1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Mansfeld-Südharz
  6. >
  7. Freie Grundschule in Berga abgelehnt: Freie Grundschule in Berga abgelehnt: Wie es nun in dem Ort weitergeht

Freie Grundschule in Berga abgelehnt Freie Grundschule in Berga abgelehnt: Wie es nun in dem Ort weitergeht

Von Joel Stubert 26.05.2018, 22:00
In der Grundschule Berga findet auch kommendes Schuljahr kein Unterricht statt. Nur einen Hort gibt es.
In der Grundschule Berga findet auch kommendes Schuljahr kein Unterricht statt. Nur einen Hort gibt es. M. Schumann

Berga - So lange Katrin Treppschuh denken kann, gab es eine Schule in Berga. Umso entsetzter ist die Ortsbürgermeisterin nun, da sie den Ablehnungsbescheid für eine Freie Grundschule in Berga in den Händen hält. Damit gibt es nunmehr seit 2014 keine Grundschule mehr in Berga. Vor rund einer Woche sei das Schreiben bei ihr und Steffen Krauspe, Geschäftsführer der IBKM gemeinnützige Schulträger GmbH, eingegangen.

Das pädagogische Konzept liege nicht im Interesse des Landes, heißt es dort in der Begründung. Warum das so ist und wie man das hätte ändern können - darüber weiß man in Berga nichts. „Wie die Kommunikation stattgefunden hat, ist nicht zu fassen“, sagt Treppschuh, die vor vier Jahren einen Förderverein ins Leben rief, um den Schulstandort zu halten.

Pädagogischer Ansatz der Grundschule Berga abgelehnt

Und was genau unter dem Wort „Kommunikation“ zu verstehen ist, darüber gibt es verschiedene Angaben. „Es gab eine Vielzahl von Gesprächen und Ortsterminen mit den beteiligten Akteuren. Es war ein intensiver Austausch zwischen der Initiative und der genehmigenden Behörde“, heißt es aus dem Bildungsministerium. Das wiederum wollen Treppschuh und Krauspe so nicht stehenlassen.

Seit 2014 habe es kaum persönliche Gespräche gegeben, sagt Krauspe. „Wir haben im März den vorläufigen Bescheid bekommen, in dem unser pädagogischer Ansatz abgelehnt wurde“, erläutert er. Man habe bei einem Gespräch in Magdeburg erfahren, dass das Bildungsministerium zu dieser Ansicht kam und das Landesschulamt, das die personellen, finanziellen und strukturellen Komponenten als gut bewertete, sich auf diese Empfehlung verlasse.

Abfuhr für Grundschule: Bergaer sind sauer auf Landesregierung

„Mehrfach haben wir die Referentin für Schulen in freier Trägerschaft auf eine Erläuterung des Urteils angesprochen, doch ein persönliches Treffen war ihr nicht möglich“, so Krauspe. Stattdessen habe man einen Katalog mit Anforderungen zugesandt bekommen. Man habe keinen Gesprächsbedarf, habe es später gehießen. Besonders erbost Katrin Treppschuh und Steffen Krauspe ein angekündigter Besuch von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU).

Er wollte sich die Schule persönlich ansehen, schildert Treppschuh. „Wir haben alles auf Vordermann gebracht und einiges vorbereitet“, ergänzt Krauspe. „Doch dann ist der Ministerpräsident lieber an der Schule vorbeigefahren und zum Italiener gegangen“, erinnert sich Krauspe. „Sein Hunger auf italienisches Essen war größer als das Interesse an der Schule.“

Bildungsminister und Ministerpräsident in Berga

Erst auf vehementes Drängen sei er dann kurz vorbeigekommen „und hat uns mit zwei warmen Worten abgefrühstückt“. Der Sprecher der Staatskanzlei, Matthias Schuppe, verweist auf Anfrage darauf, dass das Ressortprinzip gelte und Ministerpräsident Haseloff dies an Bildungsminister Tullner weitergeleitet habe. Er bat zudem um Verständnis angesichts straffer Zeitpläne für den Ministerpräsidenten.

Dennoch: Diesen Besuch empfindet man in Berga als den Höhepunkt des Missverständnisses, gewissermaßen als symbolisch. Auch ein Treffen mit Bildungsminister Marco Tullner (CDU) hat Krauspe noch in Erinnerung. „Er lobte meine Schuhe“, sagt Krauspe. Später überredete er ihn, die Klage gegen die erste Ablehnung 2014 fallenzulassen.

Klagen Bergaer nun gegen Ablehnung der Grundschule?

Nun, nach dem zweiten gescheiterten Antrag, wird es aber eine Klage geben. „Das ist der vorgesehene Weg, wenn man nicht einverstanden ist“, so Krauspe. Eine spätere Schadenersatzklage sei ebenfalls nicht ausgeschlossen. „Herr Tullner empfand das Projekt als interessant. Es ist gelebte Praxis, dass sich der Minister über entstehende Initiativen informieren lässt“, heißt es aus dem Ministerium.

„Dies ist jedoch unabhängig von formalen Antragsprozessen zu sehen.“ Ob man sich noch einmal bewerbe, wisse Krauspe noch nicht. „Das Problem ist, man ist ja auch verbrannt.“ Für die Eltern heißt es nun, dass sie für ihre Kinder, die sie schon angemeldet hatten, eine andere Schule suchen müssen. „Im näheren Umkreis (weniger als 15 Kilometer) gibt es vier öffentliche Grundschulen, die den Kindern aus Berga und den umliegenden Gemeinden zur Verfügung stehen“, teilte das Bildungsministerium mit.

Katrin Treppschuh hat ihre ganz eigenen Konsequenzen gezogen. „Ich bin am Donnerstag aus der CDU ausgetreten“, sagt sie. „Dieses Desinteresse hat mich sehr erbost.“ (mz)