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Zehn tote Rinder Zehn tote Rinder: Wer tötet die Kälber in Hasselfelde?

Von Burkhard Falkner 30.03.2016, 12:23
Achim Ahrendt  auf einem Hänger mit den getöteten Tieren.
Achim Ahrendt  auf einem Hänger mit den getöteten Tieren. Burkhard Falkner

Hasselfelde - Ist es ein Wolf, ist es ein Luchs? Achim Ahrendt aus Hasselfelde (Harz) weiß nicht, was für ein Tier seit Mitte Februar in seiner Rinderanlage regelmäßig in der Nacht sein Unwesen treibt. Fakt ist: Zehn tote Kälber hat der Landwirt bisher schon zu beklagen, den Schaden schätzt er auf 8.000 Euro.

Verletzungen am Maul

Über Ostern wurden wieder zwei Tiere angegriffen, ein Kalb büßte dabei seinen Schwanz ein, das andere wurde am Maul verletzt. Doch auch bei diesem jüngsten Angriff konnte das verdächtige Raubtier nicht identifiziert werden. Immerhin bekommt der Rinderbauer nun Unterstützung. Mit dem Luchs-Beauftragten des Nationalparks Harz und dem Kreisveterinäramt sollen Kameras neu aufgestellt und auch Videotechnik installiert werden, um dem Kälberfeind auf die Schliche zu kommen. Die bisherigen Schutzmaßnahmen in der Zuchtanlage konnten das Tier jedenfalls nicht aufhalten. Wenn es nachweisbar ein Luchs ist, wie viele vermuten, dann wäre eine Entschädigung in Sicht, hieß es. „Aber dazu müssen wie einen Nachweis, müssen wir genetische Spuren haben“, sagt Achim Die zu bekommen, sei nun - zusammen mit dem besseren Schutz der Rinder - oberstes Ziel

Es gibt seit einigen Tagen zwar auch immer wieder Hinweise auf einen Wolf in der Region, doch daran will der Landwirt aus Hasselfelde nicht so recht glauben und zeigt auf ein Schlupfloch unter der Stalltür. Es wäre für einen Wolf zu klein. An einen Luchs als Täter glaubt jedoch Ole Anders nicht. Der Chef des Luchs-Projektes beim Nationalpark Harz sagt, die Tiere seien sogenannte augeninteressierte Jäger, das heißt, sie müssten ihre Beute sehen und gingen nicht in Häuser oder Ställe, wo das ja gemeinhin nicht möglich sei. Das spreche in Fall von Achim Ahrendts Rinderanlage eher für ein geruchsorientiertes Raubtier. „Das Verhalten des Räubers, mit dem wir es hier zu tun haben, ist jedoch sehr ungewöhnlich“, räumt auch Ole Anders ein.

Die toten Tiere bieten derweil einen erbärmlichen Anblick. Die Kälber sind mal vorn im Nacken, aber auch am Hinterteil angefressen. Ein Tier überlebte einen der nächtlichen Angriffe, aber ohne Ohren. Die Kälbchen würden teils noch während der Geburt angefressen, wenn sie noch halb in der Kuh stecken und die sich nicht umdrehen und gegen den Beißangriff wehren kann, berichtet der Rinderbauer. Oder wenn eine Kuh Zwillinge bekomme und sich um ein Kalb kümmert, werde das andere quasi angeknabbert.

Angriff im Morgengrauen

Verluste habe er in seiner Berufslaufbahn schon öfter hinnehmen müssen, sagt der Landwirt. Aber die seit einigen Wochen anhaltenden Attacken seien auch für ihn eine neue Erfahrung. „Der Räuber kommt dabei immer nachts, meist vor dem Morgengrauen.“ Dabei sind Achim Ahrendt die Hände gebunden. „Unser Betrieb ist groß, mit vier Ställen und 1 200 Tieren, die lassen sich nicht alle überwachen“, erklärt er.

Auch bei der Polizei anzeigen kann er die Attacken in seiner Rinderanlage nicht. „Wer wäre denn dann der Täter, den wir verfolgen sollen, ein Wildtier“, fragt Uwe Becker, Sprecher des Polizeireviers Harz. (mz)

Dem Kalb wurden die Ohren bei der Raubtierattacke abgebissen.
Dem Kalb wurden die Ohren bei der Raubtierattacke abgebissen.
B. Falkner