Auswilderung gestaltet sich schwierig Angela Windrich hat in ihrer Igelauffangstation in Kelbra alle Hände voll zu tun

Kelbra/MZ - „Wir können uns vor Anfragen kaum retten“, sagt Angela Windrich, die eine Auffangstation für Igel in Kelbra betreibt. Gemeint sind Anfragen für einen Workshop, der am 22. Oktober ab 14 Uhr in der Verwaltung des Biosphärenreservates Karstlandschaft Südharz in Roßla stattfinden soll. Im Rahmen des Workshops können Kinder ab zehn Jahren Igelhäuser für die Igelauffangstation Kelbra basteln. Dabei wird Windrich auch ihre Arbeit mit den Tieren vorstellen. „Die Veranstaltung ist leider auf neun Kinder begrenzt, da sonst nicht genügend Holz als Bastelmaterial zur Verfügung steht“, so Windrich. Die vielen Anfragen für die Veranstaltung zeigten ihr jedoch, dass die Leute sehr an dem Thema interessiert seien.
Viele Igel in der Auffangstation
Seit rund zweieinhalb Jahren betreibt Angela Windrich ehrenamtlich die Auffangstation für Igel auf dem heimischen Grundstück in Kelbra am Fuße des Kyffhäusergebirges. 320 der stacheligen Gesellen, die die Station durchlaufen haben, hat sie allein im vergangenen Jahr das Leben gerettet. Da sei wirklich alles dabei gewesen, von schwer erkrankten bis hin zu orientierungslosen und fast verhungerten Igeln. „Im Moment haben wir hier 70 Tiere in der Auffangstation, die wir langsam wieder aufpäppeln“, sagt Windrich. Die ersten Igel seien bereits im Winterschlaf.
Angefangen habe alles mit einem Fundtier. Stück für Stück hat sich die Tierschützerin seitdem dem Thema Igelpflege genähert. In einer Igelauffangstation in Sachsen hat sie sich die Grundlagen für ihr Pflegedomizil am Kyffhäuser geholt. Mit „Rocky“ hatte sie jedoch eine schwere Aufgabe zum Start ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit. Denn der Igel wog bei seiner Ankunft gerade einmal 50 Gramm und war schon halb tot. Dank der Ratschläge und Hilfe aus Sachsen konnte Windrich das Tier aber wieder aufpäppeln.

Laub und Totholz für einen igelgerechten Garten
„Wir machen hier eigentlich nur eine Schadensbegrenzung. Eine Auswilderung der Igel, sobald diese wieder aufgepäppelt sind, gestaltet sich sehr schwierig, da es zu wenig naturbelassene Gärten in der Umgebung gibt. Ich habe eigentlich viel zu wenig Auswilderungsstellen“, so Windrich. Am besten eigneten sich dafür Bauerngehöfte. Um den eigenen Garten möglichst igelfreundlich zu gestalten, rät der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) dazu, Laub- und Reisighaufen nicht zu entfernen und heimische Pflanzen und Gehölze im Garten anzulegen. Das ideale Winterquartier für den Igel bestehe aus einem Haufen aus totem Holz, Reisig und Laub.
Wer den Igel in seinen Garten locken wolle, der solle im Garten eine Igelecke anlegen, rät der Naturschutzbund. Reisig, Totholz und das Laub des Herbstes solle man einfach liegen lassen. Denn das gefalle dem stacheligen Gesellen, hier finde er Schutz und Nahrung. Neben natürlichen Unterschlupfmöglichkeiten könne man zusätzlich ein Igelhäuschen aufstellen.
Zudem sollten Gartenzäune eine Öffnung aufweisen, durch die der Igel schlüpfen kann. Reisighaufen sollten nicht abgebrannt werden, ohne vorher umgesetzt zu haben. Löcher, Gruben und Schächte sollten abgedeckt werden und der Garten müsse giftfrei sein, rät der Naturschutzbund. Außerdem sollten Gartenteiche flache Stellen oder Ausstiegshilfen haben, damit der Igel mit eigener Kraft hinausklettern könne. Trinkwasser sollte in einer Tränke aufgestellt und am besten täglich gewechselt werden.