Besenbinden in Familie Besenbinden in Familie: Wie die Hainröder das alte Handwerk bewahren wollen

Hainrode - Das Lob kommt von höchster Stelle: „Er macht seine Sache gut. Er hat sich alles gut abgeguckt. Das ist schon in Ordnung, irgendwie muss es ja weitergehen“, sagt Walter Reineberg. Der 87-Jährige ist Chef der Hainröder Besenbinder. Das von ihm ausgesprochene Lob bleibt in der Familie, gilt es doch Joachim Langer, einem seiner Schwiegersöhne. Der 66-Jährige ist in die großen Fußstapfen seines Schwiegervaters getreten, mischt nun seit drei Jahren bei den Besenbindern mit.
Besenbinder aus Hainrode sind bei über 20 Veranstaltungen und Festen jährlich dabei
„Es lag doch ganz einfach nahe, dass ich mitmache. Ich will dazu beitragen, mein Heimatdorf zu präsentieren, den Heimat- und Naturschutzverein von Hainrode und vor allem natürlich das Besenbinden als altes Handwerk“, sagt Joachim Langer. Geboren in Jahnsdorf im Erzgebirge, lebt er nun seit Anfang der 80er Jahre im Südharz und hat sich natürlich längst eingelebt. „Ums Geldverdienen geht es uns dabei auf keinen Fall, das ist beileibe nicht unser Anliegen“, sagt er in Bezug auf das Besenbinden.
„Was wir einnehmen, geht zum größten Teil sowieso in die Vereinskasse.“ Er freut sich darüber, dass die Besenbinder aus Hainrode nach wie vor so gefragt sind. „Weit über 20 Termine haben wir im Jahr. Manche müssen wir sogar absagen, weil wir schon anderswo zugesagt haben“, sagt Walter Reineberg. Einer der Termine, der fest im Kalender steht, ist die Walpurgisnacht am Josephskreuz. Ob die Hexen allerdings mit den Hainröder Besen auf Tour gehen, ist nicht nachgewiesen.
Wie oft er schon seit der Gründung im Jahr 1996 auf Märkten, bei Veranstaltungen und Festen mitgewirkt hat, kann der Senior nicht genau sagen. Auch die Anzahl der Besen, die Jahr für Jahr gebunden wurden und werden, ist nur grob geschätzt. „Mindestens 200 große sind es garantiert, dazu kommen noch jede Menge kleine“, sagt Joachim Langer. Die Besen seien längst nicht mehr nur im Südharz, sondern auch in Stuttgart, München und wohl in ganz Deutschland zu finden. „Wenn wir in Regionen sind, die von der Landwirtschaft geprägt werden, verkaufen wir viele Besen“, sagt Opa Walter, wie der Seniorchef der Besenbinder oft nur genannt wird.
Besen aus Hainrode sind nicht nur funktionell, sondern auch als Deko gern gesehen
Dann macht er Werbung in eigener Sache: „Zum Schnee- und Laubfegen sind unsere Besen ideal. Auch als Dekoration werden sie gern genommen.“ Für Letzteres hat Joachim Langer auch sofort ein Beispiel parat: „Am Wochenende, beim Besenbinderfest, habe ich für ein Mädchen einen ganz kleinen Besen fertig gemacht. Den wollte sie für ihre Barbie.“
Dabei dauert es eine Weile, bis ein Besen gebunden ist: „Na ja, anderthalb bis zwei Stunden kommen insgesamt da schon zusammen. Dabei ist es ganz egal, ob der Besen groß oder klein ist. Die Arbeit ist die gleiche“, betonen sie beide. Zur „Mannschaft“ der Besenbinder gehören auch Bernd Feuerstab und Udo Halle. Sie alle haben einen Wunsch, der sie eint: „Es wäre schön, wenn es bald die nächste Generation gibt, die sich mit dem Besenbinden beschäftigt. Die Tradition darf nicht aussterben“, sagt Reineberg und hofft, dass ihm nach seinem Schwiegersohn Joachim vielleicht der eine oder andere seiner Enkel später einmal als Hainröder Besenbinder nacheifert. Als Lehrmeister steht er garantiert zur Verfügung. (mz)