Die „Möve“ fliegt nicht Die Kreisliga-Vertretung aus Riethnordhausen darf derzeit keine Punktspiele bestreiten
Woran das liegt und wie es nun in naher Zukunft weitergehen soll.

Riethnordhausen/MZ - Samstag, 6. November, 14 Uhr: SV Möve Riethnordhausen - SV Blau-Weiß Bornstedt. So steht es schwarz auf weiß im Internetportal fupa.net geschrieben. Hinter der Ansetzung der Partie der Fußball-Kreisliga Mansfeld-Südharz Staffel II steht aber noch ein weiteres Wort. „Abgesetzt“ ist da zu lesen. Das Spiel wird zumindest nicht am 6. November stattfinden.
„Wir haben es versäumt, eine Steuererklärung für das Jahr 2020 zu machen und Steuern zu bezahlen“
Schon in den zurückliegenden Wochen ist die Möve-Elf nicht „geflogen“. Die Riethnordhäuser Elf darf gegenwärtig nicht am offiziellen Wettspielbetrieb teilnehmen. Und das aus einem auf den ersten Blick banal erscheinenden, beim näheren Hinschauen aber im Paragrafen-Deutschland durchaus plausiblen Grund. „Wir haben es versäumt, eine Steuererklärung für das Jahr 2020 zu machen und Steuern zu bezahlen. Damit ist die Gemeinnützigkeit des Vereins nicht mehr gegeben, wir sind automatisch nicht mehr Mitglied im LSB Sachsen-Anhalt und damit im Kreissportbund“, nennt Chris Hartig auf Nachfrage der MZ die Ursache.
Hartig selbst ist ein Urgestein des Vereins, seit dem Jahr 1999 als Spieler und später dann viele Jahre als Trainer in Riethnordhausen aktiv. Kaum ein Zweiter kennt sich mit dem Fußball im Ort so aus wie er, keiner hat mehr Höhen und Tiefen, Auf- und Abstiege erlebt. Umso mehr frustriert ihn das gegenwärtige Spielverbot.
Der 46-Jährige sagt: „2020 war Corona, da ist nichts gelaufen, da hat hier alles im Tiefschlaf gelegen. Aber klar, die Steuererklärung muss gemacht werden. Da müssen wir nicht drüber reden, das haben wir verpasst, das ist ganz allein unsere Schuld.“
Hammer kam im Herbst
Im Herbst des Jahres 2021 kam nun der Hammer. „Der Landessportbund hat uns und die verantwortlichen Gremien im Kreis, wie zum Beispiel den Kreisfachverband Fußball, darüber informiert, dass wir nicht mehr spielen dürfen“, so Hartig.
Fahrt nach Magdeburg
Klar hat die Nachricht vom Spielverbot aus Magdeburg bei den Riethnordhäusern für Bestürzung gesorgt. „Unser Vereinsvorsitzender Tobias Wabnitz ist nach Magdeburg gefahren. Er wollte im persönlichen Gespräch eine schnelle Einigung erreichen. Wir haben gehofft, dass wir so lange, bis die Unterlagen alle da sind, weiterspielen können. Aber das ist leider nicht möglich. Es hieß klipp und klar, dass wir erst die Unterlagen beim Finanzamt einreichen müssen und wir dann wieder spielen können. Wir bemühen uns natürlich jetzt alle mächtig, die fehlenden Unterlagen zeitnah einzureichen, damit das Thema vom Tisch ist.“
Tolle Unterstützung vom Landes- und Kreissportbund, auch vom Kreisfachverband
So bleibt es vorerst dabei, dass die Riethnordhäuser ihre Spiele nicht absolvieren können. Einen Hoffnungsschimmer am Horizont gibt es aber. „Wir haben tolle Unterstützung vom Landes- und Kreissportbund, auch beim Kreisfachverband sind alle bemüht, uns zu helfen. Beim KFV wollen alle, dass wir weiterspielen können und nicht die Lichter beim Fußball in Riethnordhausen ausgehen“, sagt der Möve-Trainer erleichtert.
So ist zum Beispiel vereinbart worden, dass die Mannschaft die abgesetzten Punktspiele im kommenden Jahr nachholen kann. „Da sind uns die betroffenen Vereine alle mächtig entgegengekommen und haben zugestimmt, die Partien nächstes Jahr auszutragen. Das finde ich super. Das ist ganz einfach fair.“
Was aber passiert so lange? Chris Hartig jedenfalls hat die Hoffnung, dass „seine“ Spieler ihrem Verein die Treue halten. Und das, obwohl sie gegenwärtig zur Tatenlosigkeit gezwungen sind. „Ich wünsche mir, dass das Ganze nicht nach hinten losgeht und wir im Jahr 2022 dann wieder zur Tagesordnung übergehen und ganz einfach wieder Fußball spielen können“, sagt er.
Eins dürfte auf jeden Fall ebenfalls feststehen: Die unbedingt nötige Steuererklärung aus Riethnordhausen wird beim Finanzamt in Zukunft garantiert pünktlich einflattern.