Warmholzberg bei Halberstadt Warmholzberg bei Halberstadt: Tourismus im Hexenhaus

Thale/Halberstadt - Viele Original-Schauplätze des Erstlingswerkes „Hexenring - Im Schatten der Hexen“ von Kathrin R. Hotowetz lassen sich ohne große Mühe finden. Ihre Geistmühle am Warmholzberg in Halberstadt zum Beispiel, die sich unweit des Badesees in ein Meer von Grün schmiegt. „Ich vermiete hier Ferienwohnungen, da bin ich Geschäftsfrau durch und durch. Wohnen in einer Krimi-Location, das zieht Gäste an“, meint sie schmunzelnd. Dass ihre Hexenfiguren nun zum Leben erweckt werden, das hätte sie nicht gedacht, als sie vor fünf Jahren ihr Buch vorstellte, dem nun Ende Mai bereits der fünfte Band folgt.
Hexen gibt es
Derzeit werden in Totenrode nach ihren Vorlagen die Hexen geschnitzt, die in Thale das Hexengolf-Areal im Ex-Bärengehege schmücken werden. Die Autorin vermag es, die mit Mystik gesättigte Naturlandschaft des Harzes bildhaft zu beschreiben. Sie nimmt die Leser mit in eine Zeit Jahrhunderte vor unserer, um dann beide Ebenen wieder spannend miteinander zu verquicken. Sehr früh gibt es im ersten Band der Hexenromane die deutliche Ansage: „Oh ja“, sagte die Großmutter. „Es gibt Hexen.“ Ob es wirklich welche gibt? Kathrin R. Hotowetz will es nicht ausschließen. Fest stehe, so die Autorin, dass es im Harz mehr als anderswo Frauen gibt, die Seherinnen oder Geistheilerinnen sind, die sich mit Kräutern befassen und aus den Karten lesen. Hexen seien verschrien, weil die Menschen sich vor bösen Wesen fürchten. „Dabei saßen die Hakesusa als Zaunreiterinnen auf den Hecken quasi als Mittlerinnen zwischen der heimischen und der Anderswelt. Viel Wissen ist verloren gegangen über die Jahre“, weiß sie und belegte selbst Heilpflanzenkurse.
Schauergeschichten für Feriengäste
Mit ihrem Lebensgefährten Axel Steinbach forschte sie nach der Geschichte ihrer Behausung. Sie entdeckten über Google alte Urkunden in Harvard. 1226 schon war von der Geistmühle an der Holtemme unterm Warmholzberg die Rede. Der Historiker Leopold Karl Wilhelm August Freiherr von Ledebur schrieb 1830 über sie und verwies auf die Wiedekeburg, die im Buch wieder auftaucht.
Kathrin R. Hotowetz mag es, Geschichte zu erzählen, auch für ihre Feriengäste. Schließlich wollen auch die wissen, was es mit der Äbtissin Johanna Susanna Bühle auf sich haben könnte, an die eine Sandsteintafel an der Mühlen-Wand erinnert. „Manchmal frage ich mich, was die so zu unserem Umbau hier so denkt. Mag sein, sie meint, wir haben das Haus verschandelt.“ Weil sie solche Gedanken nachhängt, schrieb die Mutter der drei erwachsenen Kinder Yvonne, Maximilian und Alexander vor fünf Jahren, ohne es zu wissen, das erste Kapitel des Hexenbuches.
Kein Kinderbuch mehr
Eigentlich war es der Einstieg für ein Märchen. Was als Kinderbuch begann, endet mit reichlich toten Kindern und eigentümlichen Zeichen an ganz verschiedenen Orten im Ost- und Westharz, was der Polizei in Halberstadt und Goslar viel Arbeit beschert. Die Geschichte vom Hexenring, einer uralten Prophezeiung aus längst vergangenen Tagen, wird mitten in unserer Zeit nicht nur auf einem Schulausflug beängstigende Realität.
Im September 2010 begann Kathrin R. Hotowetz mit „Hexenring - Im Schatten der Hexen“, am 27. Februar 2011 schrieb sie das letzte Wort. Der mystische Harz-Krimi wurde zum „Harzbuch 2012“ gekürt. Kathrin Packebusch steuerte seither Titelbild und Illustrationen bei, die von der Mystik der Texte inspiriert sind. Sehr bildhaft schildert die Texterin ihren Schaffensprozess. Sie brauche den Bezug zur Natur. „So entwickelte sich ein Kapitel ums andere vor dem geistigen Auge. Zwischen zwei und 13 Seiten habe ich täglich niedergeschrieben. Abends war ich nach dem Schreiben dann mehr k.o. als nach dem Putzen unserer vier Ferienwohnungen, die natürlich ebenfalls eine Hauch Mystik verströmen.“
Die vierte Fortsetzung
Auch wenn sich „Hexenring“ bis heute bestens verkauft und die zehnte Auflage hat, unterdessen gibt es die vierte Fortsetzung. Eigentlich wollte Kathrin R. Hotowetz nach „Der Eibenspiegel“, dem Band 4, Schluss machen und etwas ganz anderes schreiben. Ihre Leser und die Familie überzeugten sie, weiter den Hexen zu folgen. Nun nähern sich die Auflagenzahlen der magischen 50.000er Grenze.
Während dieser Tage „Mitternacht im Garten des Todes“ erscheint, steht der Titel für den sechsten Band schon fest: „Das versunkene Heiligtum“. Doch dazwischen geben sie und Axel Steinbach im eigenen Geistmühle-Verlag den schon länger angekündigten Reiseführer „Wandern im Schatten der Hexen“ heraus. Er folgt den Helden und Geschichten ihrer Hexenbände. So wie sie beim Schreiben der Bücher den Harz richtig kennengelernt hat, soll der Leser den Spuren folgen. Die Autorin findet, der Harz in seiner Gesamtheit sei ein mystischer Ort. Immer wieder macht sie Entdeckungen. „Wer kennt Questenberg und seinen Holzroland und weiß, dass dort keltische Mahle zubereitet werden? Oder wem ist klar, dass die Rhumequelle ein Überlaufventil der gewaltigen Wassermassen des Harzes ist?“ (mz)
Weitere Infos unter: www.im-schatten-der-hexen.de