Zum Start nur sechs Teams Zum Start nur sechs Teams: Als der Basketball zurück nach Quedlinburg kam

Quedlinburg - Wenn derzeit die BG-Basketballer aus Quedlinburg und Aschersleben bei den Männern und im Nachwuchs um Punkte kämpfen, erinnert sich kaum noch jemand an den Wiederbeginn dieses Spiels vor 30 Jahren im Kreis Quedlinburg. Elf- bis dreizehnjährige Spieler aus Ditfurt gewannen nach den Herbstferien im Oktober 1985 beim ersten offiziellen Turnier nach langer Unterbrechung des Spielbetriebs den „Pionier-Pokal“ vor der Ursula-Goetze-Schule und der Erich-Weinert-POS.
Eine Woche später setzte sich bei den 14- bis 16-Jährigen zum „FDJ-Pokal“ die Polytechnische Oberschule (POS) Königerode vor Güntersberge und Friedrichsbrunn durch. Ob und in welchem Umfang der Basketball zuvor noch eine Rolle in Kreis gespielt hatte, blieb ebenso unbekannt wie die Tatsache, welchen Einfluss der 1969 gefasste Beschluss der DDR-Sportführung, Basketball neben vielen anderen Sportarten, wie Reiten, Hockey oder Wasserball, nicht mehr zu fördern, auf die Entwicklung nahm. Nur durch Enthusiasten, vor allem an Universitäten und Hochschulen, wurde die Sportart weiter ausgeübt. Auch in den Nachbarkreisen Aschersleben, Wernigerode und Halberstadt wurde dank engagierter Organisatoren weiter Basketball gespielt.
Mit der Anbindung der Schulmannschaften im Kreis Quedlinburg an verschiedene Betriebssportgemeinschaften (BSG) wurden die Spieler automatisch auch Mitglieder beim 1958 gegründeten Deutschen Basketballverband (DBV) der DDR, der Teil des Deutschen Turn- und Sportbundes (DTSB) war.
Die Hochburgen im Basketball befanden sich vor allem in Berlin, Leipzig, Halle und später in Magdeburg, wie eine Liste der Meister bei den Damen und Herren ausweist. In den Bezirken gab es ebenso Fachausschüsse wie auf Kreisebene.
Mit der deutschen Einheit trat der Ostverband nach einem Beschluss des Präsidiums und der Bezirksverbände im Sommer 1990 in Berlin dem Deutschen Basketballbund (DBB) am 4. November 1990 bei. (bü)
Im Kreis Quedlinburg sind nur wenige Ausnahmen vom Unterricht an den weiterführenden Schulen in Quedlinburg, Thale und Ballenstedt bekannt, was auch durch ein Foto belegt ist.
In der Turnhalle der damaligen Erich-Weinert-POS (heute Markt-Grundschule) in der Weststraße organisierte 1985 der Bereichsleiter Sport des Quedlinburger Pionierhauses, Hans-Jürgen „Jule“ Schröter, mit insgesamt sechs Mannschaften den ersten Vergleich von Schulen des Kreises. Unterstützt wurde er vor allem von damals jüngeren Sportlehrern, die Basketball im Studium kennen- und lieben gelernt hatten. Zudem bot sich an, durch den Bau von kleinen Sporthallen, bekannt unter dem Namen „KT-60“, das Spiel mit dem orangefarbenen Ball stärker in den Unterricht einzubeziehen.
Einzig die Frage der Spielleitung sorgte beim Turnier für Probleme. Nachdem sich allerdings der Quedlinburger Andreas Bürkner für die erste Partie bereiterklärte, war es auf Dauer erledigt. Der damalige Sportlehrer an der Ursula-Goetze-Schule war während seiner Studienzeit schon in der Hochschulmannschaft aktiv und besaß zudem als einziger der Anwesenden eine Schiedsrichterlizenz. Mit den Erfahrungen von Spielen unterer Ebenen pfiff er schließlich 1985 alle Spiele des Turniers, statt sich um seine eigene Schulmannschaft kümmern zu können.
In dieser Phase der 1980er sorgte zudem Manfred Kroll aus Dankerode mit engen Kontakten zur Basketball-Hochburg in Halle, dem KPV 69 (DDR-Serienmeister bei den Frauen), für interessante Weiterbildungen. Damen-Nationaltrainer Gunter Schmidt erläuterte im Harz nicht nur die Spielregeln, sondern absolvierte mit den Teilnehmern auch verschiedene Übungen zum Weitervermitteln.
Unter ihnen waren mit Henry Harder (Friedrichsbrunn), Andreas Lämmerhirt und Heike Patzelt (heute Rummel, beide Ditfurt), Bernd Dombeck (Güntersberge), Roman Hecklau (Badeborn) sowie Konrad Sutor, Gaby Bürkner, Lutz Ohrdorff und Hallenwart Dieter Weckebrodt (alle Quedlinburg) diejenigen, welche ihr Wissen Mannschaften in Arbeitsgemeinschaften weitergaben und an Turnieren teilnahmen.
Schon ein Jahr nach dem ersten Turnier wurden 1986 unter elf Teams in zwei Altersklassen, darunter mit Badeborn und der Fritz-Weineck-POS zwei Neulinge, Medaillen zur Kreisspartakiade vergeben. Die Teilnehmerzahl stieg bis 1990 auf fast 40 Teams. Erstmals nahm 1986 auch eine Kreisauswahl an der Qualifikation zur Bezirksspartakiade teil, scheiterte aber noch in der Vorrunde.
Auf der Suche nach Mitstreitern des vom DTSB-Kreisvorstand zum Sportartverantwortlichen benannten Andreas Bürkner starteten im Herbst 1986 die ersten Quedlinburger Volkssportturniere, aus denen spätere Mitglieder des 1987 gegründeten Kreisfachausschusses Basketball (Eckhard Schwingal, Kornelia Seifert, Norbert Zavesky), junge Schiedsrichter (Dirk Harnisch, Steffen Liesegang, Steffen Knoblauch, Sven Nixdorf) oder Trainer (Egbert Kirsche) hervorgingen. Binnen fünf Jahren stieg die Zahl der Mannschaften - und auch die Erfolgsbilanz. 1988 gewannen Ditfurter und Badeborner Mädchen Silber bei der Bezirksspartakiade, die Kreisauswahl der Jungen holte Bronze. 1990 waren die Quedlinburger hinter Halle schon zweitbester Kreis im Bezirk.
Mit der politischen Wende änderten sich die Rahmenbedingungen. Neue Schulformen und Lehrerversetzungen verlagerten die Schwerpunkte. Aber der Grundstein für die Entwicklung von Talenten war gelegt, wie spätere Punktspielteams in Thale, Harzgerode und bis heute Quedlinburg belegen. (mz)
