Dreharbeiten Dreharbeiten in Stolberg: Terra X produziert Mittelalter-Dokumentation im Kleinen Bürgerhaus

Stolberg - „Ich bin der italienische Kaufmann“, stellt sich Serkan Bulut vor. Dunkle Haare, braune Augen, Bart und die edle Kaufmannsrobe. Ja, den mittelalterlichen Kaufmann nimmt man ihm auf der Stelle ab. Bulut wirkt in einer Mittelalter-Dokumentation mit, die jetzt an zwei Tagen für die Reihe „Terra X“ in Stolberg gedreht worden ist. Im Harz war er bisher noch nicht: „Aber eine Freundin hat Verwandte hier. Die Altstadt ist echt wunderschön.“
Thema der Dokumentation ist das Leben im Mittelalter, erzählt Regisseurin Sigrun Laste. Die 38-Jährige hat Journalistik in Bochum studiert und ist über ein Volontariat zur Story House Productions GmbH in Berlin gekommen.
Nun ist sie schon fünf Jahre dabei. „Wir drehen hier eine Alltagsgeschichte, die 1454 in Frankfurt während der Messe spielt.“ Das sei zur damaligen Zeit ein sehr interessanter Ort gewesen.
„Unsere Hauptfigur ist ein Wundarzt. Wir zeigen seinen Alltag. Der beginnt frühmorgens mit dem Aufstehen, dazu gehören das Essen, Einkaufen, Arbeiten - bis abends.“
Stolbergs Bürgerhaus als optimaler Drehort
Dass es in der Region „wunderbare Fachwerkbauten“ gibt, sagt Laste, habe sie gewusst. „Wir haben sicher 15 bis 20 Städte abgeklappert, um Häuser mit authentischen Innenräumen zu finden.“
Vor ein paar Wochen hätten sie alles vor Ort besichtigt und abgesprochen. Und solche typischen Räume gibt es in Stolbergs „Kleinem Bürgerhaus“. Sie sind klein und eng, fast schon winzig - und ziemlich düster.
Wobei die Crew um Laste ein wenig nachgeholfen hat: In den Fenstern ist Stroh verteilt, eine weiße Wand mit bräunlich-bemaltem Stoff und Kräuterbündeln verhängt.
„Damals war es ziemlich dunkel in den Häusern, eine weiße Wand würde beim Filmen das Licht zu stark reflektieren“, erklärt die Regisseurin diesen besonderen Aufwand.
Besucher wundern sich und fotografieren vor dem Museum
Dass mögliche Besucher zwei Tage lang nicht ins Museum können, können die Urlauber sicher verschmerzen. Manche Touristen schlendern auffallend langsam an den beiden Trucks vorbei, schießen ein paar Erinnerungsfotos mit Schauspielern oder Statisten und werfen interessierte Blicke auf Scheinwerfer, Stative oder Kabeltrommeln.
Oder auf den Tisch mit Kaffeeautomat und Wasserkocher, Äpfeln, Möhren, Plastikbechern und -besteck, Wasser, Milch, Säften, Crackern, Schokolade, Käse und Wurst. Sogar ein Grill und Holzkohle stehen bereit, wohl eher vorsichtshalber und für den Fall des Falles.
Beeindruckende Chirurgie des Mittelalters
Insgesamt 25 Darsteller wirken mit, erzählt Florian, der als Assistent der Aufnahmeleitung überall dabei ist. Ein Hauptdarsteller, sieben Kleindarsteller - und rund 20 Komparsen aus dem Südharz.
Zu ihnen gehören Thomas Reißner aus Rottleberode und Gernot Ortmann aus Stolberg. „Das ist doch mal eine ganz andere Erfahrung“, sagt Ortmann, während er geduldig auf seinen Einsatz wartet.
Natürlich stehen auch Christiane und Mario Jantosch vom ortsansässigen Anderswelt-Theater vor der Kamera. Jantosch gibt einen Metzgermeister, der nachts stürzt und eine schwere Kopfverletzung davonträgt; der Wundarzt muss ihn behandeln.
„Für den Metzger ist es eine sehr heikle Angelegenheit“, sagt Regisseurin Sigrun Laste und verrät, dass er dank des Arztes überlebt. „Es ist für uns heutzutage erstaunlich, wie viel chirurgisches Wissen die Wundärzte damals hatten. Die Medizin war chirurgisch schon auf hohem Niveau.“
Im Fernsehen dann zu Weihnachten
Der Sendetermin für die Folge aus Stolberg steht so gut wie fest. Am 2. Advent, 19.30 Uhr soll die Dokumentation im ZDF zu sehen sein.“ Insgesamt wird es drei Teile geben, in denen Alltagsgeschichten vergangener Zeiten im Mittelpunkt stehen, erzählt Laste.
Der erste Teil spielt im Jahr 80 n. Chr. in Rom, dafür ist in einem römischen Nachbau gedreht worden. Der dritte Teil führt 1907 in das Berlin der Kaiserzeit. Sie laufen am 1. und 3. Advent.
Laste ist froh, sich für Stolberg entschieden zu haben: „Die Stadt und das Theater haben uns wunderbar unterstützt. Wir sind begeistert, wie wunderbar wir zusammen die Szenen spielen.“ (mz)