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Drohende Naturschutzauflagen Drohende Naturschutzauflagen: Stausee Kelbra: Gewissheit gibt es erst im Herbst

Von Karl-Heinz Klarner 10.04.2018, 15:00
Das Love Sea Festival zieht jedes Jahr zahlreiche Besucher auf den Campingplatz in Kelbra.
Das Love Sea Festival zieht jedes Jahr zahlreiche Besucher auf den Campingplatz in Kelbra. R. Kandel

Kelbra - Die Musik ist bestellt, das Strandbad reserviert. „Jetzt bleibt abzuwarten, was im Herbst dieses Jahres in der Landesverordnung zum Stausee steht“, blickt Marcel Schröder auf das sich anbahnende Natura-2 000-Gebiet in Kelbra. Denn für den Event-Manager ist das Papier zukunftsweisend. „Wir brauchen schließlich auch eine gewisse Planungssicherheit“, macht Schröder deutlich.

Denn mit dieser im Rücken stehen für dieses Jahr bereits drei Großveranstaltungen im Terminkalender, ob und wie es weitergeht, ist angesichts drohender Naturschutzauflagen derzeit ungewiss.

See in Flammen und Love Sea Festival am Stausee geplant

Neben dem Feuerwerksspektakel „See in Flammen“ steht am ersten Augustwochenende erneut das Love Sea Festival im Strandbad am Fuße des Kyffhäusergebirges an. Die größte House- und Techno-Party der Region wird wohl erneut tausende Gäste an das Kyffhäusermeer locken.

Hinzu kommt der „Emmenrausch“ im Herbst. Das Motorradtreffen hat sich in den letzten Jahren zu einem Musikevent ausgeweitet. Mit „Renft“ und „Karussell“ stehen unter anderem zwei DDR-Kultbands auf der Bühne am Stausee und damit in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem sensiblen Vogelschutzgebiet.

Landesverwaltungsamt sichtet mehr als 3.500 Stellungnahmen zu Natura-2000

„Wir haben in den letzten Monaten die rund 3.500 Stellungnahmen gesichtet und überarbeiten aktuell die Verordnung“ sagt Gerd Zender, Abteilungsleiter für Umweltfragen des Landesverwaltungsamts Halle. Denn im November soll die landesweit umstrittene Verordnung zu den knapp 300 Natura-2 000-Gebieten in Sachsen-Anhalt dem Kabinett noch einmal vorgestellt werden, bevor sie dann endgültig in Kraft tritt.

Laut Zender habe es speziell für den Stausee Kelbra eine ganze Reihe von Hinweisen gegeben, die noch geprüft werden. Details wollte der Verwaltungsfachmann jedoch mit Hinweis auf das laufende Verfahren nicht nennen. Zumal man mit einigen Akteuren vor Ort noch immer im Gespräch sei.

Stausee Kelbra: Angler, Sportler und Naturschützer äußern sich zu Natura-2000

„Es gilt hier vielschichtige Interessen genau abzuwägen“, sagte Zender. Von den Anglern angefangen bis hin zu den Einwänden der Naturschutzverbände. Vor allem Touristiker hatten starke Einschnitte an der Talsperre befürchtet.

So sah der erste Verordnungsentwurf angesichts des Vogelschutzes starke Einschränkungen für die Segelsportler vor. Daraufhin hatte die Stadt Kelbra zusammen mit den betroffenen eine Resolution gegen die Restriktionen gestartet und rund 800 Unterschriften gesammelt.

Unterdessen hat sich auch der Sangerhäuser CDU-Landtagsabgeordnete André Schröder, der auch Finanzminister Sachsen-Anhalts ist, zu Wort gemeldet und seine Unterstützung zugesagt. „Ich werde über meine Arbeit versuchen sicherzustellen, dass die Zusagen, die vom Landesverwaltungsamt im Vorfeld getroffen worden sind, jetzt auch bei der Abwägung Berücksichtigung finden“, sagte Schröder.

Kelbra hat in letzten Jahren rund fünf Millionen Euro in Campingplatz investiert

Schließlich hatten das Landesverwaltungsamt bei einer Einwohnerversammlung im August 2017 in Kelbra Lockerungen der Einschränkungen in nahezu allen Bereichen in Aussicht gestellt.

Den jüngsten Planungen für die Schutzgebiete sind auf ein sogenanntes Vertragsverletzungsverfahren der Europäischen Union zurückzuführen. Deutschland hatte es versäumt, nach EU-Vorgaben bis 2010 Schutzgebiete auszuweisen. Für den Stausee Kelbra soll dies nunmehr durch eine Verordnung des Landes nachgeholt werden.

Dem steht Kelbras Bürgermeister Lothar Bornkessel (Freie Wähler) skeptisch gegenüber. Immerhin hat die Kommune in den letzten Jahren rund fünf Millionen Euro in den Campingplatz am Stausee investiert. Einschränkungen für Besucher will man deshalb nicht hinnehmen. So hat das Stadtoberhaupt bereits angekündigt, notfalls gegen die Verordnung zu klagen. (mz)