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Von wegen altmodisch! Wolterstorff-Gymnasium Ballenstedt: Schüler der Musical AG führen Oper Undine von Albert Lortzing auf

Von Rita Kunze 01.06.2018, 07:56
Bettina Sarapatta trifft mit ihren Schülern letzte Absprachen vor der Probe. Julia Jobst trägt schon ein Kostüm als Hochzeitsgast.
Bettina Sarapatta trifft mit ihren Schülern letzte Absprachen vor der Probe. Julia Jobst trägt schon ein Kostüm als Hochzeitsgast. Jürgen Meusel

Ballenstedt - Oper ist altmodisch und schon gar nichts für Teenager? Es kommt drauf an, wie man die Sache angeht: Die Musical-AG des Wolterstorff-Gymnasiums in Ballenstedt zeigt gerade, dass ein 173 Jahre altes Bühnenwerk durchaus noch frisch sein kann. Die Schüler feierten am Donnerstag mit ihrer Version von Albert Lortzings romantischer Zauberoper „Undine“ Premiere im Schlosstheater. Weitere Aufführungen gibt es am 1. und 9. Juni jeweils um 19 Uhr.

AG-Leiterin Bettina Sarapatta setzt auf Musikalität der Schüler

„Das ist cool“, sagt Charlotte, die seit drei Jahren in der AG mitarbeitet und in der diesjährigen Inszenierung die Hauptrolle als Undine übernommen hat. Ihre anfänglichen Zweifel sind verschwunden:

„Im ersten Moment war ich nicht so überzeugt, weil wir ja schon Ideen für ein anderes Musical hatten. Es wäre vielleicht ein Krimi geworden. Aber als Frau Sarapatta sagte, dass das Stück auch etwas verändert werden soll, fiel’s mir leichter.“

Seit vergangenem Oktober hat die Musiklehrerin und AG-Leiterin Bettina Sarapatta sich mit Lortzings Oper beschäftigt. „Ich habe mir immer wieder die Musik angehört und überlegt, was man verändern, was man neu komponieren kann“, sagt sie. Schließlich stehen keine ausgebildeten Opernsänger auf der Bühne, sondern Schüler. „Aber ich habe auf die gute Musikalität meiner Schüler gebaut.“

15 Darsteller agieren in der Inszenierung der Oper Undine

Ihren Stimmen sind die Lieder angepasst. Dennoch: „Sie sind schwerer zu singen als sonst, vor allem die hohen Töne und Tonsprünge“, sagt Helena, die als Herzogstochter Bertalda auf der Bühne steht. Insgesamt 15 Darsteller agieren in der Inszenierung, für die Bettina Sarapatta noch Rollen hinzu genommen und dafür Lieder komponiert hat: „Da hat Undine jetzt eben auch eine Mutter.“ In Lortzings Oper kommt die nicht vor.

Mit ihrer Version von „Undine“ anstelle einer elften eigenen Musicalproduktion wollen die Schüler dem Schlosstheater Ballenstedt ein Geschenk machen, das in diesem Jahr 230 Jahre alt wird.

Albert Lortzing selbst dirigierte die Aufführung seiner Oper in Ballenstedt, auch das Nordharzer Städtebundtheater zeigte eine Inszenierung dieser Oper in dem 1788 eröffneten Haus, in dessen Orchestergraben nun sieben Musiker die Aufführung begleiten: mit zwei Querflöten, Violine, Horn, Schlagzeug, Piano und Gitarre. Hinzu kommen 15 Chorsänger.

Das Bühnenbild hat die AG selbst entworfen und nutzt dafür Requisiten aus dem eigenen Fundus, sie wird aber auch beispielsweise von den Harzgeröder „Schlossgeistern“ unterstützt. Hinzu kommt finanzielle Unterstützung von Sponsoren.

Ein Höhepunkt ist das Duett von Ritter Hugo und Nixe Undine

Der schönste Teil der Aufführung ist für Charlotte und Helena, wenn Nixe Undine und Hugo, ein Ritter, der sich in die schöne Ziehtochter zweier Fischerleute verliebt hat und sie heiraten will, ein Duett singen. Hugos Knappe Veit verplappert sich später - schon etwas angetrunken - bei Undines leiblichem Vater, einem Wassergeist. Wein fließt reichlich in Lortzings Oper, und auch in der Ballenstedter Version sind die Kelche gut gefüllt. Allerdings jugendgerecht mit Kirschsaft. (mz)

In der Maske werden die Texte noch einmal durchgegangen.
In der Maske werden die Texte noch einmal durchgegangen.
Jürgen Meusel