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Fußball Fußball: Mit blauem Auge zur Hochzeit

Von detlef liedmann 12.06.2012, 17:21

hettstedt/MZ. - Warum? "Der Trainer lässt zu viel von denen spielen, die in dieser Saison nichts gewonnen haben", kommt hier prompt als Erklärung.

Zum mittlerweile neunten Mal haben sich im Hettstedter Vereinslokal "Zum Latsch" jene Fußballer getroffen, die 1965 mit Stahl Walzwerk, dem Vorläufer des FSV Hettstedt, den Bezirkspokal gewonnen hatten. "Es leben aber schon nicht mehr alle", sagt Wolfgang Munke, der erst später aus Alsleben von der Saale nach Hettstedt an die Wipper wechselte, aber dennoch einer der Initiatoren des Treffens ist, welches jährlich am zweiten Freitag im Juni stattfindet. "Da müssen wir nicht immer groß einladen. Jeder weiß es", sagt Munke.

Ältester in der Runde ist der 84-jährige Walter Schmidt. Er kam 1958 aus Halle als Trainer nach Hettstedt. In der Saalestadt war er 1952 als Spieler mit Turbine DDR-Meister geworden, später gewann er mit Chemie Halle-Leuna den FDGB-Pokal. Was er in Hettstedt vorgefunden hat? "Es war eine ehrgeizige Mannschaft. Es kamen ja Spieler aus verschiedenen Vereinen nach Hettstedt, weil sie hier eine Arbeit und vor allem eine Wohnung bekamen", erinnert er sich.

Mit der Wohnung, das könne er so unterschreiben, sagt Wolfgang Stolze, der vorher in Bernburg spielte. Und macht auch gar keinen Hehl daraus. "Na klar hat das eine Rolle gespielt, wenn du und die Frau, die du heiraten willst, getrennt wohnen müssen, weil der Platz nicht reicht", sagt Stolze. Längst ist er in Hettstedt heimisch geworden. Ob er sich die Spiele der Nachfolger beim FSV anschaut? Kopfschütteln. Auch Rudi Frank zuckt zum Abstieg der Männer in die Landesklasse mit den Schultern. "Da fehlt mir der Bezug, um beurteilen zu können, was da schief gelaufen ist." Einen Grund glaubt er zu kennen. "Es dreht sich doch alles nur noch ums Geld." Und zu wenige Spieler seien in den Vereinen mit dem Herzen dabei. "Am Tag vor meiner Hochzeit hatten wir abends noch ein Pokalspiel gegen Dynamo Eisleben. Da habe ich mir ein blaues Auge geholt. Der Fotograf hat es fürs Foto weggeschminkt. Und nach der Trauung habe ich Nachmittag schon wieder auf dem Platz gestanden. Heute nimmt doch gleich die ganze Mannschaft frei oder lässt das Spiel verlegen. Aber das sind eben andere Zeiten", sagt Rudi Frank.

Indes wurmt es Dieter Hribal schon ein wenig, dass sich außer Uli Kasper kein weiterer der Pokalhelden von einst als Übungsleiter oder Berater im Verein engagiert. Dennoch glaubt Hribal den Verein auf einem guten Weg, vor allem mit Blick auf den Nachwuchs. "Wir müssen dafür Sorge tragen, dass die Spieler, die wir ausgebildet haben, auch bei uns bleiben und nicht andere Vereine mit ihnen stark machen", macht Hribal klar.

Im Sportpark gibt es am Sonntag ab 10 Uhr eine Fußballolympiade.