Bundesliga-Serie: Bundesliga-Serie: In Lengefeld wehen die Hannover-Fahnen

Lengefeld - Für Falk Thiesius beginnt fast jeder Tag musikalisch. Geweckt wird er mit einem Lied. „96 – alte Liebe“, ertönt es aus dem Wecker, das Vereinslied von Hannover 96 schallt durch das Schlafzimmer. Dass das Herz des Lengefelders für den Bundesliga-Verein aus Niedersachsen schlägt, ist ohnehin unverkennbar. Wer aus Richtung Sangerhausen kommend in den Ort im Südharzer Vorland fährt, sieht wenige Meter später die Fahne von 96 am Mast wehen.

Der 49-jährige Lengefelder hat sich mit Fan-Utensilien reichlich eingedeckt. Nichts, was es nicht gibt: Fahnen für innen und außen, Flaschenöffner, Blumenvasen, Trikot, Schal, Schlüsselanhänger und natürlich der Wecker. Prunkstück der Sammlung ist aber ein Stehtisch, den sich der Sekundarschullehrer aus einem alten Ölfass selbst gebastelt hat. Er leuchtet nun ebenfalls in den Vereinsfahnen.

Fußball ist ihr Leben. In den Tagen bis zum Bundesliga-Start am 18. August stellt die MZ jeden Tag einen Fanclub oder einen Fan eines Bundesligisten aus dem Landkreis Mansfeld-Südharz vor. Sie alle ordnen der Liebe zur ihrem Verein Vieles unter, fahren hunderte Kilometer, nur um ihren Verein spielen zu sehen, und investieren neben Geld vor allem ihre Freizeit. In der Serie sprechen sie über Ziele, Träume und andere Details aus dem Alltag eines Fans.

An jenem Stehtisch steht Thiesius nun und erzählt, wie seine Leidenschaft für den Verein begann. „Ich war bei meinem Schwager in Hannover. Unsere Frauen sind einkaufen gegangen, wir ins Stadion. So hat es angefangen“, erinnert er sich und fügt hinzu: „Ich war schon immer für Mannschaften, die die anderen nicht auf dem Schirm hatten. Zu DDR-Zeiten hab ich Carl Zeiss Jena die Daumen gedrückt.“

Mittlerweile drückt der Lengefelder, der selbst viele Jahre ein passabler Fußballer war, natürlich Hannover die Daumen - nicht nur bei gelegentlichen Besuchen. „Ich bin offizielles Mitglied im Verein. Vier bis fünfmal pro Jahr bin ich dabei, wenn Hannover ein Heimspiel hat. Dann sitzen mein Schwager und ich wieder im Stadion. Die Frauen gehen immer noch einkaufen, da schimpfen sie nicht“, lacht er. „Aber wir sind dann nicht im Fanblock. Am liebsten sitze ich in Höhe der Mittellinie ganz oben, letzte oder vorletzte Reihe. Da sieht man am besten. Ich will das ganze Spielfeld überschauen, das Spiel lesen.“

Karten für die Partien in Hannover zu bekommen, sei nicht sehr schwierig. „Das klappt schon, oft ist das Stadion ja nicht ausverkauft. Außerdem bin ich ja Mitglied.“ Und wenn es nicht mit einem Besuch im Stadion klapp? „Dann sitze ich vor dem Fernseher. Wenn wir am Sonnabend unterwegs sind, dann wird die Zeit so kalkuliert, dass ich pünktlich zum Anstoß vor dem Fernseher sitze. Ich schaue viel Fußball. Am meisten natürlich mein 96.“

Kann der Hannover-Fan damit umgehen, dass sein Team zu den eher schwächeren Mannschaften der Bundesliga zählt, in der letzten Saison sogar in der zweiten Liga kickte? „Bayern-Fan kann jeder sein. Mit dem Spott kann ich gut leben“, meint er gut gelaunt.

Ohnehin geht Falk Thiesius mit dem Fußball und dem ganzen Drumherum lässig, auf keinen Fall verbissen um. „Mit RB Leipzig habe ich kein Problem. Ich finde es gut, was da abläuft. Das machen andere Vereine doch auch. Wenn ich das nötige Geld hätte, könnte ich das mit Lengefeld doch auch“, sagt er zum Beispiel in Bezug auf den neuen Bundesligisten aus Sachsen.

Aber wo landen seine Hannoveraner als Aufsteiger in der neuen Saison? Thiesius schaut jetzt etwas skeptisch drein. „Das weiß ich nicht. Es wird eng, da bin ich mir sicher. Aber den Klassenerhalt schaffen wir auf jeden Fall.“ Gelingt den 96ern das, wird auch künftig in einem Haus in Lengefeld in den frühen Morgenstunden jeden Tag die Vereinshymne von Hannover erklingen. (mz)