Interview mit Oliver Brunn Durch Corona gebeutelt: Wie der Bundesverband der Unternehmer in Mansfeld-Südharz hilft
Corona hat dem Mittelstand zugesetzt. Wie es in Mansfeld-Südharz aussieht und was der Bundesverband der Unternehmer tun kann.

Sangerhausen/Eisleben/Hettstedt - Der Beauftragte des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) für den Landkreis Mansfeld-Südharz und den Salzlandkreis, Oliver Brunn, ist in dieser Zeit besonders gefordert. Natürlich hat das mit der Coronapandemie zu tun, die der Wirtschaft - auch und besonders in der Region zwischen Südharz und Süßem See - ziemlich schwer zu schaffen macht und gemacht hat. Die Mitteldeutsche Zeitung hat mit dem Wimmelburger unter anderem darüber gesprochen.
Welche Herausforderungen sehen Sie 2021 für den Mittelstand in der Region?
Oliver Brunn: Wo soll ich da anfangen? Momentan sind da sicherlich nach wie vor an erster Stelle die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu nennen. Es war eine große Herausforderung der Unternehmen, den Konsens zwischen Familie und Arbeit während der Schulschließungen zu finden. Ich höre derzeit aber oft, dass gerade in diesem Thema auch viele gemeinsam an einem Strang ziehen, die Not schweißt oft zusammen. Weiterhin muss man natürlich als Herausforderung die Bürokratiebelastung für unsere Selbstständigen und Unternehmen nennen, die eine sehr hohe zeitliche und dadurch auch finanzielle Belastung darstellt, leider sehr oft ohne einen sichtbaren Nutzen. Für die Menschen in unternehmerischer Verantwortung war das „Fahren auf Sicht“ eine bisher unbekannte und daher sehr schwierige Belastung. Die Planbarkeit des unternehmerischen Handelns fehlt völlig, eine psychische Belastung die nicht zu unterschätzen ist. Weitere Themen verschiedener Unternehmen sind die erschwerte Ansprache und Findung von neuen Auszubildenden, die finanzielle Lage in Verbindung mit der oft schleppendenden Auszahlung von Hilfspaketen und das Politikvertrauen. Es erschien rückblickend respektlos gegenüber unseren Unternehmen, die schnelle Auszahlung von Hilfsgeldern für den Monat November im Januar zu beginnen. Diese Lücke war schwer aufzufangen.
Welche Branchen aus Mansfeld-Südharz melden sich bei Ihnen mit welchen Problemen?
Das kann man schlecht differenzieren. Es melden sich, da wir branchenübergreifend aber regional aufgestellt sind, eigentlich Mitglieder aller Branchen. Und auch die Fragen und Probleme sind sehr vielfältig. Es erreichen uns Fragen zu den Hilfspaketen, zu den Förderprogrammen, zu den jeweils neuen Verordnungen, wir bekommen Hinweise zu praktischen Schwierigkeiten in der Umsetzung sowie Statements der Unternehmen, die wir dann an die zuständigen Stellen zeitnah und direkt weitergeben. Eine Häufung der Anfragen ist sicherlich im Bereich Handel, Gastronomie, Reisegewerbe, dem Dienstleistungsgewerbe und der Kunst und Kulturschaffenden zu verzeichnen.
Welche Ideen gibt es im BVMW, um den Mittelstand in der Krise zu fördern?
Hier muss man die Arbeit in der Region und die unserer Bundeszentrale in Berlin differenzieren. In der Region haben wir uns personell verstärkt, um vor Ort schnell und vor allem unbürokratisch helfen zu können. Schnelle und sachlich fundierte Informationen sind heute das Gebot der Stunde. Fragen und Meinungen aufnehmen, diese beantworten oder an die dafür zuständigen Stellen im direkten Kontakt weiterzugeben, das ist heute ein Großteil unserer Aufgabe. Hier arbeiten wir natürlich regional mit den Gemeinden, Kommunen, Landkreisen, Ministerien und der Investitionsbank eng zusammen. Bundesweit ist der BVMW das Sprachrohr der Unternehmen gegenüber der Politik und der Verwaltung.
Gerade in dieser Zeit bringen wir die Meinungen und Anregungen unserer Mitglieder direkt, konkret und nicht nur pauschal in den Dialog mit der Bundespolitik. Auch erarbeitet die Bundeszentrale in ihren Abteilungen konkrete Vorschläge und Konzepte mit möglichen Umsetzungsszenarien und weist aber auch auf Schwierigkeiten oder Missstände hin, welche gerade unsere mittelständischen Firmen aktuell stark treffen oder treffen würden. Dies geht bis in den Bereich der Bildung, eins der wichtigsten Themen der Zeit und der Zukunft. Hier muss Deutschland sehr schnell sehr viel besser werden. Die Bildungsallianz der BVMW ist hier täglich im Dialog mit bildungspolitischen Entscheidern deutschlandweit. Ein weiteres „Daumendrücken“ und „die Schulen schaffen das schon“ können und dürfen wir uns nicht leisten und den Schülerinnen und Schülern sowie den Elternhäusern auch nicht zumuten.
Der Jahresauftakt, sonst mit Hunderten Gästen, muss coronabedingt ausfallen – gibt es eine Alternative?
Unser sachsen-anhaltinischer BVMW Jahresauftakt im H+ Hotel hat sich in den letzten Jahres als tolle Veranstaltung mit großem Zuspruch etabliert. In diesem Jahr mussten wir dieses Event natürlich verschieben. Die Unternehmen haben hier großes Verständnis gezeigt, man möchte ja auch nicht Gast oder Unterstützer einer Veranstaltung sein, die man eigentlich anders kennt und schätzen gelernt hat. Eine halbherziges Ersatzformat und/oder rein digitale Alternative stand für uns daher nicht zur Debatte. Es wäre vermessen heute schon zu sagen, wann und wie wir diese Veranstaltung nachholen können. Aber wir werden dieses Format natürlich in den nächsten Jahren fortführen, wenn es uns möglich ist, wovon ich ausgehe.
Ergänzend dazu sind wir natürlich ständig in der Überlegung, welche neuen oder alternativen Formate wir wann planen und anbieten können. In diesen Zeiten müssen sowohl wir als Verband als auch unsere Mitglieder offen sein Neues zu probieren. Dies haben wir in 2020 bereits begonnen, und im Jahr 2021 fortgeführt. Bezüglich dieser Frage freuen wir uns natürlich auch auf den Dialog mit und den kreativen Input von unseren Mitgliedern, damit wir weiter für und mit unseren Firmen an und in der Region arbeiten. Rund um die Uhr, jeden Tag. Ich selbst bin jeden Tag bei den Firmen unserer Region unterwegs, um Ansatzpunkte für regionale Zusammenarbeit, und neue Ideen zusammen zu entwickeln. Da ist sehr viel möglich!