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Boxer Marko Angermann Boxer Marko Angermann: Mit Faust und Fußball in die Vollen

Von wolfram bahn 04.09.2013, 15:38
Marko Angermann (38) mit seinen sportlichen Arbeitsgeräten: den Boxhandschuhen, einer Kugel zum Kegeln und dem runden Leder, dem er auf den Fußballplätzen in der Region nachjagt.
Marko Angermann (38) mit seinen sportlichen Arbeitsgeräten: den Boxhandschuhen, einer Kugel zum Kegeln und dem runden Leder, dem er auf den Fußballplätzen in der Region nachjagt. Jürgen Lukaschek Lizenz

eisleben/MZ - Marko Angermann ist eine äußerst seltenes Exemplar von Leistungssportler. Der 38-jährige gelernte Betriebsschlosser ist nicht nur ein hallesches Box-Idol, das am Sonnabend bei der 4. Eisleber Boxnacht nach dem Meistergürtel im Cruisergewicht (bis 90 Kilogramm) greift. Er spielt auch noch aktiv Fußball und kegelt außerdem in der Landesliga. Und der gebürtige Merseburger wäre sicher auch ein ganz passabler Tischtennisspieler geworden, wenn ihm dazu nicht irgendwie die Zeit und der Anlass gefehlt hätte. „Alles, was rund ist, kann man Mann“, frotzelt seine Frau Daniela.

Dass er einmal auf mehreren Sport-Hochzeiten erfolgreich tanzen würde, das hat Marko Angermann früher selbst nicht geglaubt. Angefangen hat alles im Jahre 1985, da war er gerade neun Jahre alt. Als Kind sei er etwas pummelig gewesen, plaudert er in seiner Wohnung in Schiepzig, einem kleine Ort im Salzatal bei Halle, munter drauf los. Deshalb habe seine Mutter ihn zum Boxen geschickt.

Damit der Junge ordentliche Muckis kriegt und vor allem ein paar Pfunde verliert, hört er sein Mutter noch heute sagen. Bei der ESG Lok Halle streifte er zum ersten Mal die Boxhandschuhe über. Und er brachte Talent mit. Schnell hatten die Späher vom SV Halle ihre Fühler ausgestreckt und ihn schließlich zum Ex-Club abgeworben.

Zahlreiche Titel

Fast 140 Kämpfe hat er bis 1998 als Amateur für den Verein mit der großen Boxtradition bestritten. Fast jedes Wochenende trat er als Mittelgewichtler im Kampf um die Mannschaftsmeisterschaft für den SV in den Ring. Angermann wurde Landesmeister, Dritter der Deutschen Meisterschaften und Sieger bei zahlreichen Turnieren.

Er stand solchen späteren Assen wie dem mehrfachen Profi-Boxweltmeister Sven Ottke gegenüber. Doch der 22-Jährige wollte damals noch nicht wie Dirk Dzemski oder Norman Schuster ins Profilager wechseln. Eine Entscheidung, die er im Nachhinein bereut hat, wie er heute einräumt. Mit Frau und Kind zog er damals von der Silberhöhe aufs Dorf nach Schiepzig. Und als Familienvater hatte er in jenen Tagen andere Dinge um die Ohren.

Um nicht „zu verfetten“, wechselte Marko Angermann ins Fußballmetier. Und zwar zur Germania-Elf ins nahe gelegen e Salzmünde, dort wo sein Schwager spielte und von wo auch der HFC-Fußballer Toni Lindenhahn stammt. Auf dem Bolzplatz hatte er sich immer gut angestellt. Und alsbald galt Angermann als gefürchteter Torschütze. Ehrgeiz, Kampfgeist und eine ausreichende Fitness brachte er vom Boxen mit. „Wenn ich was mache, dann auch richtig“, lautet sein Credo, das ihn später bei der LSG Lieskau bis in die Landesklasse führte. Und das im Alter von 34 Jahren.

Inzwischen kickt er wieder einmal für die TSG Schochwitz in der Kreisliga. Dort hatte er mit Eric Mückenheim und Alex Gründler (jetzt beim Verbandsligisten Romonta Amsdorf) einst ein magisches Trio gebildet, das in einer Saison zusammen 85 Tore erzielte.

Sportliches Multitalent

Das war zu jener Zeit, als er bei Germania Salzmünde alles andere als eine ruhige Kugel schob. Anfangs hatte er den Keglern nur zugeschaut. Doch dann packte ihn die Faszination dieser Sportart, die er seit 2002 ernsthaft betreibt. In die Landesliga beim Classic-Kegeln ist er mit seinem Team aufgestiegen. Sogar Landesmeister wurde Multitalent Angermann auf den Bahnen.

Das alles spielt keine Rolle, wenn er am Sonnabend im Wiesenzelt in den Ring steigt. Dann will er Revanche für die umstrittene Niederlage gegen Patrick Linkert im Dezember in Halle. Der Ringrichter hatte den Kampf in der letzten Runde wegen angeblicher Passivität von Angermann abgebrochen und dessen Gegner zum Sieger erklärt.

An jenem Abend habe er seinen Kontrahenten unterschätzt, gibt Angermann inzwischen zu. „Das passiert nicht noch mal“, sagt er und kündigt einen heißen Faustkampf an. Einen Bus voller Fans hat seine Frau schon angeheuert.