Treppenlift geplant Treppenlift im Nordflügel von Schloss Ballenstedt geplant: Bald mehr Komfort für Gehbehinderte

Ballenstedt - Das Schloss gehört zu den größten Attraktionen in der Stadt Ballenstedt. Allerdings kann es nicht jeder einfach so besuchen: Wer im Rollstuhl sitzt, hat ein Problem.
Ins Innere der Gebäude gelangt man nur über Stufen und Treppen, drinnen geht es dann oft so weiter. Barrierefreie Lösungen sind kaum in Sicht, denn das Ensemble steht unter Denkmalschutz und darf deswegen baulich nicht verändert werden.
Aber ein Schritt kann jetzt getan werden: Der Schloss- und Schlossparkverein will im Nordflügel einen Treppenlift einbauen lassen, der Gehbehinderte in die erste Etage bringt, wo die Ausstellung zum Forstwesen in Anhalt zu sehen ist.
Schöner Nebeneffekt: „Gleichzeitig können wir so die Schlosskirche für Gehbehinderte erschließen, die sonst vor der Tür bleiben oder mit viel Aufwand hineingebracht werden müssten“, erklärt Vereinsgeschäftsführer Detlef Heydecke.
Nebeneffekt: Gehbehinderte gelangen bald auch in die Schlosskirche
Möglich wird der Einbau des Treppenlifts durch die finanzielle Unterstützung der Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt. Geschäftsführer Marko Ehlebe übergab dem Verein am Mittwoch einen symbolischen Scheck über 8.400 Euro. „Für die Spieler ist es wichtig zu wissen, dass ihr Geld gut angelegt ist“, sagt Ehlebe. Landesweit würden jährlich mehr als sechs Millionen Euro durch die Lotto-Toto GmbH direkt vergeben.
Ein Teil davon fließt nach Ballenstedt - und das nicht zum ersten Mal. Bei verschiedenen Bauprojekten hat der Verein schon auf diese Art Unterstützung bekommen, beispielsweise bei der Sicherung des Dachgeschosses und der Erneuerung aller Fenster im Nordflügel. Dafür hat die Lotto-Toto GmbH nach eigenen Angaben insgesamt 155.400 Euro zur Verfügung gestellt.
Der Schloss- und Schlossparkverein hat sich vor 20 Jahren gegründet. Seitdem arbeiten seine Mitglieder am Nordflügel, in dessen Erdgeschoss ein Filmmuseum und ein kleiner Kinosaal eingerichtet wurden. „Das Kino hat 53 Plätze, und wir haben extra Sitze ausgebaut, damit Rollstühle Platz haben“, sagt Detlef Heydecke. „Es macht doch keinen Sinn, Menschen mit Handicap auszuschließen.“
Lotto-Toto GmbH bezuschusst die Bauarbeiten mit rund 155.000 Euro
Jetzt wird der nächste Schritt unternommen, um die Hürde von 21 steilen Stufen aus dem Weg zu schaffen. Nicht nur für Rollstuhlfahrer sei die zu DDR-Zeiten gebaute Treppe ein Problem, sagt Vereinsvorsitzender Bernd Tiedeken.
„Auch für Menschen, die schlecht gehen können, sind sie schwer zu steigen.“ Doch die Stufen sind der einzige Zugang zum Obergeschoss, in dem sich weitere Ausstellungsräume befinden, in denen die Geschichte des Forst- und Jagdwesens im Anhaltischen Harzwald präsentiert wird.
Der Verein habe gemeinsam mit der Denkmalpflege nach einer Lösung gesucht, sagt Tiedeken. Ergebnis: „Ein Lift wäre ideal.“ Er hofft, dass noch im August mit dem Einbau begonnen werden kann. Dafür müssen Türen und Rahmen entfernt werden, ansonsten wäre der Durchgang zu schmal.
Jagd- und Forstausstellung kann nahezu barrierefrei erkundet werden
Die Jagd- und Forstausstellung kann nahezu barrierefrei erkundet werden: Ein Ausstellungsraum folgt in gerader Linie dem anderen. Allerdings nicht immer auf exakt gleicher Ebene. „Der Nordflügel ist in mehreren Etappen gebaut worden“, erklärt Bernd Tiedeken. „Das erkennt man an den Stufen.“
Zwei Räume sind noch frei. Dort will der Verein die Ausstellung mit Unterstützung der Landesforstverwaltung um weitere Exponate und Schautafeln erweitern, die unter dem Thema „Niederwild“ - also beispielsweise Hasen und Kaninchen - zusammengefasst sind.
„Immerhin, in 20 Jahren haben wir einiges geschafft“, sagt Bernd Tiedeken, während er dem Lotto-Geschäftsführer die Forstausstellung zeigt. „Man musste den Mut haben zu sagen: Jetzt fangen wir an.“
Bevor die Ausstellung vor drei Jahren eröffnet wurde, hatte der Verein im Nordflügel bereits das Filmmuseum „Cinema“ eingerichtet, das Exponate aus mehr als 100 Jahren Filmgeschichte beherbergt, außerdem die Ausstellung „Frühe Askanier“ im Südflügel. (mz)