darum, einen Betroffenen im Schockzustand wieder zu selbstständigem Handeln zu befähigen. Dazu gehöre unter anderem auch, ein sogenanntes Netzwerk aufzubauen, zu dem beispielsweise Freunde, Nachbarn oder Angehörige gehören können, die dem Betroffenen anschließend weiter zur Seite stehen. Eine längerfristige Nachbetreuung gehöre nämlich nicht zu den Aufgaben des Kriseninterventionsteams.

Kriseninterventionsteam leistet auch für Einsatzkräfte Hilfe

Die KIT-Mitarbeiter helfen aber nicht nur Angehörigen von Unfallopfern, sondern auch den Einsatzkräften, die nicht selten von den schrecklichen Bildern, die sie an einem Einsatzort gesehen haben, überfordert sind.

Einige KIT-Mitarbeiter haben sich deshalb weitergebildet, um Polizisten und Feuerwehrleuten zu helfen.

Das schönste Geburtstagsgeschenk machte sich das Kriseninterventionsteam am vergangenen Samstag selbst: Vier neue Mitglieder wurden aufgenommen. Doreen Bielicke, Simone Träger, Egbert Otto und Peter Rostalski verstärken ab sofort das KIT-Team in Eisleben. Alle vier bekamen zur feierlichen Andacht in der Eisleber Petrikirche Jacken ausgehändigt, die sie in Zukunft an ihren Einsatzorten schon von weitem als KIT-Mitarbeiter ausweisen. (mz)

Das Kriseninterventionsteam ist für alle, die sich für eine Mitarbeit interessieren, auf dem Diensthandy unter der Rufnummer 0160/2 75 62 75 zu erreichen.