„Wir spinnen immer ein bisschen“ Alles ehrenamtlich! Warum der Hainröder Verein jeden Sonntag zu Kaffee und Kuchen lädt
Der Hainröder Heimat- und Naturschutzverein lädt neuerdings jeden Sonntagnachmittag ins Besenbinder-Café im Förstergarten ein. Wie das funktioniert.

Hainrode/MZ - „Wir haben so viele Besucher hier im Dorf“, sagt Rolf Kutzleb, der Vorsitzende vom Hainröder Heimat- und Naturschutzverein. „Wanderer, Biker, Urlauber…“ Doch die Gaststätte im Förstergarten ist seit Jahren geschlossen. So sei die Idee entstanden, ein Café zu betreiben - zumal mit Emmie Veltmaat und Roy Munneke zwei gestandene Kaffee- und Tee-Experten seit einem knappen Jahr in dem idyllischen Dörfchen wohnen. Und weil die Hainröder landauf, landab als Besenbinder bekannt sind und im Handwerkerhaus wie in alten Zeiten Reisigbesen binden, gibt es nun ein Besenbinder-Café.
Ein eingespieltes Team in Hainrode
Allerdings wird es nur sonntags öffnen. Denn alles, was hier an Arbeit geleistet wird, passiert ehrenamtlich. Die Frauen werden abwechselnd und jeweils als Grüppchen in der Backstube stehen. Diesmal haben sogar zehn Frauen aus dem Dorf - beziehungsweise Verein - gebacken, natürlich im vereinseigenen Backofen. Den heizt üblicherweise der Vereinschef selbst am Freitagabend schon mal vor, um jeden Sonnabend in aller Frühe frisches Brot für den Dorfladen zu backen; den betreibt der Verein ebenfalls und das Café nun als „Außenstelle“. Kutzleb schmunzelt und freut sich. Hainrode hat zwar nur rund 300 Einwohner, sagt er, aber der Verein sogar 340 Mitglieder, ein Teil wohnt außerhalb.
Ilona Kühne ist eine der emsigen Bäckerinnen. „Stachelbeerbaiser, Buttercremetorte, Apfelkuchen mit Streuseln, Apfel- und Kirschkuchen mit Sulf, Bienenstich mit Nuss und mit Kokos…“, zählt sie auf und schaut zu, wie schnell sich die Bleche leeren und manche Gäste gleich noch ein Kuchenpaket mit nach Hause nehmen. Das gemeinsame Backen habe Spaß gemacht, sagt sie. „Gudrun Langer, Margit Hoffmann und ich, wir sind ein eingespieltes Team.“ An den Tischen finden sich viele Hainröder ein, aber auch Gäste aus Roßla, Uftrungen, Stolberg, Sangerhausen und die Urlauber aus Berlin, die gerade eine Ferienwohnung gemietet haben.

Erst Kaffee dann Sekt und Bier im Besenbinder-Café
„Wir spinnen immer ein bisschen, wir Hainröder“, lacht Kutzleb, der sich auch im Gemeinderat engagiert, gelegentlich als einer der Älteren ein Machtwort spricht, Sacharbeit statt Querelen fordert und für mehr Gemeinsinn plädiert - nicht zuletzt bei solchen geselligen Anlässen. Doch in Hainrode wäre ein derartiger Appell nicht nötig, hier ziehen alle an einem Strang. Der Bauhofmitarbeiter hat noch mal gemäht. Frauen flitzen von Tisch zu Tisch, nehmen Bestellungen auf, bewirten die Gäste, helfen beim Geschirr spülen in der Küche. Alles geht Hand in Hand. Den Kuchen gibt es an einem extra Stand, der Erlös fließt in die Vereinskasse.
Eine Stunde nach der Eröffnung, zu der erst mal mit Hainröder Kaffee „angestoßen“ wird, ist kaum noch ein freier Platz zu ergattern. Später wechseln die Gäste zu Bier und Wein, Rosenbowle, Sekt und Eisbechern. „Schön, dass mal wieder was los ist in Hainrode.“ Ein Satz, der überall fällt und nach den langen, düsteren Corona-Monaten so recht von Herzen kommt. Und wer schon mal hier ist, wird sicher auch gern den Handwerkern zuschauen oder hinauf zur Steier wandern.